0414 - Zweikampf um die Ninja-Krone
ausstrahlten. Yakup hatte keine Muskeln wie Mister Universum, kräftemäßig stand er aber den Bodybuildern in nichts nach, und in seiner Schnelligkeit war der Türke fast unübertroffen.
Das Licht – es hatte bisher die Wände des Ganges gestreift – bekam die Chance, sich auszubreiten, als Yakup den Leichenkeller erreichte und ihn keine Mauern mehr einzwängten.
Er blieb stehen, bewegte die Fackel nach links und ging anschließend den gleichen Weg.
Sein Ziel war der Baum!
Er sah ihn aus dem Boden wachsen. Seine Äste und Zweige bildeten ein schützendes Dach.
Die zahlreichen Toten lagen in den »Nestern«, vermodertenund mumifizierten. Sie sahen von Monat zu Monat scheußlicher aus. Der Verwesungsgeruch war einfach nicht mehr einzudämmen. Er gehörte in diesen Keller.
Yakup nahm ihn wahr, und er störte sich nicht mehr daran.
Anfangs hatte er ihn angewidert, doch er war zu der Überzeugung gekommen, dass es Dinge gab, über denen man einfach stehen musste.
Unter den zahlreichen Toten, die in dem Holzgeäst lagen, war auch der weise Zii. Dieser Mönch hatte Yakup viel mit auf den Weg gegeben. Keine Kampftechnik, sondern Lebensweisheiten, die mithalfen, sich in der Welt zurechtzufinden. Und er hatte ihm von schrecklichen Dämonen berichtet, von menschenverachtenden Feinden, die unvorstellbar grausam waren und die Menschheit bedrohten.
Einen davon hatte Yakup sehr genau kennen gelernt: Shimada!
Der Dämon aus dem blauen Wasser und der blauen Festung mit dem gefährlichen Todesgarten. Yakup war dieser Festung entkommen. Zusammen mit seinem englischen Freund John Sinclair hatte er Shimada zurückschlagen, aber nicht vernichten können.
Hatten die Geister vielleicht seinetwegen geschrien?
Yakup trat so nahe an den Baum heran, dass er unter den ersten ausladenden Ästen stand, in die Höhe blickte und einige der dahinmodernden Leichen sah.
Nicht weit von seinen Augen entfernt, baumelte eine gespreizte Hand, deren Haut allmählich grau und brüchig wurde. An einigen Stellen war sie schon abgefallen, sodass weiße Knochenknorpel hindurchschimmerten. Andere Finger hatten nur die Nägel verloren und wirkten wie stumpfe Stummelmesser.
Yakup ließ den rechten Arm mit der Fackel sinken. Das Licht züngelte nicht mehr so stark in die Höhe, es verteilte sich mehr über dem Boden, sodass der größte Teil des Leichenbaumes im Schatten blieb.
Yakup wollte mit den Toten sprechen. Sie hatten ihngerufen, also musste er ihnen auch eine Antwort geben, da er sicher war, dass sie ihn erwarteten.
In diesem Verlies des Todes sprach man nicht laut, man flüsterte nur, und daran hielt sich der junge Türke. Er sprach Ziis Namen wie einen Hauch aus. Trotzdem kam er sich als ein Störenfried vor.
Und Zii gab Antwort. Sein Flüstern strich über die ausgemergelten Körper der Leichen hinweg und erreichte die Ohren des Türken.
»Es ist etwas Schlimmes geschehen. Die Krone ist aus den Tiefen der Verbannung geschleudert worden. Die Zeiten haben bisher still gelegen, eingepackt wie in schwarze Watte. Nichts hat sich bewegt, aber nun hat jemand den Anstoß dazu gegeben. Es ist eine Frau, die man in den Tiefen des Dunklen Reichs gefangen hält. Sie hat die geheimnisvolle Krone der Ninja an sich genommen. Sie wartet auf ihre Befreiung, auf ihren Retter, und es soll derjenige sein, der die Krone der Ninja in seinen Besitz bringt. Sorge dafür, dass du es bist, Yakup. Wenn nicht, wenn es Shimada gelingt, sich die Krone anzueignen, wird er einige Schritte näher an Amaterasus Vernichtung gekommen sein, sodass sie ewig und für alle Zeiten in ihrem Dunklen Reich schmachten muss. Du willst ihre Befreiung. Hol dir die Krone der Ninja, hol sie dir!«
Yakup hatte gespannt zugehört. Er wusste nicht viel über diese geheimnisvolle Krone, die dem besten aller Ninja zustehen sollte.
Es gab nichts Schriftliches über die Krone, aber die mündlichen Überlieferungen besagten, dass derjenige, der sie in seinen Besitz bringen konnte, auch die Macht hätte, über alle Ninja zu regieren.
Zii sprach weiter. »Ich habe aus den Tiefen des Dunklen Reichs die Botschaft erhalten. Amaterasu will, dass sie keinem anderen als dir in die Hände fällt, aber du musst dich beeilen, denn schlimme Gestalten sind hinter ihr her.«
»Wer?« fragte Yakup.
Wieder ließ sich der alte Zii mit seiner Antwort Zeit.
»Einmal ist es Shimada, der davon erfahren hat. Zum anderen auch der Teufel, der sich ebenfalls der Krone bemächtigen will. Es wird ein Rennen um
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