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0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit

0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit

Titel: 0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf und verstummte sehr schnell wieder, sodass ich nicht herausfinden konnte, aus welcher Richtung er kam.
    Wenn mein Gegner mich damit hatte locken wollen, so war ihm das nicht gelungen. Ich blieb in Deckung der Baumgruppe, wartete dort ungefähr noch eine Minute ab und lief in die dem Schloss entgegengesetzte Richtung, wo die Weite des Parks begann und ich einen der Teiche erreichte. Er war nett angelegt. Eine ovale Bank stand an einer Rundung. Aus dem dunklen Wasser wuchsen lange Schilfarme, die im Nachtwind zitterten. Mir gegenüber stand eine hohe Skulptur. Sie zeigte eine Frau, die ihre Arme angewinkelt und die Hände hinter dem Nacken verschränkt hatte. Wen die Figur darstellen sollte, wusste ich nicht. Mich interessierte nur der Herold, von dem ich nichts entdeckt hatte.
    Ich stand nahe der Bank und lauschte.
    Über mir schien der Mond. Wenn er wolkenfrei war, wurden das Schloss und der Garten in einen matten Glanz gebracht. Ansonsten war die Dunkelheit doch ziemlich dicht.
    Wieder verging Zeit.
    Ich gab zu, dass Manon Medoques Plan verdammt raffiniert gewesen war. Zwei ihrer gefährlichsten Helfer hatte sie zurückgelassen, um sich ungestört bewegen zu können.
    Nur – was hatte sie vor?
    Wenn ich daran dachte, dass die Bestien auf ihren Pferden in das schutzlose Dorf geritten waren, wurde mir übel. Die konnten über die Bewohner herfallen, ohne ihnen die Spur einer Chance zu geben.
    Das Klatschen erschreckte mich. Ein Frosch war vom seichten Ufer des Teichs her ins Wasser gesprungen und verschwunden. Es blieb nicht bei diesem Geräusch. Auch ein anderes, viel gefährlicheres vernahm ich.
    Zuvor jedoch warnte mich das Kreuz. Da ich es in der linken Hand hielt, spürte ich die sanfte Erwärmung des Metalls.
    Gefahr!
    Ich duckte mich blitzschnell weg und sah vor meinen Augen die gefährliche Schwertklinge. Ein langgezogenes Blitzen, dann hieb die Waffe in die Rückenlehne der Bank.
    Der Hieb war so wuchtig geführt worden, dass das Metall stecken blieb, ich ein wenig Zeit gewann und sofort handelte. Ich schleuderte das Kreuz nach links und hielt es dabei an der Silberkette fest.
    Volltreffer!
    Vor mir zischte es, als hätte jemand Wasser auf eine glühende Herdplatte geschüttet.
    Gleichzeitig begannen sich Umrisse einer Gestalt in der Luft abzuzeichnen, und der Werwolf stand vor mir.
    Er hatte eine gebückte Haltung eingenommen. Mit einer Pranke umklammerte er den Schwertgriff und wollte die Waffe aus dem tiefen Spalt im Holz ziehen.
    Ich war schneller.
    Meine Faust war wie ein Geschoss, blieb aber dicht vor der Bestie in der Luft stehen, und zwar so, dass sie genau auf das Kreuz schauen musste. Ihre kalten Raubtieraugen funkelten. Angst las ich darin, und der Herold rührte sich nicht mehr vom Fleck.
    So standen wir uns gegenüber.
    Keiner wollte nachgeben. Ich erst recht nicht, denn der Herold hatte genug Schrecken gebracht.
    Ich wusste nicht, ob er mich verstand, aber ich sprach ihn an. »Du hast verloren, ich brauche nur die Hand vorzustoßen, dann hat es dich gegeben. Das weißt du!«
    Aus seinem Maul drang ein Geräusch, das ich als Zustimmung auffassen konnte.
    »Gut, dann weiter. Ich will von dir wissen, wo die anderen hingeritten sind. Wo kann ich sie finden?«
    Jetzt erhielt ich die Antwort. Grunzend ausgestoßene Worte, nur bruchstückhaft zu verstehen, »eingehüllt« in den Dampf, der aus seinem Maul quoll.
    Mein Französisch war ohnehin nicht besonders, doch in das Kauderwelsch des Herolds bekam ich überhaupt keinen Sinn.
    Möglicherweise wollte er mich auch nur hinhalten, und als er dann zurückzuckte, hatte er es geschafft, die Klinge wieder aus der Bank hervorzuziehen.
    Gleichzeitig verschwammen seine Umrisse, er wollte untertauchen, doch das Spiel machte ich nicht mit.
    Wieder warf ich mich nach vorn. Und diesmal stoppte ich meine Faust nicht. Voll traf sie das Gesicht der Bestie. Ich hörte das schreckliche Ächzen des Herolds.
    Verzweifelt versuchte er, in sein Zwischenreich zu entschwinden, aber ein matter Silberglanz hüllte seinen Körper bereits ein, sodass es ihm nicht möglich war, mir zu entkommen. Ich vernahm sein Schreien, die dumpfen, grunzenden, manchmal keuchenden Laute, und er schlug wie ein Wilder mit den Armen um sich.
    Ich hielt die nötige Distanz ein, denn die Krallen konnten mir leicht Kleidung und Haut zerfetzen.
    Noch einmal raffte er sich auf. Das Maul stand weit offen, und ein furchtbares Heulen drang aus seinem Maul. Das Geräusch stieg gegen den Himmel und

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