0417 - Silbermond-Vampir
keine Spuren gab. Er wanderte durch die Welt, ließ sich überall nur kurz nieder, und wo er seine Opfer fand, verschwanden diese spurlos. Dafür sorgte er. Nur so hatte er in all den Jahrhunderten unbehelligt bleiben können.
Er mußte zurück in jenes Haus und die Leichen dort verschwinden lassen, und er mußte auch das Mädchen an der Straße verschwinden lassen. Nichts durfte darauf hindeuten, daß es hier einen Vampir gab.
Es sei denn, er konnte die Spuren auf jene unerwünschte Konkurrrenz lenken…
Aber dazu mußte er dennoch nach dem Mädchen suchen. Vorsichtig schleppte er sich in Richtung der Straße…
***
Bianca Aquila erwachte mit einem Schrei. Ihre Erinnerung war sofort wieder da - die Erinnerung an jenen unheimlichen Vampir, den Mörder, der sie aus dem Auto heraus riß wie eine Spielzeugpuppe. Sie glaubte immer noch seine Zähne an ihrem Hals zu spüren…
Und die Angst hatte ihr die Besinnung geraubt.
Sie lag auf dem Asphalt. Ihr war kalt, obgleich die Nachtluft warm war. Vorsichtig richtete sie sich auf, tastete nach ihrem Hals. Sie konnte keine Verletzung spüren. Hatte der Vampir sie aus irgend welchen Gründen verschont?
Sie wußte es nicht. Aber sie fürchtete, daß er wiederum mit ihr spielte wie die Katze mit der Maus. Vielleicht lauerte er wieder irgendwo in der Nähe und weidete sich an ihrer Angst…
Sie brauchte Hilfe!
Ohne sich Gedanken um ihren Zustand zu machen, lief sie los, weiter bergab. Der Wagen war zerstört; sie brauchte erst gar nicht zu versuchen, ihn wieder aus dem Graben und von dem Baum, gegen den er geprallt war, freizubekommen.
Sie rannte…
...bis sie die Silhouetten der ersten Häuser des Dorfes vor sich aus der Dunkelheit auftauchen sah. Das Dorf lag in tiefer Dunkelheit. Die Menschen in ihren Häusern schliefen.
Bianca lief bis zum Haus des Dorfpolizisten. Sie vergrub den Klingelknopf unter ihrem Daumen, hämmerte mit der anderen Faust gegen die Tür. Und immer wieder sah sie sich gehetzt um, glaubte, den Atem des Vampirs faulig in ihrem Nacken zu spüren…
Doch wenn er in ihrer Nähe war, hatte er sich unsichtbar gemacht…
***
Eine andere Welt, ein anderer Ort:
In ihrem »Regierungssitz« nahm Sara Moon die Nachricht entgegen, daß die Station mit dem Verräter Omikron an Bord programmgemäß zerstört worden war. Damit war der Verräter bestraft, und Professor Zamorra und Nicole Duval waren von jeglicher Rückkehrmöglichkeit abgeschnitten. Es war nicht damit zu rechnen, daß sie überlebten, weil sie bei ihrer Rückkehr aus der Vergangenheit des Silbermondes ja nicht ahnen konnten, daß es die Station nicht mehr gab. Ein heimtückischer Plan ging auf.
Sara Moon, die ERHABENE der Dynastie, deren Identität keiner ihrer Untertanen kannte, wunderte sich nicht darüber, daß die Zerstörungs-Meldung von der Erde gekommen war. Es spielte keine Rolle. Wichtig war nur, daß die Station vernichtet worden war, die zwischen den Dimensionen pendeln und Wege zwischen den Wirklichkeiten hatte benutzen können.
Zugleich suchte Sara Moon nach Zeichen für einen Erfolg Zamorras. Immerhin hatte sie ihn in die Vergangenheit des Silbermondes geschickt, um in ihrem Intresse aktiv zu werden. Daß es gemeinsame Interessen gab, konnte dabei nur von Vorteil sein. Aber Zamorra hatte CRAAHN verhindern sollen, das Psycho-Programm, das Sara Moon schon bei ihrer Geburt von den Meeghs, dem Hilfs-Sklavenvolk der MÄCHTIGEN, eingegeben worden war, um sie zu einem größtenteils willenlosen Werkzeug der MÄCHTIGEN zu machen. Sie glaubte zwar, einen Erfolg verspürt zu haben, aber sicher konnte sie nicht sein. Da war etwas !…
aber die Manipulation, die durch Zamorras Eingreifen erfolgt war, beschränkte sich darauf, daß eine Art von Bestätigung des vorherrschenden Zustandes erfolgte. Ohne Zamorras Tun wäre Sara Moon ein weitaus willigeres Werkzeug der MÄCHTIGEN geworden, als sie es in der Wirklichkeit war. Somit war ein Zeitparadoxon verhindert worden.
Und das gleich in doppelter Form.
Denn aufgrund der Manipulation war Sara Moons Zeitauge entstanden, mit dem sie für ein paar Sekunden in die Zukunft schauen konnte - wenn sie sich darauf konzentrierte. Ebenfalls war es ihr möglich, in die Vergangenheit zu schauen… und vertrauend auf die Tricks ihres Zeitauges hatte sie Zamorra aufgefordert, sich mit den MÄCHTIGEN, den Meeghs, und dem Psycho-Programm CRAAHN zu befassen.
Aber gefangen in ihren eigenen Vorstellungen von Erfolg oder Mißerfolg, sah sie selbst diesen
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