0415 - Roboter-Grauen
schleuderte den Bumerang.
Er wurde schnell, fegte schräg auf Shimada zu und stieg von unten nach oben. Er würde genau in seinen Lauf hineinjagen und wahrscheinlich die so rasend schnell kreisende Klinge treffen.
Der Treffer war nicht zu vermeiden.
Durch den Tunnel hallte ein sehr hoch klingender Laut, als hätte jemand eine Glocke angeschlagen. Shimadas Lauf wurde gestoppt.
Die Magie des Bumerangs traf ihn voll, und meine Augen leuchteten auf. Für einen Moment glaubte ich mich am Ziel meiner Wünsche.
Es wäre fantastisch gewesen, Shimada auszuschalten.
Er fiel.
Die schwere Gestalt kippte zur Seite. Die Hand mit dem Schwert stieß er noch nach vorn. Dabei traf die Klinge die Tunnelwand, glitt an ihr in die Höhe und hinterließ eine Spur aus Funken. Urplötzlich war der blaue Schatten da, der Shimada regelrecht aufsaugte, und ich hörte die höhnisch klingende Stimme aus einer nicht fassbaren Ferne. »Nein, Sinclair, so nicht!«
Pandora hatte gesprochen.
Wieder einmal war es ihr gelungen, ihren Schützling Shimada zu retten, denn sie hatte einen Teil der blauen Festung geschickt, die sich bis auf ein Minimum verkleinern und bis auf ein Maximum vergrößern konnte. Sie schützte Shimada nicht nur, sie transportierte ihn auch weg, sodass er vor unseren Augen verschwand und als Rest nur noch eins zurückblieb: ein auf dem Boden liegender, matt glänzender Bumerang.
Shimada aber war uns entkommen.
Wir hatten einfach nicht die Möglichkeiten gehabt, ihn festzuhalten. Wahrscheinlich mussten wir erst noch eine stärkere Magie kennen lernen, um auch die blaue Festung zu stoppen.
Aber der Kampf war noch nicht beendet.
Zwei Brüder, deren Hass sich austoben konnte, kämpften um alles oder nichts.
Yago hatte sich auf Yamiga gestürzt. Beide lagen am Boden, schlugen aufeinander ein.
Ich wollte eingreifen, doch Suko hielt mich zurück. »Nein, John, das ist deren Sache.«
Dies sah ich ein.
Yamiga schien die Oberhand zu gewinnen. Es gelang ihm, sich zur Seite zu rollen und mit dem Knie Yago zur Seite zu stoßen. Der Falke wollte ihn zwar noch halten, doch ein weiterer Tritt sprengte dessen Griff.
Yamiga floh.
Auf seinen kurzen Zwergenbeinen rannte er der Plattform entgegen. Er wirbelte mit den Armen und hörte hinter sich Yagos Schrei.
»Du entkommst nicht, du Mörder!«
Da hatte der Falke Recht. Und wir mussten ihm seine Rache lassen, so schrieb es das Gesetz dieser so ungleichen Brüder vor.
Ich hatte vorhin schon den Luftzug gespürt, der aus einer für uns unsichtbaren Öffnung nach unten geweht war. Er bedeutete freien Zugang zur Außenwelt.
Aber auch von ihr konnte man diesen unterirdischen Komplex erreichen. Das taten die Falken auch.
Yago stand mit seinen Falken in Verbindung. Die Vögel gehorchten, sie nahmen Befehle entgegen, und Yago hatte sie geholt.
Raketenartig schossen die Tiere in den Tunnel hinein. Sie waren so schnell, dass Yamiga, der die Gefahr wohl ahnte, ihnen nicht mehr ausweichen konnte.
Wie abgeschossene Pfeile stürzten sie sich auf ihn.
Und sie straften den Mann furchtbar.
Vier Vögel kümmerten sich um Yamiga. Sie hackten mit ihren messerscharfen Schnäbeln zu, hielten die Flügel ausgebreitet, sodass Yamiga fast unter ihnen verschwand.
Wir alle hörten ihn schreien, sahen Blut, und noch immer hielt Suko mich fest, weil ich eingreifen wollte. Er aber sagte: »John, du musst die Gesetze dieses Landes anerkennen. Glaub mir, wir dürfen uns nicht einmischen.«
Ich wandte mich ab, gerade als Yamiga zusammenbrach, während Yago und die Kendo-Kämpfer der Tat weiterhin zuschauten.
Ich erinnerte mich an Yagos konzentrierten Gesichtsausdruck, als er an der Tunnelwand gelehnt hatte. Da wusste ich, dass er mit den Falken Kontakt aufgenommen hatte, die nun seine Rache vollendeten.
Die Überraschungen hörten für mich trotzdem nicht auf. Aus dem Nichts kristallisierte sich eine Gestalt hervor.
Yakup Yalcinkaya!
Und meine Augen wurden groß wie die berühmten Untertassen.
***
Zunächst sah ich nur die zitternden und verschwimmenden Konturen der Gestalt. Ich war schon so weit, mich mit einer Täuschung abzufinden, aber ich irrte.
Es war tatsächlich Yakup, der vor mir stand und aus dem Unsichtbaren gekommen war. Er lächelte uns an, seine Augen strahlten. Unter seinem rechten Arm trug er einen Gegenstand, der aussah wie ein Helm.
Kein Wort zur Begrüßung sagte ich, so sehr hatte mich sein Auftreten gebannt. Ich starrte nur auf den Eisenhelm und fragte: »Ist das die Krone
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