0416 - Im Namen der Hölle
Zellen vorbei, an den optischen Zeichen der Hoffnungslosigkeit, der Verzweiflung. Sie erreichten eine Treppe, blieben für einen Moment stehen, und Janes Blick klärte sich. Er fiel genau auf einen Schriftzug an der Wand. Jemand hatte dort etwas hingesprüht, das ihr einen Schock gab.
Zur Gaskammer stand dort. Dein Weg in die Hölle, Freund! Unter den Worten sah sie einen zitternd gesprühten Pfeil.
Die Henker zogen sie weiter. Sie hielten sie links und rechts an den Armen gepackt. Als Jane mit den Knien gegen eine Stufenkante stieß und den Schmerz spürte, war sie gezwungen, die Beine zu heben.
Und so stieg sie höher.
Mit Bewegungen, die sie selbst nicht kontrollieren konnte. Die Sohlen schleiften über das harte Metall. Manchmal klang das Echo noch singend nach, als würde es Janes Weg zur Todeszelle musikalisch begleiten.
Die Treppe war nicht endlos, obwohl sie ihr so erschien. Aber die Luft wurde besser.
Frischer Wind fuhr gegen ihr Gesicht. Er brachte den typischen Geruch des Meeres mit. Für einen Moment blitzte der Gedanke an Freiheit in ihrem Kopf auf, und Jane empfand ihn im nächsten Augenblick als pervers. Es gab keine Freiheit mehr für sie – nur den Tod.
Sie ließen die Treppe hinter sich.
Eine Metalltür war geöffnet worden. Gehalten wurde sie von der Skelettklaue des Richters, der im toten Winkel hinter der Tür stand und nur dafür sorgte, dass der Eingang frei blieb.
Der Wind blies in Janes Haare. Er wehte sie auch vor ihr Gesicht, sodass sie nur wenig sehen konnte. Aber sie spürte die Kälte und stellte fest, dass sie sich außerhalb der Mauern befanden.
Die beiden Henker schoben sie weiter auf eine Plattform oder einen Vorsprang hinaus. Hinter ihnen ließ der Richter die Tür los.
Sie schwang von selbst zu und fiel mit einem dumpfen Geräusch ins Schloss.
Da der Wind die Richtung wechselte, wehte er das Gesicht der Frau wieder frei.
Janes Blick fiel auf ein Metallgitter, das die Plattform abgrenzte.
Darüber schaute sie hinweg und sah das wogende Meer unter dem düster werdenden Himmel liegen.
Es kostete sie Überwindung, den Kopf in den Nacken zu legen und gegen die grauen Wolken zu schauen.
Sie trieben über das endlose Firmament, aber zwischen ihnen entdeckte Jane einen hellen Kreis.
Es war der Mond!
Ein Planet, in dessen Zeichen sie ihr Leben ein für alle Mal aushauchen sollte.
Jane spürte den Druck, der sich noch mehr verstärkte. Ihr Körper schien starr zu werden, sie wollte nicht mehr atmen. Hinter ihren Schläfen pochte es hart, und sie spürte den plötzlichen Druck, der sie auf die Knie zwang. Das war direkt neben einem großen, kantigen Gegenstand, der ihr erst jetzt auffiel.
Es war ein Richtklotz!
Das Holz sah verwaschen aus, der Zahn der Zeit hatte daran genagt, aber er hatte es nicht geschafft, all das Blut der Opfer aus dem Holz auszuwaschen.
Jane stützte sich auf die Hände. Sie merkte das Zittern ihrer Arme, und sie wusste auch, wie es weitergehen würde. Man würde sie auf den Richtklotz legen.
Noch war es nicht so weit. Der Richter verlas noch einmal das Urteil. Er hatte ein zerfleddertes Buch unter seinem Talar hervorgeholt.
Er hielt Jane ihre Untaten vor. Es berichtete von den schlimmen Dingen, die eine der ihren angeblich getan hatte, und er sprach zum Schluss über Wikkas Seele, die förmlich nach Rache schrie.
Um diese Rache zu erfüllen, hatte der Teufel den Richter und die beiden Henker geschickt.
Die letzten Worte der Stimme verklangen, als hätte sie der steife Wind einfach mitgerissen. Nur noch das Knattern der Kleidung im Wind war zu hören, ein letztes Geräusch, das Jane Collins in den endgültigen Tod begleiten sollte.
Von allein konnte sie nichts mehr unternehmen. Sie hätte höchstens auf den Richtklotz zukriechen können, aber dazu fehlte ihr die Kraft.
Diese »Arbeit« übernahmen die beiden Henker. Wiederum griffen sie hart zu. Ihre Hände schlugen auf die beiden Schultern der ehemaligen Hexe und fassten fordernd zu. Sie schleiften Jane über den rauen Boden der Platte. Ihre Knie scheuerten auf, der Schmerz brannte, sie wurde herumgedreht und hockte vor dem Klotz.
Es war furchtbar. Jane sah das Holz, die Maserung, die zum Teil einen braunen und dunkelroten Farbton angenommen hatte. Reste des getrockneten Bluts.
Dann hörte sie den Befehl.
Die Stimme klang zischend und dumpf zugleich. Der Richter hatte gesprochen.
»Runter mit dem Kopf!«
Jane zögerte. Das wiederum hatten die beiden Henker nicht gern.
Von ihrer linken
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