0414 - Zweikampf um die Ninja-Krone
stand an den Fels gepresst und schaute in den offenen Eingang.
Dort tat sich nichts.
Aber der andere lachte weiter, und Yakup hörte ihn auch sprechen. Die Worte konnte er nicht verstehen, er richtete sich allein nach dem Klang, und der war nicht eben freundlich.
Die beiden Samurai hassten ihn.
Wenn sie nicht aus ihrem Versteck herauskamen, musste der Türke in die Höhle hinein.
Yakup wusste selbst, wie hoch das Risiko war. Bei einem plötzlichen Angriff spielte er mit seinem Leben. Vielleicht standen sie da, bereit, ihre mörderischen Sterne jeden Augenblick einzusetzen.
Yakup zählte ab. Er gab sich und den anderen noch eine Chance.
Bis zehn wollte er zählen.
Nichts geschah.
Da entschloss sich der Türke, alles auf eine Karte zu setzen und sich dem Feind zu stellen. Er dachte nicht mehr an das Handicap des verlorenen Fingers, so etwas interessierte ihn nicht mehr. Er würde sich daran gewöhnen und auch damit leben müssen.
Noch einen letzten Blick riskierte er zum oberen Rand der Schlucht. Dort hatte sich einiges verändert. Zuerst wollte Yakup es kaum glauben, aber da standen sich tatsächlich Shimada und Asmodis über der Schlucht wie zwei Seiltänzer gegenüber, um in einen Kampf einzutreten. Sie schwebten nicht in der Luft. Von einem zum anderen Ende der Schlucht war ein Seil gespannt, auf dem die beiden standen. Shimada an der rechten, der Teufel an der linken Seite.
Und Shimada hatte sein Samurai-Schwert gezückt, während aus den Fäusten des Teufels Flammendolche hervorstachen, die ein flackerndes Licht über das Seil warfen.
Es war eine faszinierende Szene, und Yakup hätte gern länger zugeschaut und diesen Kampf wie einen Action-Film vor sich ablaufen lassen. Das war nicht möglich. Er musstesich um seine Gegner kümmern, um die Ninja-Krone an sich zu bringen.
Aus der Höhle hörte er nichts mehr. Wahrscheinlich hatten die zurückgebliebenen Wächter ihre Kampfpositionen eingenommen.
Yakup hätte einiges dafür gegeben, eine Fackel zu besitzen. Leider konnte er sich keine aus den Rippen schneiden.
Im Dunkeln musste er fighten!
Noch einmal holte er tief Luft. Er blähte seine Lungen förmlich auf, duckte sich zusammen, stieß sich ab und huschte vor. Als grauer Schatten tauchte er für die Dauer eines Wimpernschlages im Eingang auf, malte sich dort auch ab, und bevor der erste Wurfstern auf ihn zugeschleudert werden konnte, warf er sich mit einem Hechtsprung in die Finsternis der Höhle hinein.
Er streckte dabei seinen Körper, hielt den gespannten Bogen trotz widriger Umstände hoch und rollte sich artistisch über die rechte Schulter ab.
Die Bewegung war noch nicht ausgelaufen, als er die schrillen, triumphierenden Schreie vernahm und die beiden Schatten durch die Höhle huschen sah.
Wenig später kam es zum Kampf!
***
Die sechs Diener setzten sich in Bewegung.
Wie gut einstudierte Schauspieler dem Regisseur gehorchten, so folgten sie dem Befehl des Gnoms. Yago hatte sie alle unter der Kontrolle. Er genoss seine Macht, wahrscheinlich stärker als andere Menschen, da er von der Körpergröße her nicht viel zu bieten hatte.
Die Männer schritten lautlos. Wir hörten nichts. Da die Tür wieder geschlossen worden war, streifte uns auch kein Windhauch.
Was sollten wir tun?
Nach vorn springen ging nicht. Dort lauerte Shrivers, der nur darauf wartete, abzudrücken und uns auch mitzischender Stimme erklärte, wie gering unsere Chancen doch waren.
Yagos Gesicht hatte in den letzten Sekunden einen zufriedenen Ausdruck angenommen. Auf seinem Mund lag ein sattes, breites Lächeln, die Augen funkelten, und er hatte seine langen Hände zu kantigen Fäusten geballt, als wollte er sich selbst für seine Aktionen die Daumen drücken.
»Schaffen wir die sechs?« hörte ich Sukos Frage.
»Nie!« Kommissar Muroto hatte geantwortet. »Die sind perfekt. Glaubt mir das. Wir können nur hoffen, dass sie es gnädig machen. Ich kenne Kendo-Kämpfer.«
»Wir sind auch nicht ohne«, sagte ich.
»Vielleicht nehmen wir Geiseln!« hauchte Suko. »Ich versuche jedenfalls, in die Nähe des Gnoms zu gelangen.«
Das war unser Startzeichen. Suko und ich hatten uns mit einem kurzen Wimpernschlag verständigt. Dann wirbelten wir herum.
Und es war um keinen Augenblick zu früh geschehen, denn die sechs griffen an!
Sie stellten es verdammt geschickt an, waren nicht mehr in einer Reihe geblieben, sondern hatten zwei Gruppen gebildet und sich dementsprechend verteilt.
Wäre Shrivers nicht gewesen, hätte
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