0416 - Im Namen der Hölle
Angst, als sie die Tür öffnete und ausstieg. Sie konnte sich das Auftauchen des Toten nicht erklären.
Nicht zum ersten Mal war ihr die enge Schlucht unheimlich. Jane hatte das Gefühl, zwischen den Felswänden in einer großen Falle zu stecken.
Vielleicht wäre sie auch weggelaufen, wenn sie nicht die Verantwortung für Ali gehabt hätte.
Mit vorsichtigen Schritten näherte sie sich der einsam daliegenden Gestalt. Sie lag etwas gekrümmt, sodass der Kopf nicht zu sehen war.
Bevor sich Jane bückte, um den Liegenden zu untersuchen, sah sie sich noch einmal um.
Lauerten dort in den Schatten der Felsen vielleicht irgendwelche Feinde?
Sie konnte keine Antwort darauf geben, musste abwarten und sich auf das Glück verlassen.
Jane ging in die Knie. Sie hielt einen Arm ausgestreckt, fasste die Schulter der Gestalt an und drehte sie herum. Schwer rollte der Körper auf den Rücken, und aus Janes Mund drang plötzlich der gellende Schrei, der wie ein Alarmruf durch die Schlucht schmetterte.
Sie war entsetzt und geschockt zugleich.
Die Leiche hatte keinen Kopf mehr!
***
Jane sah auch kein Blut, keine Sehnen, weder Knochen noch Adern.
Sie sah überhaupt nichts, bis auf diesen schwarzen Kreis, in dessen Mitte es anfing zu strudeln und zu brodeln, sodass ein Trichter entstand, in den sie fast hineingefallen wäre, hätte sie nicht jemand plötzlich festgehalten.
Es war Ali.
»Jane, verdammt, das kann ich nicht glauben.« Ali hatte Mühe, seine Tränen zurückzuhalten und sein Entsetzen zu verbergen. Für den Jungen war es ein vielleicht noch größerer Schock gewesen, eine Leiche ohne Kopf zu sehen.
Er zog Jane zurück und drehte sie herum, sodass beide der Leiche den Rücken zudrehten. Ali hörte Jane heftig atmen, er spürte auch ihr Zittern und stellte fest, dass sie sich allein wohl kaum mehr auf den Beinen halten konnte.
Jane ließ sich von Ali führen wie ein kleines Kind, bis er sie schließlich gegen den Wildcat lehnte.
Sie hielt den Kopf gesenkt, das lange, blonde Haar hing wie ein Vorhang vor ihrem Gesicht, und erst langsam erholte sie sich von dem fast unmenschlichen Schock.
»Es war eine Frau«, flüsterte sie.
»Ich weiß.«
»Warum?« flüsterte sie. »Warum hat man sie uns vor den Wagen gelegt? Das ist doch grausam.«
»Keine Ahnung, Jane.«
Sie lachte plötzlich bitter. »Vielleicht, Ali, hat man sich auch nur vertan, verstehst du?«
»Nein.«
Jane legte ihre Hände auf seine Schultern. Er war schon so groß wie sie geworden. »Das ist doch ganz einfach. Ich hätte an ihrer Stelle dort liegen müssen.«
»Das glaubst du selbst nicht.«
»Doch, ich glaube es. Ich hätte an ihrer Stelle dort liegen müssen. Möglicherweise haben sie sich nur vertan. Ein Irrtum, der mir das Leben gerettet hat. Eins weiß ich, Ali, wir sind auch hier in den Bergen nicht sicher, glaub mir das.«
»Vielleicht irrst du dich.«
»Nein, nein, nein!« Sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre langen Haare gegen das Gesicht des Jungen flogen. »Wer sollte in dieser verlassenen Gegend schon etwas zu suchen haben?«
»Das waren vielleicht Gangster, die eine Zeugin aus dem Weg räumen mussten.«
»Glaubst du tatsächlich daran, Ali?«
»Nein.«
»Ich auch nicht.«
Der Junge, durch die Erlebnisse schon gereift, dachte praktischer.
»Wir müssen jetzt weiterfahren, Jane. Versuche, um die Leiche herumzukurven.«
»Mal sehen.« Jane reckte sich und hob auch den Kopf an. Ihre Wangen waren nass, und noch immer rannen Tränen aus ihren Augen. Sie zog die Nase hoch, wollte sich an Ali vorbeidrücken, als beide plötzlich die gewaltige Stimme vernahmen, die durch die Schlucht hallte.
»Jane Collins! Jetzt holen wir dich!«
***
Es war der zweite Schock innerhalb weniger Minuten, und er traf sie fast noch schlimmer als der erste. Diese unheimliche und hohl klingende Stimme erfüllte die gesamte Schlucht. Sie warf sogar ein Echo, das zwischen den Wänden wetterte, sodass sich die ausgesprochene Drohung mehrere Male wiederholte.
Jetzt holen wir dich!
Jane ballte die Hände. Auch Ali hatte Angst. Sein Gesicht zeigte das Entsetzen, das er empfand. »Wer kann das gewesen sein?« hauchte er.
»Ich kenne ihn nicht. – Komm, wir fahren!«
Jane überlegte keine Sekunde länger. Es war möglicherweise die einzige Chance, die sie hatten. Schnell in den Wagen zu klettern und dann nichts wie weg.
Die Türen standen offen. Jane hatte den Zündschlüssel stecken lassen. Sie brauchte ihn nur zu drehen, und der Motor
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