Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0417 - Die Straße der Gräber

0417 - Die Straße der Gräber

Titel: 0417 - Die Straße der Gräber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und wieder nahm er einen Schluck, wischte über seinen Mund und trank erneut. Er sprach einige Worte, die ich nicht hörte, aber von einer jungen Frau vernommen wurden. Sie eilte herbei. Die Frau hatte das Haar unter einem Kopftuch verborgen, blickte den Mann devot an und sah das Grinsen auf seinem Gesicht.
    Bevor sie sich abwenden konnte, hatte er ihr den leeren Krug in die Hand gedrückt und griff plötzlich nach ihrem Busen. Die Frau verzog erschreckt das Gesicht, drehte sich um und rannte weg, vom Lachen des Bärtigen begleitet.
    Auf mich wirkte die Szene gerade wegen ihrer Lautlosigkeit so gespenstisch und unheimlich. Dieser schwarzhaarige Kerl neben mir schien ein Anführer zu sein. Mich ärgerte nur, daß ich ihn nicht anfassen konnte, obwohl er sich in Reichweite befand.
    Vielleicht ließ sich das ändern.
    Ich dachte daran, es durch das Kreuz zu versuchen. Noch hatte ich es nicht offen vor meine Brust gehängt. Ich streifte die Kette über den Kopf und behielt das Kreuz in der rechten Hand, mit der ich den Schwarzhaarigen neben mir berührte.
    Das zeigte Wirkung!
    Es war ein kurzes Strahlen, aufflammend, als wäre eine Magnesiumbombe explodiert, und einen Moment später stand der andere noch immer vor mir. Nur etwas hatte sich verändert, sogar sehr entscheidend.
    Ich konnte ihn berühren.
    Und er mich auch.
    Beide waren wir überrascht. Wir starrten uns an. Ich merkte nebenbei, daß die Frau mit einem gefüllten Weinkrug zurückkehrte, den Schwarzhaarigen suchte, aber nichts mehr von ihm sah, denn auch mich hatte noch niemand wahrgenommen.
    Durch die Berührung des Kreuzes war es mir gelungen, den anderen in meine Zeit zu holen, obwohl er sich eigentlich noch in der Vergangenheit befand.
    Auch er hatte jetzt die Frau bemerkt, sprach sie an, die ihn nicht hören konnte, und als er ihr den Weinkrug aus der Hand reißen wollte, griff er hindurch.
    Das brachte ihn völlig aus der Fassung. Er wirbelte herum, lief weg, rempelte dabei seine Leute an, die jedoch nichts spürten.
    Ich ließ ihn laufen. Schon nach wenigen Schritten blieb er stehen, drehte sich wieder um und griff zu seinen beiden Säbeln. Er zog sie gleichzeitig hervor.
    Dieser Mann mußte so durcheinander sein, daß er sich nicht anders zu helfen wußte, jedenfalls hatte er mich als den Grund des Übels erkannt und sprach mich an.
    Ich hörte seine rauhe Stimme, aber ich verstand nicht, was er sagte. Er sprach in einem damals beliebten Dialekt, so daß ich die Schultern hob und ebenfalls in Deutsch antwortete: »Tut mir leid, Mister, aber ich habe keine Ahnung, was Sie wollen.«
    Er schüttelte den Kopf so heftig, daß die langen Haare flogen.
    Noch einmal rief er mir etwas zu, während um uns herum die geisterhaften Gestalten ihrer Tätigkeit nachgingen, als wären wir nicht vorhanden. Das waren wir ja auch nicht.
    Lesen und Schreiben hatte der Soldat bestimmt nicht gelernt.
    Man hatte ihm das Töten beigebracht, er setzte auf Kampf, auf Gewalt, und auch mich wollte er nicht verschonen. So rannte er mit seinen gezückten Säbeln auf mich zu, während hinter ihm der Umhang oder Mantel in die Höhe flatterte.
    Ich ließ ihn kommen und wich erst im letzten Moment aus. Die Klingen verfehlten mich.
    Er wollte sich herumwerfen, doch ich war schneller. Meine Faust dröhnte in seinen Nacken. Ich hörte das Klatschen, als die Hand auf die Speckschicht traf, und spürte das fettige Haar unter den Knöcheln. Der Dicke röchelte. Er ging gebückt vor, war aber nicht ausgeschaltet, so daß ich ein zweitesmal zuschlagen mußte.
    Diesmal mit der Handkante.
    Ich traf ihn, als er sich drehte. Dieser seitlich geführte Schlag, den er wohl noch nie gesehen hatte, schaffte ihn. Vor meinen Füßen brach er bewußtlos zusammen.
    Ich ließ ihn liegen, bückte mich und nahm einen der beiden Säbel an mich. Den zweiten stemmte ich mit der Spitze ein und verbog ihn durch den Druck meines Fußes so, daß die Klinge brach. Mit dem Säbel bewaffnet, ging ich weiter. Ich hatte mein Kreuz verschwinden lassen, denn ich wollte nicht mehr Menschen berühren, als es unbedingt sein mußte.
    Mein Ziel war der Stall, an den eine Schenke angeschlossen war.
    Zusammen mit einer Gruppe von vier Soldaten betrat ich die Schenke. Sie war primitiv eingerichtet. Auf dem Boden lag Stroh.
    Zum Teil schon angefault, bestimmt stinkend, aber auch davon nahm ich nichts wahr.
    Ich sah die Frau, die den Wein gebracht hatte. Sie stand neben zwei großen Weinfässern und sprach auf den Wirt ein, dessen

Weitere Kostenlose Bücher