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041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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technischen Kellers gab es noch
einen Zwischenraum von knapp fünfzig Zentimetern.
    Und darin befand sich Judy Bartmore , deren Körper
sich in der bedrohlichen Dunkelheit wie ein großer leuchtender Wurm, der sich
auf dem Boden wand , abzeichnete.
    Die Schauspielerin schrie – halb wahnsinnig vor Angst – und begriff im
ersten Augenblick nicht, dass sich ein Weg in die Freiheit geöffnet hatte.
    Unter Einsatz ihres Lebens kroch Miriam Brent unter dem sich senkenden
Bühnenboden nach innen und griff nach Judy. »Schnell! So kommen Sie doch, Mrs. Bartmore – schnell !«
    Noch vierzig Zentimeter trennten den Bühnenboden von den beiden Frauen.
    Der Schweiß brach Miriam aus.
    Sie ergriff die Hände der zitternden Kollegin und rutschte nach hinten,
Judy folgte den Bewegungen ihrer Retterin. Es gelang Miriam, unversehrt nach
außen zu kommen. Auch Judy Bartmore hatte es fast
geschafft, doch auf einmal erreichte der Bühnenboden seinen Tiefstand. Judys
Füße hingen fest.
    Sie schrie wie von Sinnen.
    »Drehen Sie Ihre Füße herum !« , rief Miriam Brent,
während sie mit voller Kraft unter Judys Schultern griff und sie nach hinten
zog.
    Sie bekam die Kollegin in letzter Sekunde frei.
    Miriam Brent wusste später nicht mehr, wie es ihr gelang, die völlig
Verzweifelte in die Garderobe zu bringen, denn diese war kaum fähig, sich auf
den Beinen zu halten. Ein Weinkrampf schüttelte ihren Körper.
    »Es war schrecklich. Er war wieder da, er wollte mich mitnehmen – da bin
ich geflohen, doch alle Türen waren verschlossen !«
    Miriam war kaum in ihrer Garderobe, als die Hintertür des Theaters geöffnet
wurde. Ein Mann mit festem, energischem Schritt kam durch die dämmrigen Flure –
es war Ernest Bartmore . Er hörte die Stimme seiner
Frau.
    »... er hat mich in die Enge gedrückt. Der Mann ohne Gesicht.«
    »Judy!« Ernest stieß den Namen seiner Frau förmlich heraus. »Mein Gott,
Judy, wie siehst du aus !« Er eilte auf sie zu und warf
dabei Miriam Brent einen fragenden Blick zu.
    »Man hat einen Mordanschlag auf Ihre Gattin unternommen. Um ein Haar hätte
sie der Bühnenboden erdrückt !«
    »Ich hatte so ein komisches Gefühl und hielt es nicht mehr aus. Wer kann
ein Interesse daran haben, Judy aus dem Weg zu räumen ?« Er presste die Lippen fest zusammen.
    »Es war schrecklich, Darling«, hauchte die Schauspielerin. »Ich wusste
nicht, wie ich mich vor ihm retten sollte. Die Tür, die zu den Garderoben
führt, war verschlossen. Ich floh in den Keller und merkte nicht, dass ich den
technischen Raum unterhalb des Bühnenbodens erreicht hatte. Beide Türen waren
offen. Aber dann wurden sie zugeschlagen, und die Decke senkte sich über mir.
Ich glaube, ich habe nur noch gebrüllt und gehofft, Miss Brent würde mich
hören. Es erscheint mir wie ein Wunder, dass sie darauf aufmerksam wurde .«
    Ernest Bartmore löste sich von seiner Gattin.
»Bleiben Sie bei ihr, Miss Brent. Ich will mich mal umsehen .« Er blieb fast zehn Minuten. Als er zurückkehrte, schüttelt er den Kopf.
    »Es ist niemand sonst im Theater .«
    Seine Frau hatte sich etwas beruhigt. »Es muss jemand da gewesen sein. Er
tauchte wie aus dem Boden gewachsen vor mir auf der Bühne auf und sagte: »Nun,
liebe Mrs. Bartmore , haben
Sie unser Rendezvous vergessen? Wir waren doch verabredet, nicht wahr? Wir
wollten uns doch heute wiedertreffen – im Leichen ...« Sie brachte es nicht
fertig, das Wort zu Ende zu sprechen.
    »Wie sah der Mann aus ?« , wollte Ernest wissen.
    »Ich sagte es schon – er hatte kein Gesicht! Er trieb mich in die Enge,
schloss die Türen – und dann aktivierte er die hydraulischen Säulen .« Sie begann wieder zu zittern.
    Die Blicke von Ernest Bartmore und Miriam Brent
trafen sich.
    »Meine Frau ist etwas verwirrt, bitte entschuldigen Sie .« Er wandte sich an Judy. »Ich werde dich jetzt nach Hause fahren, Darling. Du
brauchst Ruhe .«
    Sie nickte und schmiegte sich wortlos an ihn.
    »Bitte, vergessen Sie das alles«, sagte er noch leise.
    Miriam starrte ihn fassungslos an. »Vergessen? Einen Mordanschlag?«
    Trauer und Verzweiflung sprach aus dem Blick des bekannten Regisseurs. »Ja,
vergessen. Auf meine Frau wurde kein Anschlag verübt! Sie leidet seit Tagen
unter heftigen Depressionen. Ich fürchte, Sie wurden Zeugin eines Anfalls, wie
er in dieser Stärke bisher noch nicht aufgetreten ist. Meine Frau muss in einem
Augenblick geistiger Umnachtung gehandelt haben. Sie hat den Keller unter der
Bühne aufgesucht, nachdem

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