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0414 - Satanische Bilder

0414 - Satanische Bilder

Titel: 0414 - Satanische Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zeichnete dem Fremden den Weg zu dem Cottage auf, in dem sich Cay eingemietet hatte. Der Fremde betrachtete den Zettel, lächelte die Wirtsfrau an und bedankte sich höflich. »Sie haben mir viel geholfen, danke sehr.«
    »Keine Ursache, Sir. Ich hoffe doch, daß Sie noch ein wenig in unserer schönen Gegend verweilen, Sir…«
    »Vielleicht«, sagte der Fremde unbestimmt und verließ den Pub. Im gleichen Moment stürmte der alte Raul Onstray atemlos herein, stieß fast mit dem Fremden zusammen.
    »Lucille«, keuchte er. »Ruf die Polizei an. Jemand hat Percy Wytkins umgebracht.«
    Die Wirtsfrau wurde bleich. »Was sagst du da?«
    »Wytkins ist tot«, wiederholte der alte Onstray hastig. »Schnell, ruf die Polizei an. Du hast doch schließlich Telefon in eurer Schnapsbude.«
    »Aber wer kann ihn umgebracht haben?«
    »Keine Ahnung«, sagte Onstray. »Rede nicht lange, ruf die Polizei oder gib mir das Telefon. Wytkins sieht aus, als hätte ihn ein Raubtier zerfleischt.«
    Schon halb draußen, war der Fremde kurz stehengeblieben, er lauschte interessiert.
    »Ein Raubtier? Aber hier gibt es doch keine Raubtiere«, keuchte die Wirtsfrau.
    »Weiß der Teufel - so sieht’s jedenfalls aus«, sagte Onstray und schob sich an ihr vorbei zum Tresen, um das Telefon hervorzukramen. Die Wirtsfrau, wie erschlagen von der erneuten Sensation, stand starr wie Lots Frau nach dem Blick zurück auf Sodom und Gomorrha im Atombrand, und sie nahm kaum wahr, wie der Fremde murmelte: »Ein Raubtier, schon? Hm…«
    Dann sah sie ihn zu seinem Vauxhall gehen und einsteigen Die Wirtsfrau löste sich aus ihrer Erstarrung und versuchte, sich das Kennzeichen des Wagens zu merken. Vorsichtshalber… man konnte ja nie wissen, ob man es nicht als beweiskräftiges Detail in der Tafelrunde der neugierigen und skeptischen Kaffeekränzchen-Ladies brauchte. Aber seltsamerweise verschwamm es vor ihren Augen und war nicht genau zu erkennen, so sehr sie sich auch anstrengte.
    Dabei waren ihre Augen doch hervorragend; sie konnte, ohne eine Sehhilfe zu benutzen, auf 15 Meter Entfernung eine Fliege an der Wand deutlich erkennen, wenn die sich die vorderen Beine rieb.
    Aber Lucille schob es auf ihr inneres Durcheinander, hervorgerufen durch die gleich zwei Sensationen an diesem Morgen, und es dauerte fast eine Viertelstunde, bis sie es schaffte, wieder zur Tagesordnung zurückzufinden. Onstray hatte inzwischen die Polizei benachrichtigt, und als er den Pub verlassen wollte, wurde es ihm zunächst von der Wirtsfrau verwehrt, die mit Eimer und Schrubber vor der Tür stand wie der Zerberus und nähere Auskunft über Mr. Wytkins grausiges Ableben haben wollte.
    Der tägliche Horror, den die Nachrichtensendungen im Fernsehen und die Regenbogenpresse verbreiteten, reichte ihr eben nicht…
    ***
    Als er erwachte, war Zamorra erstaunt darüber, wie fest er geschlafen hatte - trotz der Unruhe und Unsicherheit der vergangenen Nacht. Draußen war es bereits hell; das Licht fiel in schmalen, weißen Streifen durch die Spalten der Jalousien. Er sah zur Seite; Nicole schlief noch neben ihm. Die dünne Decke formte die Umrisse ihres Körpers nach.
    Nichts war passiert…
    Zamorra erhob sich. Er nahm das Amulett, das er während des Schlafes vorsichtshalber getragen hatte, ab und legte es dicht neben Nicole auf das Bett; legte die Kette in ihre unter der Decke hervorschauende offene Hand. Dann verließ er das Zimmer, ohne sie aufzuwecken, stellte sich unter die Dusche und kleidete sich an.
    Es war zehn Uhr morgens.
    Eigentlich zu früh, um aufzuwachen. Zamorra war ein Nachtmensch, dem es nichts ausmachte, bis zum Sonnenaufgang aktiv zu sein, der dafür normalerweise aber bis in den späten Mittag hinein schlief. Diesmal war es anders.
    Dennoch fühlte er sich ausgeschlafen.
    Das bedeutete wohl, daß sein Unterbewußtsein entschieden hatte, daß es keine reale Gefahr gab. Und bei Nicole schien es ähnlich zu sein.
    Auf ein Frühstück verzichtete Zamorra, setzte aber die Kaffeemaschine in Gang und trank genießerisch zwei Tassen des schwarzen Gebräus; den Rest ließ er für Nicole übrig, wenn sie erwachte. Er strich die immer noch auf dem Küchentisch liegenden Ascheflocken in eine kleine Plastiktüte und verschloß sie sorgfältig. Er hatte vor, diese Reste analysieren zu lassen. Vielleicht half das weiter, wenn es sonst keinen Anhaltspunkt für das nächtliche Geschehen gab. Der nächste Ort, in dem er ein kleines Labor finden konnte, notfalls beim Apotheker, war Dorchester.

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