Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

041 - Um Mitternacht im Leichenhaus

Titel: 041 - Um Mitternacht im Leichenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
meine
sprichwörtliche Überempfindlichkeit vor jeder Premiere. Es ist etwas anderes.
Ich werde seit zwei Tagen permanent bedroht, ich ...« Es sprudelte mit einem
Mal nur so über ihre Lippen.
    Ed Sullivan senkte den Kopf. Es war ihm peinlich, dass sich Judy so
gehenließ und ihr Herz einer Fremden ausschüttete, die sie erst knapp zwei
Stunden kannte. Dabei hatte er doch erwartet, dass der Zusammenbruch
unmittelbar bevorstand.
    »Ein teuflisches Spiel, nicht wahr ?« , fragte die
Diva leise und trocknete sich die Augen.
    Das Gespräch wurde in eine andere Richtung gelenkt, als der Inspizient,
schon aufbruchbereit im Mantel, meldete, dass für Mrs. Bartmore ein Telefonanruf da sei.
    Judy Bartmore wurde bleich.
    »Ich komme mit«, sagte Ed Sullivan sofort.
    »Es ist Ihr Mann, Mrs. Bartmore «,
fügte der Inspizient noch hinzu.
    »Das Gespräch wurde in Ihre Garderobe gelegt .«
    Judy schloss sekundenlang die Augen, erhob sich dann und suchte ihre
Garderobe auf. Sie blieb nur wenige Minuten. Als sie auf die Bühne zurückkam,
berichtete sie, dass ihr Mann sie voraussichtlich gegen Mitternacht abholen
würde. Das Treffen mit Dr. Fermon würde leider nicht
zustande kommen. Der Psychotherapeut war seit zwei Tagen verreist. Doch davon
sagte sie nichts.
    Die Leere des großen, dunklen Zuschauerraums, die Ruhe, das Gespräch mit
dem Regisseur und der jungen Miriam Brent schien sich offenbar vorteilhaft auf
sie auszuwirken. Sie machte selbst den Vorschlag, den großen Solopart noch
einmal zu proben.
    Ed Sullivan hatte in seinem Hotel noch ein Gespräch mit einem Schauspieler,
das jedoch höchstens eine halbe Stunde dauern würde.
    Miriam ging in ihre Garderobe, da ihre Kollegin nicht mochte, dass man ihr
zusah, wenn sie eine Rolle einstudierte. »Ich gebe Ihnen Bescheid, damit wir
auch noch unseren Dialog unter Dach und Fach bringen .«
    Judy sah sich in der weiten Halle um. Nur die Bühne war ausgeleuchtet. Ein
einzelner abgedeckter Scheinwerfer tauchte die Szenerie in ein gelblich
diffuses, beinahe geisterhaftes Licht. Sie blieb allein auf der Bühne zurück,
während Miriam mit Sullivan zu den Garderoben ging. Dann verließ der Regisseur
das Theater durch den Hinterausgang.
    Miriam legte sich angekleidet auf die Liege neben dem hohen
Garderobenspiegel. Rundum war alles still. Von der Bühne her hörte sie Judy Bartmore deklamieren. Miriam fielen die Augen zu, und sie
döste vor sich hin. Es war praktisch der erste Augenblick, in dem sie Ruhe
fand. Nach der Nachtfahrt hatte sie noch nicht geschlafen. Erst jetzt spürte
sie, wie müde sie war und wie bleiern ihre Glieder.
    Mit einem Mal schreckte sie auf und war sofort hellwach.
    Was war das? Ein Schrei?
    Aus weiter Entfernung hörte sie ein Stöhnen und Wimmern, so dass sie sich
schnell wieder aufrichtete.
    In das Schreien und Seufzen, das wie Gift aus dem Fußboden unter ihren
Füßen emporstieg, mischte sich ein schreckliches Geräusch. Es knirschte, als ob
zwei riesige Kiefer aufeinander mahlen würden.
    Miriam Brent kam das bekannt vor.
    Sie überlegte nicht lange, sondern handelte. Behände sprang sie auf, riss
die Tür auf und stürzte durch den finsteren Gang, in dem nur die winzigen roten
Notlampen brannten.
    Auf der Bühne brannte kein Licht mehr.
    Miriam spürte, wie sich ihre Kopfhaut zusammenzog. Sie ahnte, was in diesen
Sekunden geschah.
    Das Knirschen und Mahlen kam von der Bühne – diese senkte sich!
    Und die Schreie drangen aus der Tiefe des Kellers unterhalb des versenkbaren
Bühnenbodens.
    Jemand musste im Stellwerk die Anlage aktiviert haben, und Judy Bartmore ...
    Diesen Gedanken wagte Miriam Brent nicht zu Ende zu führen und stürzte die
schmale eiserne Wendeltreppe nach unten. Sie kam den Schreien und dem Stöhnen
näher und erreichte den stockfinsteren Keller. Die rote Notbeleuchtung zeigte
ihr, wo der Lichtschalter war. » Mrs. Bartmore ? Mrs. Bartmore !« , schrie Miriam laut, so
dass es schaurig durch die langen Gänge und kahlen Räume hallte. Sie erreichte
die beiden grau gestrichenen, niedrigen Metalltüren, auf die mit grellgelben
Buchstaben Betreten verboten!
Lebensgefahr! aufgepinselt war. Darunter prangte ein weißer Totenschädel
mit zwei gekreuzten Knochen.
    Wie in Trance riss Miriam Brent die Türen auf, und
ihre Augen weiteten sich vor nacktem Entsetzen, als sie sah, wie tief sich die
Bühne schon gesenkt hatte.
    Auf den hydraulischen Säulen schob sich die gesamte Decke nach unten.
Zwischen dem Bühnenboden und dem Fußboden des

Weitere Kostenlose Bücher