041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
nach Selford!« rief er ihm zu.
»Haben Sie Staletti gefaßt?« fragte er Sneed, als der neben ihm Platz nahm. Der Inspektor schüttelte verdrießlich den Kopf.
»Ich dachte es mir«, sagte Dick. »Er wußte bereits gestern nacht, daß sein Spiel verloren war; daher sein letzter Versuch an der unterirdischen Tür. Hätte ich nur seinen Schlüssel!«
»Der würde Ihnen auch nichts nützen«, brummte Sneed. »Es wäre ja erst der vierte!«
»Erst der vierte, jawohl, aber ich hoffe, die drei anderen sind morgen in meinem Besitz!«
»Wieso morgen? Das verstehe ich nicht!« »Morgen früh um sieben Uhr kommt Lord Selford. Entweder sind wir bis dahin tot, oder wir haben die Schlüssel«, sagte Dick rätselhaft.
Der Inspektor sah ihn scharf von der Seite an.
»Sie wissen mehr, als Sie sagen«, warf er ihm vor.
Dick zog es vor zu schweigen. Er tat, als nähme ihn die Steuerung des Autos ganz in Anspruch. Erst mußte er einem Bauernwagen ausweichen, dann galt es, einen Packard abzuhängen, der ihnen viel Staub ins Gesicht wirbelte. Kurz darauf lenkte er seinen Wagen in die Einfahrt des Parks.
Neue Pflichten erwarteten Sneed im Hause.
Dicks erste Frage galt Mrs. Lansdown. Sie war vor einer halben Stunde mit Havelock eingetroffen und hatte sich sogleich zu ihrer Tochter begeben.
Dick fand den Anwalt im Wohnzimmer. Er durchmaß den Raum mit sorgenvollen Schritten. Seine klugen Augen hatten sich umwölkt.
Als er Dick sah, gab er sich einen Ruck.
»Wissen Sie das Neueste?« fragte er mit verhaltener Stimme.
Dick sah ihn erwartungsvoll an. Havelock trat auf ihn zu und packte ihn am Knopf seiner Jacke.
»Lord Selford wohnt nicht im Ritz-Carlton-Hotel. Man kennt dort seinen Namen gar nicht!«
Er ließ den Knopf los und trat ans Fenster. Offenbar mußte er sich sammeln. Nach einer Pause drehte er sich um.
»Ich lasse jetzt in den Meldebüchern nachschlagen, ob er jemals früher dort abgestiegen ist. Sie wissen, er hat mir etliche Male von dort geschrieben. Noch hoffe ich, daß man sich seiner bloß nicht mehr erinnert, sonst ...«, er hielt inne und zupfte mit nervösen Fingern an seiner Krawatte, ». übergebe ich den ganzen Fall der Behörde.«
Er nahm seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf.
Schweigend bot ihm Dick eine Zigarette an. Er dankte, klemmte sie aber in der Zerstreutheit kalt zwischen die Zähne.
»Brauchen Sie kein Feuer?« fragte Dick ihn mit leisem Lächeln.
Havelock zuckte zusammen und hielt die Zigarette an die Flamme, die Dick ihm reichte. Er tat ein paar tiefe Züge. Die Wogen seiner Erregung glätteten sich.
»Ich war bei Cook«, berichtete er weiter. »Ich wollte die Möglichkeit prüfen, ob Lord Selford sich wirklich in London aufhalten kann, und habe festgestellt, daß er bei Ausnutzung aller Flugzeugverbindungen tatsächlich rechtzeitig in London eintreffen konnte, um nachts gegen ein Uhr mit mir zu telefonieren. Aber wie hat er in der halben Stunde, die höchstens zwischen seiner Ankunft und unserem Telefongespräch lag, Sybil Lansdowns Schicksal in Erfahrung bringen können? Ich habe ja manches in meiner Anwaltspraxis erlebt, aber eine solche Häufung von Unwahrscheinlichkeiten noch nicht!«
Die Tür öffnete sich, und Mrs. Lansdown blickte ins Zimmer. Sie war tief bewegt, als sie Dick Martin begrüßte. Noch bebte die Qual dieser Nacht in ihrer Seele.
»Sybil hat mich geschickt«, sagte sie, als sie sich gefaßt hatte. »Sie möchte wohl wissen, ob Tom Cawler gefunden worden ist.«
»Noch nicht«, sagte Dick in bedauerndem Ton.
»Kann ihm etwas Ernstliches zugestoßen sein?« fragte Mrs. Lansdown ängstlich.
»Ich weiß es nicht. Tom Cawler war ja ein fixer Junge. Er hat seinen Hals gewiß schon aus ganz anderen Schlingen gezogen«, sagte Dick tröstend, obwohl er selber nur wenig Hoffnung hatte.
Mrs. Lansdown atmete auf.
»Gebe Gott, daß er sich hier bald mit heilen Gliedern einstellt. Ich möchte ihm gern die Hand drücken.«
Im Laufe des Nachmittags traf neue Nachricht über Staletti ein. Ein Gendarm zu Rad hatte ihn beobachtet. Er fuhr in einem Auto, das heißt, er fuhr nicht, sondern hantierte wütend am Motor herum. Als der Gendarm sich später nach ihm umwandte, sah er nur noch die Staubwolke, in der der Wagen verschwand. Wahrscheinlich flüchtete Staletti nach London. Sein Steckbrief war bereits am Vormittag telegrafisch an sämtliche Polizeiämter gegangen. Der Rundfunk würde ihn seinen Hörern am Abend übermitteln.
Nachdem Dick einige Stunden wie ein Toter
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