0411 - Brennpunkt Mimas
Zeigefinger ab und sagte: „Erstens brauche ich, wenn es geht, möglichst in diesem Gebäude hier, ein Zimmer, in dem ich meine Koffer auspacken kann. Und zweitens möchte ich eine Stunde lang mit Cascal allein reden. Ist das möglich?"
Gerinos sprang trotz seiner Jahre elastisch wie ein junger Mann auf die Füße und sagte eifrig: „Selbstverständlich, Großadministrator. Ich werde sofort alles in die Wege leiten."
„Danke."
Hypern hatte jetzt seine Charakteranalyse des weißhaarigen Mannes vor ihm fertig. Gerinos de Lapal war einer der wenigen Männer, in denen die Trennwand zwischen Genie und partiellem Wahnsinn stark durchlöchert war. Unzweifelhaft war für Hypern die wissenschaftliche Größe dieses Mannes und seiner Anhänger, aber ein ungutes Gefühl blieb zurück, wenn er sich das Gesicht des Wissenschaftlers in Erinnerung brachte. Aus den Augen sprach glühende Heldenverehrung; eine Regung, die Rhodan bekämpfte, wo immer er sie angetroffen hatte. De Lapal war nicht mehr in der Lage, zwischen der ersehnten oder besser: zurückersehnten Gesellschaftsform von vor einem Jahrtausend und deren prominentestem Vertreter, und heute zu unterscheiden. Insgeheim war Dyroff Hypern überzeugt, daß das Experiment fehlschlagen würde ... und wenn ihn seine Menschenkenntnis nicht im Stich ließ, glaubte dies auch der Großadministrator selbst. Allerdings, und das räumte Hypern ein, rechtfertigte die existente Gefahr Ribald Corellos selbst Versuche, die aussichtslos erschienen.
Er verließ zusammen mit de Lapal das Zimmer, winkte Cascal kurz zu und ließ sich vom Geistesrat ein Apartment anweisen.
„Ich hoffe, daß Sie sich bei uns wohl fühlen", sagte der Wissenschaftler.
Hypern nickte gelassen.
„In der Tat", antwortete er. „Ich hoffe es auch."
Dann stellte er sich unter die Dusche und legte sich schlafen. Er war todmüde und schlief trotz rollenden Donners sofort ein.
*
Perry Rhodans „Koffer" erwiesen sich bei näherem Zusehen als eine abgewetzte, schäbige Aktenmappe. Als der Großadministrator den Verschluß öffnete, sah Cascal, daß das Innere der Mappe aus Terkonitstahl bestand und mit einem Glimmzünder gegen das Öffnen von unbefugter Seite gesichert war.
Ruhig erklärte Rhodan: „Ich werde Sie natürlich mit allem unterstützen, was Sie brauchen."
.Er griff in die Mappe, und zog ein Bündel von Dokumenten heraus, die in, Klarsichtfolien verpackt waren. Cascal entzifferte neugierig die ersten Zeilen des Gedruckten und merkte sofort, daß es sich um Wortberichte über einen Abschnitt der terranischen Geschichte handelte, der sich mit den Ereignissen um das Jahr 2909 befaßte.
Cascal sah Rhodan offen ins Gesicht und fragte dann: „Glauben Sie, Sir, daß der Versuch von Gerinos de Lapal etwas nützen wird?", „Ja", sagte Rhodan. „Selbst wenn er uns nur beweist, daß ein Zeitparadoxon unmöglich ist. Fragen Sie mich nicht, Cascal, ich weiß keine Antwort. Ich habe in meinem langen Leben schon mehr Dinge erlebt, von denen jeder vorher gesagt hätte, sie wären vollkommen unmöglich."
„Das mag seih", konterte Cascal trocken. „Aber diesmal bin ich mit von der Partie. Ich habe berechtigtes Interesse daran, wenigstens über die Größe meiner Chancen Bescheid zu wissen."
Rhodan stellte einige winzige Filmkassetten auf den Tisch und legte ein batteriegetriebenes Betrachtergerät dazu.
„Filmberichte über diese Zeit", erklärte er ungerührt. „Ich rechne mir eine reelle Chance aus.
Gerinos de Lapal, so fanatisch und überzeugt er auch sein mag, ist ein hervorragender Wissenschaftler."
Cascal nickte voller böser Vorahnungen.
„Hier haben Sie alles, was Sie jemals brauchen können", sagte der Großadministrator. „Einige persönliche Schreiben von mir, Identifikationen und Beschreibungen, Hinweise und eine Menge Schilderungen von Dingen, die jemand nur wissen kann, wenn er, wie Sie, aus der Zukunft kommt."
„Ja. Und hier etwas, das auch den hartnäckigsten Zweifler überzeugen wird. Ein Gehirn-Impuls-Siegel von meiner Wenigkeit."
Ein Gehirn-Impuls-Siegel entstand dadurch, wußte Oberst Cascal inzwischen, daß ein Mensch seine Handfläche sechshundert Sekunden lang gegen ein Stück Carrudos-Folie drückte. Auf dieser Spezialfolie zeichnete sich auf dem Umweg über eine optische Wiedergabe das individuelle Muster der wichtigsten Hirnströmungen ab. Dieses Siegel diente als nicht zu widerlegender Beweis für die Tatsache, daß der jeweilige Inhaber ein Dokument gesiegelt
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