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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich um die altmodische Gasflamme, die sich unter reichlicher Verschwendung übelriechender Düfte endlich zum Brennen entschloß.
    »Miss Lansdown«, sagte Dick zum Verwalter, »hat einen sehr merkwürdigen Menschen in einem Zimmer des Erdgeschosses gesehen!«
    Der Verwalter stieg vom Stuhl herab und sah Sybil mit weit offenen Augen an. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Unmöglich! Wer sollte hier wohl hereinkommen? Alle Türen und Fenster sind verschlossen, und jeden Abend mache ich eine Runde durch das Haus!«
    »Können Sie uns die Räume zeigen?«
    Der Verwalter nickte bereitwillig. Sie durchschritten zwei Zimmer, und in jedem zündete der Verwalter umständlich die Gaslampe an. Aber überall erklärte Sybil: Hier ist es nicht gewesen. Endlich, als die Tür zum dritten Zimmer geöffnet wurde, zuckte sie zurück. Ihre Augen suchten Dick. Hier, sagte ihr Blick.
    Einen Augenblick später lag der Raum im bleichen Licht seiner Gaskrone. Es war ein hohes Gemach, und es war ganz leer. Weder fand sich eine Spur von dem Eindringling, noch stand die Petroleumlampe auf dem Tisch.
    Schon fragte sich Sybil, ob ihre überreizten Nerven ihr vielleicht die Erscheinung vorgespielt hätten, da stieß Dick einen leisen Pfiff aus. Er hatte einen schweren Krückstock aus Eschenholz entdeckt, der in der Ecke zwischen dem vorspringenden Kamin und der zurücktretenden Wand lehnte. Er hob ihn hoch und betrachtete ihn von allen Seiten.
    »Ist das Ihr Stock?« fragte er den Verwalter.
    »Nein«, erwiderte der Mann verdutzt, »und ich weiß auch nicht, wie er hierhergekommen sein kann. Gestern abend war er jedenfalls noch nicht da.«
    »Vielleicht haben Sie ihn übersehen«, meinte Dick.
    »Unmöglich! Meine Frau hat gerade gestern abend den Marmor poliert. Es kam uns vor, als sei er fleckig geworden.«
    »Merkwürdig«, sagte Dick langsam. »Man sollte meinen, es gäbe keine Zauberer mehr im zwanzigsten Jahrhundert ... aber vielleicht«, er klopfte mit dem Finger auf die Täfelung, »sind die Wände hohl? Oder existiert hier ein Geheimzimmer? So etwas hat man doch schon häufig in Romanen gelesen!«
    Seine Frage war ironisch gemeint. Aber zu seinem Erstaunen erwiderte der Verwalter mit geheimnisvoll wichtiger Miene:
    »Ob die Wände hohl sind, weiß ich nicht. Aber ein Geheimzimmer soll es irgendwo geben. Die frühere Wirtschafterin hat es mir erzählt, und die hat es wieder von dem verstorbenen Lord Selford.«
    Dick bückte sich schweigend und ließ das Licht seiner Taschenlampe in den Kamin fallen. In gewissen Zwischenräumen waren eiserne Sprossen angebracht. Dort waren vor vielen Jahren die Schornsteinfeger hinaufgeklettert, aber für die Körpermaße eines Riesen war der Hohlraum zu schmal.
    Er nahm noch einmal den Krückstock auf und untersuchte die eisenbeschlagene Spitze. Noch saß ein Krumen feuchter, frischer Erde daran.
    »Was halten Sie von dieser Geschichte?« fragte ihn Sneed.
    Dick zuckte die Achseln. »Ich tappe völlig im dunkeln.«
    In diesem Augenblick fiel sein Blick auf Sybil. Sie lehnte bleich am Kamin, und ihre Zähne schlugen wie im Frost zusammen. Sofort legte er den Stock auf den Tisch und brach seine Nachforschungen ab. Liebevoll führte er sie in das Wohnzimmer, in dem bald unter der kundigen Hand des Verwalters ein lustiges Feuer brannte. Dann begab er sich selbst mit ihm in die Küche, um den Kaffee zu brauen und das Brot zu rösten. Erst als Sybil sich erquickt hatte, bat Dick sie, zu erzählen.
    Die beiden Männer hatten das bequeme Sofa vor den Kamin geschoben, und zwischen ihnen sitzend, die Füße von der Glut erwärmt, das Gesicht von der Flamme bestrahlt, kam Sybil ihr Abenteuer wie der Spuk eines Fiebertraumes vor. Sie sah sich losgelöst von ihren eigenen Erlebnissen und konnte sich kaum mehr vorstellen, daß sie selbst die Heldin all dieser unausdenkbaren Schrecknisse war.
    Als sie erzählte, wie Tom Cawler zurückgeblieben war, um sich dem Unhold entgegenzuwerfen, umkrampfte sie Dicks Arm.
    »Oh, Mr. Martin, Sie müssen alles tun, um sein Schicksal aufzuklären! Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß er um meinetwillen zugrunde ging.«
    Tränen rollten aus ihren Augen. Erst allmählich beruhigte sie sich wieder und konnte fortfahren. »Wenn ich nur wüßte, was Cody von mir wollte?« fragte Sybil, als sie geendet hatte.
    Dick schwieg. Noch schien es ihm nicht ratsam, den Schleier von den Geheimnissen zu ziehen, die Codys Motive umgaben.
    Sybil starrte in den Kamin, in dem die Tannenreiser

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