Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien

Titel: 0414 - Ein Goldfisch unter Großstadt-Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
später'Nachmittag.
    »Sie haben anrufen lassen«, sagte ich. »Eine Frau war am Apparat. Ihre Stimme klang wie die von Flora. Die Frau behauptete, sie wäre Flora. Sie sprach leise. Ich habe es geglaubt. Die Frau sagte, sie habe sich in Shellys Garage versteckt. Das ist ganz in der Nähe. Wir sollen hinkommen.«
    »Eine Falle.«
    Ich nickte. »Das heißt, daß wir beobachten werden. Man weiß, daß wir in diesem Haus sind. Man ruft an, um uns wegzulocken. Deshalb haben sie auch die Leiche versteckt.«
    »Was machen wir?«
    »Wir gehen hin.« Ich fühlte, wie sich meine Gesichtsmuskel verhärteten. »Wir gehen hin und holen Floras Mörder.«
    Phil blickte mich prüfend an. »Es wird gefährlich, Jerry. Kramer und Star werden uns einen Empfang bereiten, der vielleicht unser letzter ist.«
    »Wenn du nicht willst, gehe ich eben allein«, sagte ich heftig. Phil antwortete nicht. Aber der Blick, der mich traf, war deutlich.
    »Entschuldige«, murmelte ich.
    Dann wandte ich mich um und ging steifbeinig zur Tür hinaus.
    ***
    Etwa eine Dreiviertelstunde bevor wir Flora Rochelles Leiche entdeckten, hatten sich die Wege der vier Kapitalverbrecher gekreuzt, die in den Geschehnissen um Lester Morgans Hunderttausend-Dollarkoffer ihre Hände im Spiel hatten.
    Rod Haskin und Chuck Fletcher waren in der Nähe von Shellys Reparaturwerkstatt angelangt.
    Es war ein mächtiger, düster aussehender Schuppen mit blinden Fenstern, einem großen, geschlossenen Tor, einem mit Öl und Benzin verschmierten Vorhof und einem schiefen schmalbrüstigen Backsteinhaus, das sich an den Schuppen anschloß. Die Werkstatt schien geschlossen zu sein. Jedenfalls ließ sich nirgendwo jemand sehen.
    »Ungemütlich«, knurrte Rod Haskin. Er wischte sich dicke Schweißperlen von der Stirn und starrte zu dem Bau hinüber, auf dessen grauer Vorderfront ein vom Regen verwaschenes Schild mit der Aufschrift , Shellys Reparaturwerkstatt hing. »Macht so ’nen verlassenen Eindruck, daß es garantiert von schrägen Gestalten wimmelt.«
    Haskin und Fletcher standen vor dem Schaufenster eines Altwarenhändlers. Ohne sich den Hals zu verrenken, konnten sie ihr Ziel im Auge behalten.
    »Wie gehen wir vor?« fragte Fletcher. »Wenn Star und Kramer allein sind, ist das Ganze kein Problem. Aber wenn sie ein paar von ihren Heroinschiebern um sich versammelt haben, wird’s schwierig.«
    »Wir marschieren einfach hin und peilen die Lage. Wir behaupten, unser Wagen wäre in der Nähe liegengeblieben, und wir benötigen einen Mechaniker.«
    »Dann los!«
    Die beiden Mörder gingen durch die vor Hitze wabernde Luft, überquerten die Straße, steuerten auf die Garage zu.
    In einem Hauseingang spielten Kinder. Kleine, schmutzige Geschöpfe mit ungeschnittenen, verfilzten Haaren und zerrissener Kleidung. Ein sommersprossiger Junge beschäftigte sich mit seinem Rugby-Ball, dessen Nähte geplatzt waren. Als die beiden Männer an den Kindern vorbeikamen, hielten sie in ihrem Spiel inne, musterten die Fremden, blickten ihnen nach, bis sie auf den Vorplatz von Shellys Werkstatt schwenkten und aus dem Blickfeld waren.
    »Wir fallen auf«, knurrte Fletcher, als er die Blicke der Kinder auf sich ruhen fühlte.
    »Unsinn. In dieser miesen Gegend wird jeder angestarrt, der nicht dazugehört.«
    Vor dem hölzernen Tor machten sie halt. Haskin blickte sich suchend um, entdeckte eine schmale Tür und pochte dagegen. Dann warteten die beiden mit scheinbar gelassenen Gesichtern.
    Nichts rührte sich.
    »Verdammt! Wenn hier niemand ist, kriegen wir unsere Karre nie in Schwung«, sagte Haskin laut. Dann probierte er die Klinke. Die Tür gab nach. »Der Chef hier scheint zu schlafen. Komm, wir wollen mal sehen, ob er sich ein paar Bucks verdienen will.«
    Die beiden betraten den Schuppen und schlossen die Tür hinter sich.
    Das Halbdunkel roch nach Öl und Benzin. Drei ausgeschlachtete Straßenkreuzer, von denen keiner jünger als zehn Jahre war, standen herum. Räder abmontiert, Motorhauben offen und leer, Scheiben zerbrochen, Sitze ausgeweidet, fingerdick der Staub auf den verschmutzten Karosserien.
    »Hallo«, sagte -Fletcher. Es klang etwas beklommen. »Ist hier jemand?«
    Nur ein schwaches Echo gab Antwort.
    »Dort!« Haskin deutete auf eine Tür im Hintergrund. »Die Tür Scheint ins Haus zu führen, und da ist bestimmt jemand.«
    Die beiden Mörder tappten durch das Halbdunkel auf die Tür zu. Fletcher hielt seine 45er-Pistole in der haarigen Faust. Das klotzige Gesicht schien sich in

Weitere Kostenlose Bücher