0418 - Das Richtschwert der Templer
greifen, der sich mir bot.
Wieder starrte ich die Uhr an. Drei Minuten noch bis zur Explosion.
Suko hatte schon ausgeholt, war fast bis zur Treppe zurückgewichen, um einen besseren Wurfwinkel zu haben. Es war nicht einfach, die Klinge am Griff zu halten und sie dann in die Höhe zu schleudern. Das würde ungemein schwierig werden.
Er visierte noch einmal, zuckte zusammen, schleuderte den Arm vor, und seine Spannung entlud sich bei ihm in einem Schrei.
Von unten her raste das Schwert, mit der Spitze zuerst, auf das Gitter zu. Wenn Suko nicht genau gezielt hatte, war es sogar möglich, daß ich und nicht der Wecker getroffen wurde.
Dann zuckte ich zusammen, als das Schwert gegen das Gitter klirrte. Nicht einmal weit von dem verdammten Wecker entfernt.
Er schwankte auch, zitterte nach, aber er fiel nicht.
Das Schwert fiel wieder nach unten. Mit dem Griff zuerst prallte es auf den Boden, und wieder war Zeit vergangen.
Eine Minute und 50 Sekunden noch zeigte die Uhr, als Suko die Waffe zum zweitenmal an sich nahm.
Ich starrte zu ihm hin. Tränen erstickten fast meinen Blick.
Gesicht meines Freundes sah ich nur noch verschwommen. Der seelische Druck wurde zu einer Qual, die sich auch körperlich bemerkbar machte. Ich verspürte plötzlich überall Schmerzen.
Suko warf die Klinge zum zweitenmal. Diesmal starrte ich nicht auf die Uhr, sondern verfolgte den Weg des Schwertes, sah es gefährlich nahe bei mir unter dem Gitter erscheinen, dann prallte es gegen die Gitterstäbe. Aber nicht gegen die, an denen der Wecker hing, sondern zwei weiter. Trotzdem wackelte die Uhr. Suko hatte mit aller Kraft die Waffe geschleudert – und der Wecker glitt ab.
Ich wollte es kaum glauben, schrie auf, spürte die heiße Lohe durch meine Brust zucken, beobachtete mit fieberndem Blick den Wecker, der weiterrutschte und fiel.
»Suko! Deckung!« brüllte ich, so laut ich konnte. Ich wußte nicht, ob die Ladung detonierte, wenn der Wecker den Boden erreichte.
Hier war alles möglich.
Suko jagte, als er den Wecker fallen sah, die Stufen hoch.
Er kam nicht bis zum Ende der Treppe. Er hechtete sich vor. Das war sein Glück, denn einen Augenblick später detonierte die Ladung…
***
Mir war nichts anderes übriggeblieben, als die Augen zu schließen, denn abducken oder mich irgendwie schützen konnte ich mich mit meinen gefesselten Händen nicht.
So erlebte ich dieses Inferno ungeschützt mit.
Der Krach zerriß mir fast das Trommelfell. Noch in sein Echo hinein wurde ich von der Druckwelle getroffen, die sich nach drei Seiten ausbreitete. Ich hatte das Gefühl, zerrissen zu werden, als die Welle an meinem Körper zerrte und ihn in den noch straff sitzenden Fesseln aufbäumte.
Daß ich gegen den Krach und die Druckwelle anschrie, bekam ich kaum mit. Ich hörte ein Poltern, ein Knirschen, und kurz danach ebbte dieses Geräusch allmählich ab.
Es wurde still.
Tödlich still?
Bevor ich mich dazu überwand und die Augen öffnete, mußte ich husten, denn ich hatte Staub eingeatmet. Ich keuchte mit offenem Mund und spie das Zeug aus.
Dann öffnete ich die Augen.
Blind! Du bist blind!
Es war ein Schock, der mich durchzuckte, denn im ersten Augenblick konnte ich tatsächlich nichts sehen. Ich lag gefesselt auf dem Gitter, starrte in die Tiefe, bis ich links unter mir den schwachen Schein erkannte, durch den lange Staubfahnen als dichte Schleier trieben. Da mußte etwas zusammengekracht sein. Vielleicht eine Wand oder auch die Treppe.
Dabei dachte ich an Suko. Mein Gott, er war auf die Treppe gelaufen. Wenn die unter ihm eingestürzt war, hatte das schwere Gestein ihn womöglich unter sich begraben.
Ich rief seinen Namen.
Zuerst nur flüsternd, weil ich nicht anders konnte. Nach einem kräftigen Räuspern endlich lauter, so daß er mich einfach verstehen mußte.
Und er meldete sich.
Seine Stimme klang kaum lauter als meine, und die Worte wurden auch von einem kräftigen Husten unterbrochen. »Okay, Alter, ich lebe noch, wenn auch mehr schlecht als recht.«
»Wieso?«
»Ich mußte mir noch einiges von den Beinen laden. Da hat mich etwas erwischt, aber nichts, das dir Sorgen bereiten könnte.« Ich hörte es poltern und knirschen. Wenig später strahlte plötzlich das Licht der Halogenlampe auf. Aber selbst sie konnte den dichten Staubvorhang kaum durchdringen.
Wo Suko lag, ahnte ich mehr, als daß ich es sah. Dafür hörte ich ihn nochmals kräftig husten.
Dann erklärte er mir, daß er den Keller verlassen wollte, um zu mir
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