041 - Tribute to the King
Attraktion sie ablenkte - spontane Konzerte am Straßenrand etwa, Kneipen oder Souvenirhändler.
Schließlich bogen sie in den Elvis Presley Boulevard ein; das grüne Straßenschild hing noch über der Kreuzung, liebevoll restauriert.
Das Anwesen mit der legendären Hausnummer 3764 war schon von weitem zu erkennen. Auf der Straße davor tummelten sich Menschenmassen, die sich teilten wie weiland das Rote Meer vor Moses, als Schlomo den Cadillac im Schritttempo hindurch steuerte, winkend und hupend, bis er ihn vor dem doppelflügeligen Grundstückstor mit den schmiedeeisernen Noten und Notenzeilen darauf stoppte.
Jenseits des Tores, auf dem Areal von Graceland - oder Greaseland, wie man es heute nannte -herrschte weitgehend Ruhe, im Vergleich zu dem Tumult hier draußen jedenfalls.
»Nur Truveers dürfen dieses Tor passieren - und Helfer wie ich«, erklärte Schlomo. Er blinzelte Matt Drax zu. »Und Freunde, die wir mitbringen.«
»Zu viel der Ehre«, befand Matt, nahm selbige aber doch gern in Anspruch.
Von drinnen wurde das Tor geöffnet. Die Flügel glitten lautlos auseinander, der Caddy rollte die geschwungene Zufahrt hinauf, dahinter schloss sich das Tor wieder.
Matt konnte nicht leugnen, dass ihn ein sonderbares Gefühl ergriff, etwas wie Ehrfurcht wohl.
Vielleicht, dachte er, ließ sich die Bedeutung von Elvis Presley, sein Platz in der Historie erst jetzt, in dieser Zukunft wirklich bestimmen - aufgrund der Tatsache, dass man ihm noch heute huldigte, obwohl er seit weit über fünfhundert Jahren tot und inzwischen so viel Ungeheures geschehen war.
Und auf einmal empfand Matt diese postapokalyptische Verehrung eines Rock-'n'- Roll-Sängers aus dem 20. Jahrhundert nicht mehr als lächerlich, betrachtete sie nicht mehr als Spinnerei, sondern -Er wusste es nicht, fand kein Wort dafür.
Aber er spürte, als könnte er es mit Händen greifen, dass es etwas Tiefergehendes war, etwas, das in den Herzen all dieser Menschen wurzelte, ihnen Halt in der Welt und Zusammenhalt untereinander gab.
Und einen zeitlosen Moment lang beneidete Matthew Drax diese Menschen darum. Weil sie etwas hatten, das ihm fehlte - auch wenn er sich meistens verbat, es zu vermissen.
Solchen Halt eben.
Und Glaube vielleicht.
Dann, vor ihnen, in einem separat abgegrenzten Bereich (»Tabuzone«, erläuterte Schlomo ehrfürchtig im Flüsterton): Graceland Mansion.
Elvis' Zuhause.
Im letzten Licht des Tages lag es teils versteckt hinter Bäumen, einsam, verlassen, dunkel. Wie etwas Schlafendes.
Ein kühler Wind ließ Blätter rascheln und Matt frösteln. Jedenfalls redete er sich ein, dass es am Wind lag…
Schlomo lenkte den Cadillac an dem zweistöckigen Gebäude mit dem Säuleneingang vorbei, weiter hinein in das Anwesen, das vor langer Zeit einmal von parkartigem Charakter gewesen war, heute jedoch mit seinem Wildwuchs eher an einen Dschungel erinnerte. Die Truveers, die den Caddy empfingen, beäugten Matt und Aruula misstrauisch. Einer, der nicht mehr zu den Jüngsten zählte und einen goldenen Satinanzug mit grauem Pelzbesatz trug, fragte unverhohlen: »Was habt ihr hier zu suchen?«
Schlomo lächelte verlegen. »Das… das sind Freunde von mir. Ich habe sie…«
»Du weißt doch, dass es Nichtgeladenen und Unwürdigen verboten ist, ihren Fuß auf Seinen Boden zu setzen, oder?«
»Schon, ja…«, Schlomo spielte nervös mit den Ringen an seinen Fingern, »… aber, na ja, sie berühren den Boden doch gar nicht! Sie sitzen doch im Auto!«
»In der Kingskalesche!«, verbesserte der Goldgekleidete streng.
Matt fiel etwas ein. Etwas, das ihnen der Truveer in Lynchburg gegeben hatte. Er zog die Gedenkplakette aus der Tasche und zeigte sie vor.
»Hier - ist das Berechtigung genug?«
»Oh«, machte der altehrwürdige Truveer erstaunt. »Das ändert die Lage natürlich -«, er deutete eine kleine Verbeugung an, »- seid willkommen in Greaseland. Freunde eines der unseren sind unser aller Freunde.«
»Zu freundlich, vielen Dank«, erwiderte Matt mit einem Anflug von Sarkasmus, stieg aus und half Aruula aus dem Wagen.
Weitere Truveers kamen herbei und fingen an, den Caddy zu polieren.
»Mit dieser Plakette«, erklärte Schlomo, - »und ich will um meines eigenen Seelenheils willen gar nicht wissen, wo ihr sie herhabt! - könnt ihr euch ein Zimmer in dem Hotel drüben auf der anderen Roodseite nehmen.«
»Tja«, machte Matt, schnippte den Blechdeckel hoch und fing ihn geschickt wieder auf, »dann würde ich vorschlagen, dass
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