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0416 - Im Namen der Hölle

0416 - Im Namen der Hölle

Titel: 0416 - Im Namen der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusammengebrochen, das wiederum wollten die anderen nicht. Hin und wieder schob man ihr etwas zu. Durch eine Klappe wurde der Napf gereicht. Mal mit Wasser gefüllt, dann wieder mit irgendwelchem Zeug , das sie essen konnte.
    Jane hatte überlegt, ob sie die Dinge überhaupt anrühren sollte. Es war nicht einfach gewesen, sich mit einem Vorhaben anzufreunden, das letztendlich in den Selbstmord führt, und sie hatte sich auch nicht überwinden können.
    Jane hatte schließlich getrunken und gegessen. Widerwillig nur, aber sie überlebte, obwohl sie von Tag zu Tag schwächer wurde.
    Dabei fragte sie sich natürlich, weshalb man sie nicht tötete. Schon längst hätte man sie umbringen können, abernein, man ließ sie in der verdreckten Zelle liegen und quälte sie.
    Es gab keine Pritsche, keine Toilette, das alles war herausgerissen worden, nur dieses vergitterte Viereck in der Wand, die Vorspiegelung von Freiheit und Himmel. Anhand dieses kleinen Ausschnitts konnte Jane erkennen, wie der Tag ablief und die Nacht begann.
    Diese quälenden Stunden der Ungeduld, in denen sie jede Minute damit rechnete, geholt zu werden. Oft träumte sie grässliche Dinge und schreckte manchmal hoch, wobei sie dann das Gefühl hatte, die Klinge der Axt würde gegen ihren Hals gepresst.
    Es folgten Phasen der Erschöpfung, der Apathie, in denen Jane das Gefühl hatte, nichts würde mehr gehen. Dann wurde ihr immer das Wasser gereicht, das sie wieder aufmöbelte. Durch die Luke schob sich jedes Mal die Skeletthand. Bleich und gekrümmt, die Schale mit den Fingerspitzen festhaltend, wobei im hinteren Ausschnitt der offenen Klappe die Skelettfratze des Richters zu sehen war.
    »Bald«, sagte er stets, »bald ist es so weit. Dann holen wir dich und werden dich bestrafen. Geister und Dämonen werden zuschauen und ihren Triumph herausheulen. Ihre Seelen erleben eine höllische Freude, wenn diejenige bestraft wird, die die Schuld an der Vernichtung unserer Freundin Wikka trägt.«
    Bisher war dieses Versprechen noch nicht eingelöst worden, aber Jane wurde immer daran erinnert.
    Dann gab es eine Zeit, wo sie mehr zu essen und zu trinken erhielt. Brei, dazu Wasser, und langsam kam sie zu Kräften.
    Damit verschwand auch die Apathie. Der Kreislauf arbeitete besser, das Blut zirkulierte, und es war ganz natürlich, dass Janes Denkapparat wieder geschärft wurde.
    Sie konnte überlegen, nachdenken und sich ein Urteil über ihre eigene Lage bilden.
    Wieder brach eine Nacht an.
    Eine sehr lange Nacht, die ihre Zelle mit der lichtlosen Finsternis ausfüllte. Jane hockte auf dem Boden. Sie lehnte mit dem Rücken an der kalten Wand, der Blick war gegen das vergitterte Fenster gerichtet, das sich sehr schwach innerhalb des Mauerwerks abzeichnete.
    Ein Loch, eine Luke, aber keine Hoffnung für sie.
    Armdicke Gitter sorgten dafür, dass sie nicht fliehen konnte. Sie zeigten ihr auch, wo sie sich befand.
    In einem Gefängnis.
    Jane hatte lange überlegt. Erst als es ihr wieder besser ging, war sie zu der Überzeugung gelangt, dass man sie auf die verlassene Zuchthausinsel Alcatraz geschafft hatte.
    Einst hatte man Alcatraz zum sichersten Zuchthaus der Staaten gekürt. Eine Felseninsel im Meer, umschwommen von Haien, noch in Sichtweite der Küste, doch für Gefangene ebenso weit entfernt wie der Mond.
    Alcatraz bedeutete, lebendig begraben zu sein.
    Und dieses Gefühl hatte Jane ebenfalls. Auch in dieser Nacht wieder, in der sie sich mit ihrem Schicksal beschäftigte. Irgendwann fing sie an zu weinen. Die Käfer fanden ihren Weg auch durch die Mauern. Dass sie über Janes Hände krabbelten, spürte die ehemalige Hexe schon nicht mehr. Sie hatte sich an dieses Ungeziefer gewöhnt, sodass sie es kaum noch wahrnahm.
    Dieses Menschenunwürdige ihrer Lage war schlimm.
    Und es kam noch etwas hinzu.
    Des Öfteren hörte sie in der Nacht Schritte.
    Dumpf und knirschend durchquerten sie den Gang. Gleichmäßig, monoton, als wäre ein Wärter dabei, die Gefangenen zu kontrollieren. Es waren Henker, die an ihrer Zelle vorbeigingen und durch einen Blick kontrollierten, ob die Gefangene noch einsaß.
    Reine Routine, mehr nicht.
    Aber in dieser Nacht war es anders.
    Jane hatte sowieso das Gefühl, eine Nacht vor der Entscheidung zu erleben. Auch das Wetter spielte verrückt. Draußen war es stürmisch geworden. Der Wind heulte umdas alte Zuchthaus, er spielte mit dem Wasser und türmte es zu gewaltigen Wellenbergen hoch, die gegen den Strand rollten und dort krachend

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