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0414 - Satanische Bilder

0414 - Satanische Bilder

Titel: 0414 - Satanische Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nächsten Raum auf. Als der Maler die Tür öffnete, konnte er den Unsichtbaren schon nicht mehr wahrnehmen, weil eine weitere Tür dazwischen lag.
    Der Unsichtbare stellte fest, daß er sich wieder in einem Atelier befand. Es unterschied sich kaum von dem ersten.
    Auch hier standen überall Töpfchen, Tiegelchen und Tuben mit Farben und Lösungsmitteln, überall waren Lappen, Pinsel, Stifte und dergleichen verstreut. Wieder ein großes Fenster…
    Der Unsichtbare näherte sich der Staffelei. Sein innerer Drang verriet ihm, daß er hier fündig werden würde.
    Er betrachtete das Bild. Es zeigte eine junge Frau in an das alte Ägypten gemahnender Kleidung mit blutrot wallendem Umhang. Hinter ihr stand ein fauchender schwarzer Panther auf einem Felsen. Weitere Felsen waren weiter vorn zu sehen übereinandergeschichtet, als habe eine Titanenfaust, sie von unten getroffen und durcheinander gewirbelt. Aus ihnen heraus arbeitete sich ein kahlköpfiger Mann ins Freie, dessen Körper mit den Fetzen eines restlos zerschlissenen Gewandes bedeckt war - oder waren es verrutschende Bandagen? Trotz seiner Fähigkeit, im Dunkeln fast so gut sehen zu können wie bei Licht, konnte der Unsichtbare nicht genau unterscheiden, was es war. Aber die Einzelheiten waren unwichtig.
    Im Vordergrund wallte blauer Nebel, hinter der ägyptisch gekleideten Frau flammte gelbes Licht wie Feuer. Über allem schwebte eine goldene Totenmaske. Und es war noch Platz gelassen für eine weitere Figur, sofern sie fliegen konnte.
    Der Unsichtbare überlegte nur kurz.
    Dann schlüpfte er in das Bild, integrierte sich in eine der Figuren.
    Wenig später kam Bewegung in den schwarzen Panther…
    ***
    In den frühen Vormittagsstunden hielt ein unauffälliger Vauxhall Carlton vor einem der Pubs der kleinen Ortschaft Brigport. Ein südländisch aussehender Mann stieg aus dem Wagen, sah sich um und erreichte dann die Tür der Gastwirtschaft im gleichen Moment als diese geöffnet wurde und ein Schwall Schmutzwasser dem Fremden entgegenschwappte. Geschickt wich er aus.
    Die stämmige Frau, die die Tür aufgerissen und den Putzeimer nach draußen entleert hatte, wurde rot bis über beide Ohren, weil sie den Fremden vor der Tür nicht rechtzeitig entdeckt hatte. Sie entschuldigte sich stammelnd und wortreich. Der Fremde lächelte und ließ sie in dem Glauben an einen unglückllichen Zufall, veriet ihr nicht, daß er diesen Vorfall vorausberechnet hatte, nachdem er durch die verschlossene Tür hindurch ihren Bewegungsrhythmus studiert hatte.
    »Ich bin ja nicht naß geworden«, sagte er schließlich, »bin noch pulvertrocken. Es ist also nichts passiert. Ich habe nur eine Frage, und bevor ich andere Leute im Dorf aus dem Haus klingele, dachte ich, ich schaue erst einmal im Pub herein.«
    »Aber wir haben doch jetzt noch nicht geöffnet.«
    »Wie Sie sehen, ist jemand zu Hause - Sie.« Er lächelte gewinnend. »Vielleicht können Sie mir sagen, wo ich einen gewissen Ricardo Cay finde. Er soll in der Nähe wohnen.«
    »Ricardo Cay? Ach - meinen Sie etwa diesen Künstler?«
    Der Fremde nickte. »Genau den.«
    »Er wohnt nicht hier in Bridport.«
    Der Fremde hob die Brauen. »Man sagte mir, daß ich ihn hier finden könnte.«
    »Das stimmt nur bedingt. Er wohnt schon hier, aber nicht im Dorf. Er hat ein Landhaus gemietet, etwa zwei Meilen östlich von hier. Eine schmale Straße führt dorthin, eine Privatstraße, nicht einfach zu finden.«
    »Sie können sie mir sicher beschreiben.«
    »Selbstverständlich. Das ist doch das Mindeste, was ich für Sie tun kann, Sir, nachdem ich Ihnen fast eine unfreiwillige Dusche verpaßt hätte. Kommen Sie herein, ich zeichne Ihnen eine Skizze. Sind Sie geschäftlich hier?«
    »Man kann es so nennen«, sagte der Fremde.
    »Ah, dann arbeiten Sie sicher für einen großen Verlag oder für eine Videofirma«, staunte die Wirtsfrau andächtig. »Kommen Sie. Mögen Sie ein Bier, oder einen Kaffee, oder…«
    »Danke, ich komme vielleicht später am Tag darauf zurück, wenn ich so lange hier bleibe. Es hängt davon ab, was ich mit Ricardo Cay bespreche.«
    »Sicher, Sir. Wenn Sie ein Zimmer für eine Übernachtung brauchen…«
    »Später«, wiederholte der Fremde.
    Die stämmige Wirtsfrau, beglückt darüber, daß sie ein paar Worte mit einem wahrhaftigen Verlagsangehörigen oder Film-Mann wechseln konnte, was sie im Kreis ihrer Kaffeekränzchen-Freundinnen nahezu in den erblichen Adelsstand erheben würde, fand Kugelschreiber und Zettel und

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