Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0411 - Brennpunkt Mimas

Titel: 0411 - Brennpunkt Mimas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
es mir doch! Das wird ja geradezu zur Manie: Meine besten Agenten entpuppen sich als Satiriker."
    „Solange Sie sich nicht als Satyrn entpuppen, mag es noch angehen", schloß Cascal und streckte Rhodan seine Hand entgegen. Die Handfläche war, und auch das konnte er nicht verhindern, etwas schweißnaß.
    „Gute Nacht, Sir. Ich hoffe, daß wenigstens Sie einigermaßen gut schlafen."
    Rhodan verabschiedete sich, nahm seine Stiefel und schlich wie ein Einbrecher zwei Stockwerke tiefer, um sein Apartment aufzusuchen. Draußen herrschte jetzt eine dunkelrote, von geheimnisvollem Licht erfüllte Dämmerung.
    Sie schien charakteristisch für die Gedanken der Männer zu sein, die sich mit der Vergangenheit beschäftigten.
    Diese Nacht träumte Cascal nicht von Caresca Asayah, sondern von Vampiren, die auf Uhrzeigern hockten und die langen Zähne zeigten. Die Uhrzeiger bewegten sich entgegen dem Uhrzeigersinn, und dies taten sie in rasender Geschwindigkeit.
     
    2.
     
    Drei Tage lang schuftete Joaquin Manuel Cascal und war mehrfach nahe daran, Rhodan darum zu bitten, einen anderen Mann auf diese Aufgabe anzusetzen. Dann aber siegte sein gesunder Fatalismus und der Gedanke an die Bezahlung - er war sich immer noch nicht klar darüber, ob er sein Sechstel an dem Erlös des Howalgonium-Verkaufs den Leuten der Abwehr zurückgeben mußte oder behalten sollte -, und er schickte sich ins offensichtlich Unvermeidliche.
    Er sah von den Unterlagen und von seinem vollen Glas auf, blickte zum Fenster hinaus auf die trostlose Einöde der Berge und fragte sich dreierlei: Erstens: Gab es einen noch weniger schönen Kontinent auf einem der zahlreichen Planeten, die er im Laufe eines ereignisvollen Lebens betreten hatte?
    Dieses Tal schien wirklich von aller Welt und von allem anderen verlassen, was schön oder lebendig war.
    Zweitens: Wenn ihm die Zeitreise glückte, würde es heute zweifelsfrei keinen Supermutanten Ribald Corello geben. Daß es Corello gab, war mehr als eindeutig. Also schien ihm die Zeitreise nicht geglückt zu sein.
    Drittens: Was war also wirklich geschehen?
    „Und viertens", setzte Cascal murmelnd hinzu, „ist es fraglich, ob eine Korrektur der Gegenwart durch einen Eingriff in die Vergangenheit möglich ist."
    Er gab sich selbst die Antwort. „Das wirst du herausfinden, Joaquin Cascal."
    Um seine dunklen Ahnungen zu verscheuchen, dachte er einige Zeit lang an Caresca Asayah und widmete sich dann wieder dem Studium seiner Unterlagen.
     
    *
     
    Rhodan bewegte sich in seiner Maske zum Ärger der Wissenschaftler und ihrer Angehörigen in der Stadt. Er wurde ständig von mehreren Männern bewacht; Geistesrat de Lapal hatte angeordnet, daß dieser wichtige Agent beschützt werden sollte. Es war immerhin möglich, daß die Realisten Sabotageakte versuchten oder sich einmischen wollten - dachte de Lapal. Die Maske des Trunkenboldes war aus zwei Gründen gut: Die Wissenschaftler glaubten, daß es eine Maske war, aber sie kamen sicher nicht auf die Idee, daß hinter Jack Ombrilla, dem dumme Witze reißenden und nach billigem Schnaps riechenden Trunkenbold der Großadministrator des verschwundenen Sonnensystems persönlich steckte.
    Und dann, am vierten Tag, war es endgültig soweit ...
    Das Visiphon summte.
    „Halten Sie sich bereit", sagte der Geistesrat zu Cascal. „Wir kommen in einer Stunde und holen Sie ab."
    Cascal nützte die Wartezeit dazu, mit Major Concyles Ergossonen ein längeres Gespräch zu führen. Er erfuhr, daß in wenigen Tagen eine Aktion beginnen würde, deren Ziel es war, das Schiff zu starten.
    „Ich danke Ihnen", sagte Cascal. „Sie waren mir ein guter Freund, Major."
    Ergossonen murmelte mit traurigem Gesicht: „Sie sehen aus wie ein Delinquent, den man zum Tode verurteilt hat. Lachen Sie, Mann! Alles fürs Imperium!"
    Cascal rang sich ein müdes Grinsen ab.
    „Ich fühle mich auch wie jemand, den man zu einem äußerst differenzierten Tod verurteilt hat", erwiderte er. „Ich ziehe es vor, zuletzt zu lachen. Sie wissen ja: Wer zuletzt lacht, lacht am besten."
    Bissig erwiderte Ergossonen: „Das beweist nur, daß er meist eine besonders lange Leitung hat. Ende."
    Das Bild im winzigen Zigarettenetui wurde dunkel.
     
    *
     
    Der schwere Gleiter, mit Material und Menschen voll ausgelastet, schwebte auf der gekrümmten Piste vorwärts. Er bewegte sich dem Forschungszentrum in der Mitte des Talkessels zu.
    Es war später Vormittag. Die Sonne die fast senkrecht stand, strahlte schon jetzt mit

Weitere Kostenlose Bücher