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0417 - Silbermond-Vampir

0417 - Silbermond-Vampir

Titel: 0417 - Silbermond-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anzugreifen und im Angriff auszulöschen. Als Vampir mußte er wissen, wie er einen anderen Vampir töten könnte. Denn jeder andere war ein harter Konkurrent, war ein unerwünschter Nebenbuhler im ständigen Kampf ums Überleben.
    Nicole hatte dieses Wissen nicht. Sie war auf andere Weise zur Vampirin geworden, und sie hatte noch nicht genügend Erfahrung sammeln können. Sie kannte den Vampirismus zwar aus ihrer Perspektive als Jägerin, als Gegnerin, aber das war auch schon alles. Sie konnte nur versuchen, sich in die Gedanken eines alten Vampirs zu versetzen, aber es war mehr als fraglich, ob sie diese Gedanken wirklich nachvollziehen konnte.
    Sie entwickelte auch noch nicht die Körperkraft in der übermenschlichen Form, wie ein echter Vampir es tat.
    Der Unheimliche, dessen bösartige, geringe Aura sie jetzt so deutlich wie nie zuvor spürte, packte mit beiden Klauen zu, stieß Nicole gegen den beschädigten Wagen. Sie schrie auf, als der Schmerz sie durchzuckte, während sie mit dem Metall in Berührung kam. Gleichzeitig fühlte sie, wie der Vampir versuchte, ihr durch seine Berührung Kraft zu entziehen.
    Er hatte es nicht nötig, ihr Blut zu trinken, wie er es getan hätte, wäre Nicole ein normales Opfer gewesen. Gegen andere Vampire ging er anders vor, auf eine radikalere Art.
    Er entzog ihre Kraft…
    Sie fühlte, wie sie rapide schwächer wurde, und versuchte etwas dagegen zu tun. Versuchte, diesen Kraftfluß abzublocken, der aus ihr hinaus ging. Aber wie sollte sie das schaffen? Sie hatte in dieser Hinsicht keine Erfahrung…
    Und die böse Aura wurde immer stärker, begann sie geistig zu erdrücken… der Vampir wollte Nicole mit einem Psycho-Terror besiegen! Er hatte bemerkt, wie sie auf seine Ausstrahlung reagierte, und verstärkte sie jetzt bewußt, um sie als Waffe gegen die vermeintliche Konkurrentin einzusetzen.
    Nicole hörte sich schreien.
    Sie versuchte den Vampir abzuwehren, von sich zu schleudern. Jede Sekunde, die er sie länger festhielt mit seiner unmenschlichen Titanenkraft, entzog ihr selbst weitere Körperkräfte, und die erdrückende Aura verursachte ihr selbst im Wachzustand Alpträume. Halluzinationen entstanden, gaukelten ihr entsetzliche Schreckensbilder vor, sie glaubte den Vampir plötzlich vierfach, fünffach vor sich zu sehen, um sich herum, von allen Seiten her angreifend… und sie schrumpfte, wurde immer kleiner, zerfloß förmlich…
    Ein Kreuz…
    Ein geweihter Eichenpflock, dem Vampir durchs Herz gestoßen…
    Die Zerstörung der Heimaterde, die sich in seinem Sarg befand…
    Aber all diese Möglichkeiten, ihn zu schwächen oder gar zu töten, standen ihr doch nicht zur Verfügung! Sie konnte nur ihre Hände einsetzen, besaß keine Waffe…
    Aber sie konnte sich doch eine Waffe schaffen!
    Warum war sie nicht früher darauf gekommen?
    Das Amulett!
    Seit der Vampirkeim in ihr wuchs, empfand sie eine gewisse Berührungsscheu. Zwar hatte Merlins Stern sie bisher nicht von sich aus angegriffen, möglicherweise weil es immer noch die geistige Beziehung zwischen Amulett und Nicole gab, aber sie hatte auch noch nicht wieder den Versuch gemacht, dieses Amulett selbst zu berühren. Bei einem direkten Kontakt mochte es ganz anders reagieren, konnte die Berührung gefährlich, wenn nicht sogar tödlich enden.
    Aber jetzt mußte sie es riskieren. Sie hatte sich selbst überschätzt, hatte einfach nur impulsiv angegriffen, ohne sich einen Plan zurechtzulegen und ohne sich über die Konsequenzen klar zu werden. Sie hatte einfach nicht mit dieser Kraft des Vampirs gerechnet, weil sie sich ihm ebenbürtig sah, hatte nicht einmal gewußt, wie schnell er ihr Kraft entziehen konnte.
    Sie schaffte es nicht einmal, ihre Judo- und Karate-Tricks anzubringen…
    Ihre Impulsivität verwünschend, konzentrierte sie ihre Gedanken auf das Amulett und sandte den geistigen Ruf aus.
    Sie mußte es einfach riskieren, daß das Amulett nicht nur den Vampir angriff, sondern auch sie. Sie mußte es einkalkulieren, daß sie von Merlins Stern als Vampirin gesehen und angegriffen und vielleicht getötet wurde, aber wenn sie dieses Risiko nicht einging, tötete der Vampir sie auf jeden Fall. Mit dem Amulett hatte sie immerhin noch eine winzige Chance.
    Sie rief es.
    Augenblicke später landete es in ihrer ausgestreckten Hand. Es war dem Ruf gefolgt, wobei es kaum eine Rolle spielte, wie weit es entfernt war oder ob sich feste Hindernisse wie Häuser oder Berge dazwischen befanden. Es war nur klar, daß die

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