0414 - Zweikampf um die Ninja-Krone
ihm ankam. Eine gewaltige Höhle, ein Dom in der Tiefe, durch Strickleitern zu erreichen, und Yakup war an den Seiten hinabgestiegen, wobei er sich vorgekommen war wie auf dem Weg in die Unterwelt.
Freunde hatten ihm geholfen. Er besaß Wurfsterne, einen Bogen und Pfeile im Köcher. Nur ein Schwert hatte er nichtbekommen können, so musste er sich auf die Waffen verlassen, die ihm zur Verfügung standen.
Er hatte sich vor äußeren Feinden ungemein vorgesehen, doch gegen Heimtücke kann sich auch der beste Kämpfer nicht schützen.
So erwischte es auch Yakup.
Die giftigen Gase setzten ihn außer Gefecht. Es ging so schnell, dass der Türke nicht mehr reagieren konnte.
Die Gase löschten sein Bewusstsein aus.
Als er wieder erwachte, wusste er nicht, wie viel Zeit vergangen war. Er war gefangen in einer Höhle, ohne Licht, Wasser und Essen.
Und so verging die Zeit.
Da die Höhle keinen sichtbaren Ausgang hatte, blieb Yakup nichts anderes übrig, als zu warten. Um in den folgenden Tagen nicht zu verdursten, leckte er die Feuchtigkeit von den Felsen ab, aß Moos und ernährte sich von Käfern und Würmern.
So konnte Yakup überleben, aber er wurde immer schwächer und dachte daran, dass es ihm wohl nie gelingen würde, die Krone der Ninja zu finden.
Der Sage nach sollte sie im Tal der Schatten verborgen sein, in dem er sich jetzt als Gefangener befand.
Wie die Tage und Nächte vergingen, war für Yakup nicht mehr zu sehen. Irgendwann schlief auch sein Gefühl für Zeit ein. Allmählich begann er damit, sich über den Tod Gedanken zu machen.
Yakup hatte eine harte und gute Schule hinter sich. Jetzt erinnerte er sich wieder an die Ratschläge des alten Zii, der sich auch über Leben und Tod Gedanken gemacht und seine eigene Philosophie aufgebaut hatte. Er hatte seinen Schüler immer wieder gelehrt, dass der Tod nichts Endgültiges war, dass das Leben in einer anderen Stufe fortgesetzt wurde.
Der Körper konnte vernichtet werden, er konnte verfaulen und zerfallen, aber der Geist blieb. Er wurde der winzige Teil eines großen Ganzen, ging ein als Mosaikstein in den Kreislauf der Ewigkeit und erlebte eine höhere Stufe des Daseins, wonach die Menschen schon in ihrem Erdenleben trachteten und sich entsprechend vorbereiten sollten.
Das tat auch Yakup.
Er verfiel in eine Art Trance. Da von außen her keine Luft in die Höhle drang, würde bald der Sauerstoff verbraucht sein, sodass er irgendwann ersticken musste. Darauf konnte er sich schon vorbereiten.
Deshalb atmete er so flach wie möglich. Er wollte mit der Luft sparsam umgehen, noch war er nicht tot, und in seinem Innern flackerte die winzige Flamme der Hoffnung.
Jane Collins würde sich Sorgen um ihn machen. Sie allein wusste, welch einen Weg er beschritten hatte, und er hoffte auch, dass sie handeln würde und seinen Freunden Bescheid gab.
Es ging um John Sinclair!
Er und Suko würden ihn nicht im Stich lassen und alles daransetzen, ihn zu finden.
Es stellte sich nur die Frage, wann dies so weit war und ob er bis dahin nicht schon sein Leben beendet hatte.
Und so wartete er weiter.
Wieder verging Zeit.
Yakup fiel in einen Schlummer, aus dem er hin und wieder schreckhaft erwachte.
Dann musste er wieder das Kondenswasser an den Felsen ablecken. Es war einfach zu wenig, um zu überleben, und zu viel, um ruhig sterben zu können.
Bis er kam!
Yakup war wieder durch die Höhle gegangen und hatte die Wände abgetastet, als er den Hauch der tödlichen Gefahr spürte. Sofort griff er zu seinem Bogen, auch nach einem Pfeil, aber er zog ihn nicht mehr aus dem Köcher, denn hinter sich hörte er das grausam klingende, leise Lachen.
Der Türke drehte sich um.
Der andere stand in der Höhle wie eine zweite Wand. Dunkelblaue Schatten umgaben ihn, und seine Gestalt war ebenfalls in eine dunkelblaue Kampfkleidung gehüllt.
Von dem Gesicht sah Yakup nicht viel. Nur das obere Drittel mit den ebenfalls bläulich schimmernden Augen, aber er wusste, dass diese Gestalt einen Namen hatte.
Shimada!
Der Ninja mit dem Höllenschwert. Ein grausamer Dämon, viele Jahrhunderte alt, eine lebende Legende, von der in alten Schriften und Überlieferungen aus längst vergessenen Zeiten berichtet wurde.
Aus dem blauen Gewässer eines geheimnisvollen Teichs, der auch das blaue Auge genannt wurde, war er an die Oberfläche gestiegen, um die Festung zu bewohnen, die dort ihren Standort hatte, wo sich die Schnittpunkte der Zeiten befanden.
Shimada, der Grausame, der Unheimliche,
Weitere Kostenlose Bücher