0412 - Ein Grab aus der Vergangenheit
Halle betreten hatten, waren näher getreten.
Ein beinahe ehrfürchtiges Schweigen breitete sich zwischen den Wänden aus. Ein jeder war überrascht, und nach einer gewissen Weile stand Slater mit seiner Meinung nicht mehr allein da.
»Tatsächlich!« Zwei andere stimmten ihm staunend zu. Sie hatten selbst Tiere zu Hause. »Das ist ein Hund mit Menschenaugen.«
»Oder ein Wolf«, meinte ein Dritter.
»Kann auch sein.«
Ratlosigkeit breitete sich aus. Slater fühlte die Röte in einem Gesicht. Er hatte durch seine Bemerkung praktisch die Lage gekippt, und er fühlte sich bemüßigt, die Dinge auch weiter in die Hand zu nehmen und einen Test durchzuführen.
Als er sein Gewehr senkte, wurde er schon skeptisch beobachtet.
Die Blicke der anderen erstarrten jedoch, als sie sahen, dass Slater auf das Tier zuging.
»Bleiben Sie zurück!« Der scharfe Befehl klang durch die Halle, aber Slater kümmerte sich nicht um ihn. Er brauchte nur zwei Schritte zu gehen, um das Tier zu erreichen.
Neben ihm hockte er sich nieder.
Mit beiden Händen strich er über das glatte, nasse Fell. Er hatte überhaupt keine Angst, als das Tier den Kopf drehte und ihn anschaute.
Aus kurzer Distanz schaute er der Wölfin in die Augen, deren Blick sich verändert hatte.
Slater glaubte, Vertrauen und gleichzeitig eine Bitte darin zu lesen. Die Wölfin drückte ihren Kopf gegen seinen Arm, dann stand sie auf und stieß ihn an. Danach lief sie einen Schritt, blieb stehen, drehte den Kopf und ging wieder vor.
Schweigend und staunend beobachteten die Zuschauer diesen Vorgang. Sie wussten nicht, wie sie ihn kommentieren sollten, aber Slater reagierte anders.
»Die will etwas von uns. Sie ist nicht ohne Grund hier erschienen, glaubt mir das.«
»Und was will sie?« fragte sein Chef.
»Das kann ich leider nicht sagen. Aber etwas ist nicht richtig, ich spüre es genau.«
»Sie können ihr ja folgen.«
»Mal sehen.« Slater hatte sich wieder erhoben. Er ging auf die Wölfin zu, die ihren Kopf gedreht hatte und ihn anschaute. Der junge Beamte las in ihrem Blick eine Aufforderung, ihr zu folgen.
Nadine schritt auf den Kreis der Menschen zu. Noch bildeten die Leute eine Mauer, die sich jedoch öffnete, als die Wölfin sie erreicht hatte. Der Weg war frei.
Auch der zu den Fahrstühlen, und ihn schlug Nadine ein.
Die Beamten des Einsatzkommandos hatten eine Gasse gebildet und kamen aus dem Staunen nicht heraus. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Da reagierte ein Tier tatsächlich so wie ein Mensch. Das war einfach unbegreiflich für sie.
Slater hielt sich dicht hinter dem Tier. Die Wölfin wollte zum Lift, das lag auf der Hand, doch sie kam nicht dazu, einzusteigen, denn in diesem Augenblick war die Kabine unten und stoppte.
Die Tür schwang auf.
Einer der ranghöchsten Beamten beim Yard verließ die Kabine.
Ein schon älterer Mann, der eine Brille mit sehr dicken Gläsern trug, den grauen Wintermantel noch nicht zugeknöpft hatte. Der Bowlerhut saß korrekt auf seinem Kopf, die Krücke des Regenschirms hing über seinem linken Arm. Der typische englische Gentleman.
Es war kein Geringerer als Sir James Powell, der die Kabine verließ, nach einem Schritt stehen blieb, zuerst die Männer des Einsatzkommandos ansah, bevor sein Blick auf die Wölfin fiel, die geradewegs auf ihn zukam.
Hinter den dicken Brillengläsern bewegten sich die Augen blinzelnd. Auch die Lippen zuckten. Erstaunen ergriff von dem Gesicht Besitz, und Slater war stehen geblieben, als er sah, wie sich die Wölfin an das rechte Bein des Superintendenten schmiegte.
»Sir… Sir, ich meine, ich habe versucht …«
»Schon gut.« Sir James hob die Hand. »Und weg mit den Waffen«, sagte er. »Ich kenne das Tier.«
»Wieso?« fragte der Einsatzleiter. »Das ist doch…«
»Diese Wölfin wollte zu mir.«
»Was?«
»Ja oder zu Mr. Sinclair. Ich werde sie mit in mein Büro nehmen. Sie können den Einsatz abbrechen.« Als Sir James diese Worte gesagt hatte, war ihm längst klar geworden, dass aus seinem Feierabend und dem Besuch im Club nichts wurde.
Nadines Auftauchen war eine Warnung.
»Gehen Sie!« wies Sir James die Leute an.
Sie zogen sich zurück, während er mit der Wölfin den Fahrstuhl betrat. Nadine hielt sich dicht bei ihm, als hätte sie Furcht davor, wieder weggeschickt zu werden.
Natürlich wusste Sir James, dass die Wölfin bei den Conollys lebte. Also mussten die Conollys sie geschickt haben. Aber weshalb waren sie nicht selbst gekommen?
Da stimmte etwas
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