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0413 - Der Nebel-Vampir

0413 - Der Nebel-Vampir

Titel: 0413 - Der Nebel-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und zog. Die hölzerne Strebe würde dem Ruck standhalten.
    Er kürzte das Seil und knüpfte dann eine verschiebbare Schlinge. Dann legte er sich diese Schlinge um den Hals.
    Er handelte in einer kalten Ruhe, die jeden Schmerz zu überdecken begann. Sein Entschluß stand fest.
    Er kletterte auf die Fensterbank. Das kurze Seil spannte. Es reichte gerade so weit, daß er auf der Bank kauern konnte. Er sah nach unten. Seine Füße würden den Boden niemals berühren.
    Stanley schwenkte die Beine über die Kante, saß jetzt auf dem Holz.
    Dann gab er sich einen Ruck.
    ***
    Zamorra war den weiteren Weg über die Schnellstraße gefahren, war dann vor Thirsk abgebogen und hatte nach der Überquerung eines schmalen Baches den kleinen Ort Helmsley erreicht. Langsam rollte der Wagen über die schmale Durchgangsstraße. Nicole hielt nach Hausnummern Ausschau.
    Die Sonne, die den ganzen Tag über kaum geschienen hatte, versank bereits hinter den Bergen im Westen. In etwa einer Stunde würde es dunkel werden.
    »Weißt du überhaupt, daß wir uns noch gar nicht um ein Nachtquartier gekümmert haben? Wir sind ganz schön dumm im Kopf«, bemerkte Nicole.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatten sie in York ein Hotelzimmer nehmen wollen. Aber es war wohl sinnlos, jetzt noch einmal die rund vierzig Kilometer zurückzufahren. »Ich nehme an, daß es hier ein Gasthaus gibt, in dem noch Zimmer frei sind. Wer wird schon hier in diesem Nebel- und Regenloch Urlaub machen wollen?«
    »Eben«, sagte Nicole. »Wer wird hier schon Zimmer vermieten, wo doch eh niemand in diesem Nebel- und Regenloch Urlaub machen will?«
    »Du hast eine seltsame Art, anderen Leuten Mut zu machen«, sagte Zamorra. »Vielleicht kommen wir ja nicht einmal zum Schlafen, weil wir den Vampir jagen… Es dürfte immer noch fast Vollmond sein.«
    »Bei Vollmond sind die Werwölfe aktiv«, seufzte Nicole. »Für Vampire trifft das nicht zu. Sag jetzt nicht, du wolltest den Blutsauger mit Silberkugeln erschießen… die wirken nämlich auch nur auf die Werwölfe.«
    Zamorra grinste. »Trotzdem ist die Idee nicht von der Hand zu weisen. Bei Nacht werden die Vampire wach. Es wäre die beste Zeit, den Burschen zu erwischen.«
    »Sicher. Er stellt sich mitten auf den Dorfplatz und ruft: Zamorra, hier bin ich.«
    Der Dämonenjäger schwieg. Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Der verfolgende Montego hatte am Dorfanfang angehalten. Susan Howard wollte anscheinend nicht zu sehr auffallen. Ob sie ahnte, daß Zamorra sie von Anfang an bemerkt hatte? Gut, da sie sein Ziel kannte, war sie nicht ständig hinter ihm gewesen. Manchmal war sie im Verkehrsstrom überhaupt nicht mehr zu sehen gewesen. Aber dafür war ein anderer Wagen immer wieder mehr oder weniger nahe aufgetaucht. Noch ein Reporter? Belauerten sich hier vielleicht die Kollegen zweier Zeitungen gegenseitig und versuchten, sich die Story abzunehmen?
    Zamorra glaubte nicht so recht daran. Dafür war der Fall Cameron nicht wichtig genug. Aber wer saß dann in dem anderen Verfolgerwagen?
    Die DYNASTIE DER EWIGEN fiel ihm ein. Oder ein paar Angehörige der Schwarzen Familie, die sich menschlichen Gepflogenheiten angepaßt hatten, um so unauffälliger agieren zu können. Zamorra wußte von einigen Dämonenclans, die weitgehend auf den Einsatz Schwarzer Magie verzichteten. Statt dessen bekämpften sie sich und andere mit Intrigen, Wirtschaftskriminalität und Mord, wie ganz normale Verbrecherbanden… fielen aber trotzdem zuweilen in die alte Rolle zurück und verrieten sich dadurch dann doch.
    Aber das alles paßte hier nicht so recht ins Bild.
    »Gleich muß es kommen«, sagte Nicole. »Hausnummer 25 haben wir. Das übernächste Haus wird es sein.«
    Zamorra atmete auf. Das einzige, was jetzt noch passieren konnte, war, daß Stanley Cameron nicht daheim war. Aber dann würde er irgendwann auftauchen. Sie brauchten nur auf ihn zu warten.
    Er stoppte den Jaguar, stellte den Motor ab und stieg aus. Auf der anderen Seite öffnete Nicole die Wagentür.
    Zamorra sah an dem dreigeschossigen Haus empor.
    Er sah den Mann im ersten Stock, der sich in genau diesem Augenblick aus dem Fenster schwang. Er sah die Schlinge, die um den Hals des Mannes lag.
    »Nein!« schrie er auf. »Nicht! Springen Sie nicht…«
    In diesem Moment warf sich der Selbstmörder mit einem Ruck vorwärts.
    ***
    Susan Howard überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte. Sie war diesem Parapsychologen weiterhin unbemerkt gefolgt – glaubte sie.

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