0414 - Zweikampf um die Ninja-Krone
man allein ist, fällt es einem schwer. Auch spürte sie den Kloß im Hals, und als es an der Tür klopfte, wollte ihr das Come in ! kaum über die Lippen.
Yakup betrat den Raum.
Jane hatte sich langsam umgedreht. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Türken sah. Er trug einen Mantel über dem Arm, hatte sich eine Lederjacke übergestreift und seine schwarze Jeans angezogen.
Was Jane verwunderte, war der Koffer, den er trug, jetzt abstellte, den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss.
»Du willst verreisen?« fragte Jane leise.
»Ja.«
Sie lächelte. »Gibt es einen Grund?«
Yakup kam nickend näher. Dicht vor Jane blieb er stehen. Seine Augen glänzten. Jane wusste genau, dass Yakup sie mochte, das war allein seinem Blick anzusehen. Doch er würde sich hüten, sie auch nur einmal zu berühren, das verbot einfach seine Erziehung. Erst wenn es Jane wollte und es ihm auch sagte, konnte die Sperre fallen.
So blieb es allein bei der Verehrung oder platonischen Liebe.
»Die Leichen riefen mich.«
Jane Collins erschrak. Sie wusste von den Toten, obwohl sie sie auf dem Leichenbaum noch nie gesehen hatte. Den Keller durfte sie ja nicht betreten. Wenn Yakup aber so ernst von ihnen sprach, hatte er seine Gründe! Und er würde sich auch nicht umstimmen lassen.
»Darf ich den Grund erfahren?«
Der Türke nickte. »Natürlich. Sie haben mich in das Land der aufgehenden Sonne gerufen.«
»Japan?« Janes Augen wurden groß. Sie zog dabei die Schultern wie fröstelnd hoch, als würde ihr das Strickkleid nicht genug Wärme geben.
»Ja, in oder nach Japan.«
»Was willst du denn da?«
»Ich muss die Krone der Ninja finden, und die wiederum liegt im Tal der Schatten.«
»Davon habe ich bisher nie etwas gehört«, gab Jane zu.
»Ich auch nicht«, erklärte Yakup. »Die Krone der Ninja war mir schon ein Begriff, obwohl es über sie keine Aufzeichnung gibt. Das Wissen wurde allein mündlich weitergegeben.«
»Kennst du denn den Weg?« fragte Jane.
»Ich suche ihn noch.«
»Japan ist groß.«
»Es gibt viele Stationen, die ich gehen muss. Man wird mich geleiten. Ich habe Verbündete dort und werde ihnen einen Besuch abstatten. Dort decke ich mich auch mit Waffen ein. Es tut mir Leid, dich allein zu lassen, aber ich kann nicht anders. Es muss einfach sein.«
Jane nickte. »Das kenne ich«, flüsterte sie. »Da bist du wie John. Wenn er etwas tun musste, ließ er sich kaum von einer anderen Person hereinreden.«
»Du bist in guter Obhut. Ich habe den anderen Bescheid gesagt. Sie werden auf dich Acht geben, Jane.«
»Das brauchen sie nicht. Ali hat mir vorhin noch versprochen, mich zu beschützen.«
»Da bin ich froh.« Yakup legte beide Hände auf die Schultern der blonden Frau. »Bevor ich Abschied nehme, will ich noch mit dir reden. Es wird für mich eine schwere Aufgabe werden. Ich muss den Weg erst suchen, aber ich bin fest entschlossen, ihn zu finden. Nichts und niemand soll mich aufhalten, obwohl es sehr gefährlich werden kann. Das Grauen lauert überall. Es kennt keine Grenzen, und ich bin nicht der Einzige, der die Krone der Ninja will.«
»Auch Shimada?« fragte Jane.
»Er ebenfalls. Aber da ist noch ein Dritter. Es soll Asmodis persönlich sein, der sich gern mit der Ninja-Krone schmücken will. Ich kenne den genauen Grund nicht. Wahrscheinlich sammelt er Pluspunkte im großen Kampf gegen den Spuk.«
»Das kann sein.«
Die beiden hatten noch Zeit. Sie sprachen miteinander, und Jane Collins erfuhr von Yakup gerade so viel, wie dieser noch ihr gegenüber verantworten konnte.
Wenig später ging er.
Jane brachte ihn nach draußen bis in den Garten. Die Luft war kalt geworden. Der Wind wehte über die Gipfel der Berge hinweg und brachte den Geruch von Schnee mit.
Als Yakup abfuhr, winkte er Jane ein letztes Mal zu.
Die Frau winkte zurück. Dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, lag nicht allein an dem beißenden Wind, der gegen ihr Gesicht fuhr.
Es war auch die Befürchtung, dass Yakup den größten Fehler seines Lebens gemacht hatte.
***
Das war wieder ein Wetter!
Furchtbar, kann ich nur sagen. Ich war schon eine halbe Stunde früher aufgestanden, um wenigstens pünktlich meinen Schreibtisch zu erreichen, und dann hatte ich freiwillig das Lenkrad übernommen, sodass Suko neben mir sitzen und Zeitung lesen konnte.
Viel sah er nicht. Draußen war es noch dunkel, und über London goss der Himmel all sein Wasser aus, das sich in den Wolken angesammelt hatte. Der Wind peitschte die langen
Weitere Kostenlose Bücher