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0417 - Die Straße der Gräber

0417 - Die Straße der Gräber

Titel: 0417 - Die Straße der Gräber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefesselt.«
    »Ich weiß. Da wir keine Unmenschen sind, lösen wir Ihnen die Nylonstricke.« Tremper holte ein Messer hervor und machte sich an den Fesseln zu schaffen.
    Sie fielen schnell, ich konnte mich wieder bewegen und spürte die Schmerzen noch eine Weile.
    Gewehrmündungen waren auf mich gerichtet. Auch wenn ich es gewollt hätte, ich wäre nicht weggekommen.
    Tremper trat hinter mich und stieß mir in die Kniekehlen. Ich war darauf nicht gefaßt gewesen, knickte ein und wurde nach hinten gezogen, bis ich mit dem Rücken gegen die Laterne prallte.
    Hilde, die ältere Frau im Lodenmantel, warf Tremper die nächsten Stricke zu. Es waren normale Seile und keine aus Kunststoff.
    Tremper wickelte sie mir um den Bauch, die Hüften und klemmte natürlich auch die Arme fest. »Okay, es reicht«, sagte ich. »Machen Sie es nicht zu stramm.«
    »Das müssen Sie schon mir überlassen.« Tremper überprüfte noch einmal die Stricke und war zufrieden.
    Ich blickte Inez an. Auch sie sah zu mir hin. Ihr Gesichtsausdruck zeigte einen gewissen Abscheu. Anscheinend war sie nicht mit allem einverstanden, was hier lief.
    Angst verspürte ich nicht, eher Neugierde. Ich war tatsächlich gespannt, ob diese Leute recht hatten und schon mal gelebt hatten.
    Tremper trat zurück. Sein selbstgefälliges Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden. Er wirkte irgendwie lauernd auf mich, als er in die Runde blickte, sich räusperte und nach den passenden Worten suchte. »Also gut«, sagte er schließlich. »Wir haben Sie geholt, Sinclair, und Sie werden das Rätsel lösen. Viel Glück.«
    Danach gingen sie.
    Der Reihe nach schritten sie an mir vorbei. Mancher Blick sah aus wie ein Abschied. Am längsten schaute mich Inez an. »Hoffentlich«, sagte sie, »werden Sie es überstehen.«
    »Ja, das hoffe ich auch.«
    Sie ging schnell weiter. Ich konnte ihnen mit den Blicken nicht folgen, weil sie in meinem Rücken verschwanden und ich nur noch darauf achtete, wie ihre Schritte allmählich verklangen.
    Dann war ich allein…
    ***
    Es ist schon ein ungewöhnliches Gefühl, sich als einziger Mensch innerhalb eines Dorfes zu befinden. Hinzu kam, daß ich gefesselt war und mich kaum bewegen konnte.
    Ich stand da, starrte auf die Straße, sah das dunkle Pflaster und hin und wieder einen gelben Lichtreflex, der wie ein goldener Schein darüberstrich.
    Die Häuserfronten lagen in der Dunkelheit. Dahinter hoben sich die Schatten der Berge ab, darüber stand der dunkle, wolkenreiche Himmel. Von Norden her fuhr der Wind in das Tal und blies gegen mich. Er roch wieder nach Schnee. Er würde auch hier unten fallen.
    Noch aber blieb es trocken.
    Mochte ein Ort auch von Menschen verlassen sein, ruhig war es trotzdem nicht. Irgendwo klangen immer Geräusche auf. War es nun das Klappern eines losen Fensterladens oder das Scheuern zweier Gegenstände, die der Wind aufeinander zutrieb?
    Einmal strich eine Katze über die Straße. Sie sah mich, blieb stehen, hockte sich nieder und drehte den Kopf.
    Ich konnte genau in ihre Augen sehen, es waren zwei türkisfarbene Kreise. Als die Katze merkte, daß ihr von mir keine Gefahr drohte, setzte sie sich in Bewegung und kam auf mich zu. Nicht einmal das Tappen der kleinen Pfoten vernahm ich. Sie schien zu schweben, erreichte meine Beine und streifte mit ihrem Körper daran entlang. Dabei stieß sie ein zufriedenes Schnurren aus.
    Die Katze hatte es gut. Sie konnte sich frei bewegen, während ich in den Fesseln fest hing.
    Damit wollte ich mich aber nicht abfinden, deshalb versuchte ich, die Stricke zu lockern. Ich drehte meinen Körper, so gut es eben möglich war, bewegte auch die Hände, wollte nur Spielraum verschaffen, aber es war verdammt schwer. Dieser Tremper mußte beim Film auch gelernt haben, wie man einen Menschen fesselt, ich jedenfalls schaffte es nicht, die Stricke zu lockern.
    Die Katze blieb bei mir. Anscheinend hatte sie die Nähe eines Menschen vermißt. Sie strich um meine Beine herum und hörte nicht auf zu schnurren.
    Ich bemühte mich weiter. Ruckte, zerrte und zuckte. Dabei fiel mir etwas auf. Zwar gelang es mir nicht, die Fesseln zu lockern, aber ich wurde einfach das Gefühl nicht los, daß die Laterne meinen Bemühungen nicht mehr lange standhielt. Sie bewegte sich hinter mir, ich glaubte sogar, ein leises Knirschen zu hören.
    So fest konnte sie nicht in den Boden gestemmt worden sein.
    Sollte dies meine Chance sein?
    Wo sich die sieben Menschen befanden, konnte ich nicht sagen.
    Vielleicht

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