041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
auf die Meinung eines Laien nicht so großen Wert legen«, fuhr Havelock fort, »aber vielleicht hören Sie eher auf das Urteil eines Fachmanns. Inspektor Sneed hat mir eben gesagt, daß er für seinen Teil Lord Selfords Gastfreundschaft annimmt.«
»Ja«, gab Sneed unumwunden zu, »ich leugne nicht, daß ich sehr gern hierbleibe, zumal meine Pflicht mich in dieser Gegend festhält.«
Dick verstand ihn sofort. Es lag ihm daran, sich in der Nähe des Tatorts aufzuhalten. Noch war Codys Ermordung nicht aufgeklärt, und Selford Manor war der gegebene Mittelpunkt für alle Nachforschungen. Auch Stalettis Haus war von hier aus leicht zu erreichen.
»Gut«, willigte er ein, »ich sehe, ich bin überstimmt. Wenn Miss Lansdown einverstanden ist, können wir bleiben. Selbstverständlich müßte die Einladung dann auch auf ihre Mutter ausgedehnt werden.«
»Was das anbetrifft«, sagte Havelock rasch, »so brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich selber hole Mrs. Lansdown in meinem Auto ab. Ich habe noch verschiedenes in der Stadt zu besorgen, was ich bei meiner eiligen Abfahrt vergaß. Sie werden nichts entbehren, meine Herren; Selford Manor bietet Ihnen jede Bequemlichkeit, und im Dorf finden wir jederzeit Dienstboten. Nur« - er zögerte und wandte sich an Sneed -, »ich würde an Ihrer Stelle für ein Polizeiaufgebot sorgen. Ich fürchte, diese Nacht bringt die Krise.«
27
Kaum hatte Sneed sein Frühstück eingenommen, da ertönte draußen ein Hupensignal. Der Polizeichef von Sussex erschien in höchsteigener Person mit einem Haftbefehl für Doktor Staletti. Sie fuhren dann zusammen zum ›Galgenhof‹, fanden aber das Nest leer. Der Vogel war ausgeflogen.
Ein Tagelöhner, der in der Nachbarschaft eine Kate bewohnte, führte die Aufsicht über das verlassene Haus. Er war bei Staletti zuweilen als Gärtner beschäftigt worden, hatte aber nie etwas Auffälliges bemerkt. Staletti hatte ihn an diesem Morgen schon vor Sonnenaufgang geweckt, ihm die Schlüssel seines Hauses übergeben und ihn gebeten, Haus und Garten bis zu seiner Rückkehr zu bewachen.
Die Durchsuchung der Räume lieferte kein neues Beweismaterial. Stalettis Bett war unberührt. Er hatte sicher in dieser Nacht nicht darin geschlafen.
Mißmutig begaben sich die beiden Herren zum Tatort zurück und ließen sich vom Arzt Bericht erstatten. Sneed hatte sich nicht getäuscht. Mrs. Cody war, wohl infolge des Schreckens, an einem Herzschlag gestorben. Inspektor Wilson, der die Aufsicht führte, hatte achtzehn leere Patronenhülsen im Obstgarten gesammelt. Dieser Fund stellte ihn vor ein Rätsel. Sneed löste es für ihn, indem er launig von dem nächtlichen Sperrfeuer erzählte.
Cody war kriminalistisch durchaus kein unbeschriebenes Blatt. Allerdings prangte er im Verbrecheralbum unter dem Namen Bertram. Seine Straftat lag indessen schon lange zurück. Er war einer der ersten in England gewesen, der Fernunterricht erteilte, und zwar hatte er vorgegeben, er könne jeden, der ein Pfund bezahle, brieflich in der Kunst des Hypnotisierens unterrichten.
Es gibt keinen Leim, auf den die Gimpel nicht gehen. Sehr bald hatte er tausend Pfund erschwindelt, ohne daß auch nur ein einziger seiner Schüler das Hypnotisieren erlernt hätte. Da griff der Staatsanwalt zu. Sein Kompagnon, der sich mit ihm den Erlös geteilt hatte, entzog sich der Verhaftung durch schleunige Flucht. Der Kompagnon war - Staletti.
»Sieh einer an - Staletti!« sagte Sneed aufhorchend.
»Erinnern Sie sich«, fragte ihn Wilson, »daß wir ihn später beim Vivisezieren erwischten? Leider war seine erste Straftat inzwischen schon verjährt.« »Das sind ja merkwürdige Zusammenhänge!«
»Bis in die allerletzte Zeit verkehrten sie miteinander«, fuhr Wilson eifrig fort. »Ich habe die Dienstboten verhört. Man hat ihn häufig gesehen. Allerdings kam er meistens des Nachts.«
»Wieso waren die Dienstboten gestern nacht nicht da?«
»Ein Mädchen ist erkrankt, die andern hatten Urlaub. Zweifellos plante Cody ein Verbrechen, bei dessen Ausführung ihn der Tod ereilt hat.«
Sie gingen durch den Garten.
»Vorhin war Martin hier«, erzählte Wilson weiter. »Er ist auf platten Reifen nach Horsham gefahren, um sich dort Ersatz zu beschaffen. Er läßt Sie bitten, hier auf ihn zu warten.«
Sneed dankte Wilson und schlenderte zum Pförtnerhaus. Als er die Chaussee hinunterblickte, entdeckte er eine Staubwolke, die sich rasch näherte. Dick fegte im Auto heran.
»Steigen Sie ein, ich bringe Sie
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