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0417 - Silbermond-Vampir

0417 - Silbermond-Vampir

Titel: 0417 - Silbermond-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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bedeuten, daß Nicole das Amulett zu sich gerufen hatte.
    Das bedeutete aber auch, daß sie sich in Gefahr befand!
    Und Zamorra wagte nicht zu prophezeien, wie Merlins Stern sich bei direkter Berührung verhalten würde!
    Die Angst um Nicole wurde in ihm immer größer. Aber wie sollte er sie finden, um ihr zu helfen, wenn er nicht wußte, wo sie sich befand?
    Okay, er konnte das Amulett wieder zu sich zurück rufen, um damit die Spur rückwärts zu verfolgen. Aber erstens war das ein Aufwand, der so viel Zeit in Anspruch nehmen würde, daß danach eine Hilfe vielleicht zu spät kam, und zum anderen wagte Zamorra nicht, das Amulett wieder zurückzuholen, weil Nicole es bestimmt nicht grundlos angefordert hatte. Sie brauchte es, um einer unbekannten Gefahr zu begegnen, und wenn Zamorra es ihr mit seinem Ruf wieder abnahm, wurde die Gefahr für sie nur noch größer.
    Er konnte nichts tun.
    Und das war das Schlimmste. Diese erzwungene Hilflosigkeit während alles in ihm danach schrie, Nicole zu unterstützen.
    Aber dazu hatte er momentan keine Chance…
    ***
    Langsam ging Nicole auf das bewußtlos am Boden liegende Mädchen zu. Als der Vampir sein Opfer aus dem Wagen gezerrt hatte, mußte es die Besinnung verloren haben. Es konnte also nicht davonlaufen…
    Nicole lächelte zufrieden. Ihre Lippen öffneten sich, legten die Vampirzähne frei. Endlich konnte sie ihren quälenden Durst stillen, der in den letzten Stunden immer stärker geworden war. Sie kauerte sich neben das Mädchen, beugte sich über den Hals und…
    Sprang auf. Jagte mit ein paar wilden, weittragenden Sprüngen zurück. Fort von dem Opfer, von der Versuchung, zuzubeißen und zu trinken…
    Und für immer verloren zu sein!
    Sie stöhnte auf. Die vampirische Gier brachte sie fast um. Aber sie konnte und durfte sich nicht an dem Mädchen vergreifen. Sie mußte die Qual ertragen.
    Nicole schloß die Augen. Sie wollte das Mädchen, das hilflos und nackt auf der Straße lag, nicht sehen. Sie wandte sich ab und begann zu laufen, die Straße hinauf. Weiter und weiter fort von der Versuchung, fort von der Wärme des Blutes, das sie förmlich hatte riechen können.
    Erst nach mehreren Minuten blieb sie endlich stehen, keuchend und atemlos nach dem Bergauflauf. Von dem Auto und dem Opfer war nichts mehr zu sehen. Nicole atmete auf. Jetzt, wo sie das Opfer nicht mehr vor sich sah, schaffte sie es auch wieder, den Drang, die Gier, zurückzudrängen. Sie bekam eine Erholungspause. Aber sie wußte, daß dieser Drang wiederkommen würde, immer und immer wieder. So lange, bis sie ihm endgültig nicht mehr widerstehen konnte.
    Sie seufzte.
    »Zamorra, hilf mir«, flüsterte sie. Aber er konnte sie doch nicht hören. Und er würde auch seine Zeit brauchen, um eine Lösúng zu finden. Wenn der MÄCHTIGE Coron nicht auf Nimmerwiedersehen geflohen wäre, hätte man ihn vielleicht zwingen können, den Vorgang rückgängig zu machen. Aber diese Möglichkeit bestand schon längst nicht mehr…
    Sie überlegte.
    Die Straße war sicher nicht grundlos angelegt worden. Vielleicht stand weiter oben ein Haus, in dem sie unterschlüpfen konnte, ehe der Tag anbrach. Das zog allerdings das Risiko mit sich, daß dort Menschen lebten, die wiederum zu Vampiropfern werden konnten…
    Aber Nicole wollte nicht wieder zurück nach unten, und sie wußte, daß sie eine Unterkunft brauchte! Es ging einfach nicht anders.
    Sie mußte das Risiko eingehen. Vielleicht gab es auch eine leerstehende Hütte, in der sie sich verkriechen konnte…
    Sie setzte ihren Weg fort.
    Und fand das Haus in der Einsamkeit, am Waldhang.
    Ruhig und friedlich lag es im Mondlicht, aber von dem Gebäude ging eine seltsame Kälte aus, die Nicole nicht gefallen wollte. Es war ihr, als läge der Hauch des Todes über dem Anwesen. Unwillkürlich konzentrierte Nicole sich auf ihre neu gewonnenen Fähigkeiten und versuchte, die Gedanken anderer Menschen wahrzunehmen.
    Aber sie fühlte nichts.
    Hier lebte niemand…
    Konnte das denn sein? Das Haus sah bewohnt aus, ein Auto stand in der überdachten Einfahrt… und die Haustür stand offen. Aber niemand dachte.
    Das Mädchen!
    Konnte es vor dem Vampir die Flucht ergriffen haben? Sollte es sein, daß der Vampir das Haus überfallen hatte? Das würde erklären, daß das Mädchen keinen Faden am Leib getragen hatte; etwas, das Nicole erst in diesem Augenblick richtig bewußt wurde. Vorhin, während und nach dem Kampf gegen den Blutsauger, war ihr Denken einfach blockiert gewesen.

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