0417 - Silbermond-Vampir
schluckte. Zeit war es auch inzwischen geworden.
Rob Tendyke, der geheimnisvolle Abenteurer, der selbst seinen Freunden nicht verriet, was es mit verschiedenen seiner Fähigkeiten auf sich hatte, die sich zuweilen bei ihm zeigten, und der auch nie über seine Herkunft gesprochen hatte, hatte alles getan, um die Schwangerschaft der Telepathin Uschi Peters geheim zu halten. Seit einiger Zeit lebte er mit den eineiigen Zwillingen Monica und Uschi zusammen, die aus Deutschland stammten und nach einem ausgedehnten Weltenbummel bei ihm in Florida hängengelieben waren. Uschi erwartete ein Kind von ihm, und es gab Grund zu der Annahme, daß dieses Kind sowohl die Para-Gabe ihrer Mutter und Tante sowie die Fähigkeiten und Geheimnisse des Vaters in sich vereinigen würde. Tendyke selbst zumindest schien der Ansicht zu sein, daß die Dämonischen in diesem Kind eine ungeheuere Gefahr sehen würden, und daraufhin hatte er sein Anwesen in Florida zu einer uneinnehmbaren Festung gemacht und Wert darauf gelegt, daß niemand etwas von der Schwangerschaft erfuhr - mit Ausnahme Zamorras und seiner engsten Freunde und Mitstreiter. Je weniger wußten, desto weniger konnten ungewollt ihr Wissen an die Schwarze Familie weitergeben. Diese Geheimhaltung war bei Tendyke fast zu einer Manie geworden, und alle hatten der Geburt des Kindes entgegengefiebert, nach der vielleicht wieder etwas Normalität eintreten würde…
Aber so ganz wollte Zamorra nicht an die Normalität glauben, es sei denn, das Kind würde die in es gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Aber nach diesem telepathischen Impuls sah es nicht danach aus.
»Na dann«, murmelte Zamorra. »Da wird ja einiges auf uns zukommen. Und eine Glückwunschkarte werden wir wohl auch schicken müssen…«
»Denkste, mein Lieber. Wir sprechen persönlich vor und gratulieren mit einem bunten Blumenstrauß, aber noch wichtiger dürfte unser freundliches Lächeln sein, denn Blumen schenkt jeder andere schließlich auch…«
»Freundliches Lächeln?« Zamorra seufzte, und Nicole wurde jäh ernst, weil sie begriff, daß ihr Lächeln Vampirzähne zeigte.
Das warf ein weiteres Problem auf: Solange sie des Keimes nicht ledig wurde - wie würden die Freunde reagieren?
Sie hatte Angst davor, sich der Antwort auf diese Frage zu stellen. »Laß uns weitergehen, cheri… sonst verlieren wir Yared und den Roboter noch aus den Augen…«
Zamorra nickte. »Hoffentlich findet dieser Waldhang bald ein Ende, und hoffentlich treffen wir bald auf Häuser mit Menschen, die wir wecken und ausfragen können…«
»Wecken? Wie gemein«, murmelte Nicole.
Zamorra versuchte ein Grinsen. »Wenn die ganze Welt gemein zu uns ist, können wir ja auch mal gemein zur Welt sein, oder? Je eher man uns den Weg nach Hause zeigt, um so besser wird es doch sein…«
Er folgte dem Ewigen und dem Mann in Schwarz und hörte hinter sich Nicoles Schritte. Er dachte an den Jungen, der auf der anderen Seite der Erdkugel geboren worden war. Julian Peters… der Name gefiel ihm. Und er freute sich darauf, diesen neu geborenen Erdenbürger kennenzulernen.
Aber dann riß es ihn herum, weil er Nicoles Schritte nicht mehr hörte.
Er konnte sie hinter sich nicht mehr entdecken. Nicole war spurlos verschwunden…
***
Der Fürst der Finsternis besaß das vierte Amulett in der Reihenfolge, in der Merlin sie vor fast tausend Jahren geschaffen hatte. Leonardo deMontagne hatte allerdings das Gefühl, daß seit einiger Zeit eine Veränderung mit diesem Amulett vor sich ging. In ihm schien etwas zu existieren, das sich gegen ihn wandte.
Seit er damals nach dem Urteil des höllischen Tribunals Magnus Friedensreich Eysenbeiß hingerichtet hatte, wurde er den Verdacht nicht los, daß Eysenbeißens Bewußtsein nicht in den Schlund des Abyssos geschleudert oder ins Höllenfeuer verbannt worden war, sondern daß es sich nach seinem Körper-Tod in eben diesem Amulett befand, das vorher Eysenbeiß gehört hatte.
»ICH BIN!« vernahm der Fürst der Finsternis, der Herr der Schwarzen Familie, plötzlich die Gedankenstimme in seinem Kopf. Er erkannte sofort, daß sie ihm vom Amulett übermittelt wurde, in Verbindung mit einem Bild, das er nicht verstand. Ihm fehlten die Voraussetzungen dazu.
Ich bin!
Leonardo bezog es auf Eysenbeiß. Der schien ihm jetzt klar gemacht zu haben, daß sein Geist tatsächlich noch existierte. Leonardo verfluchte ihn und die Tatsache, daß er wahrscheinlich nichts dagegen unternehmen konnte, wenn er nicht auf das
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