0418 - Das Richtschwert der Templer
Clubfreund uninteressant. Nur der Griff mußte völlig aus dem Rahmen fallen.«
Sir James hatte es wirklich spannend gemacht. Jetzt beugte er sich noch vor. »Nun, dieser Griff wird auch Sie interessieren. In ihm ist nämlich etwas eingraviert, ein Kreuz!«
Das war in der Tat ungewöhnlich, aber keine so große Neuigkeit, als daß Sir James es so spannend machte.
»Merken Sie etwas?« fragte er.
»Noch nicht, Sir.«
»Gut, John, ich spreche Sie jetzt im Besonderen an. Dieses Kreuz auf dem Griff des Richtschwertes ist nicht normal. Ich sprach mit dem Sammler darüber, und er erklärte mir, daß es gewisse Zeichen haben soll…«
Allmählich ging mir ein Licht auf, doch ich ließ meinen Chef weiter berichten.
»Ich fragte natürlich nach den Zeichen, und man erklärte mir die einzelnen Symbole.«
Plötzlich stand ich auf. Es war eine Reflexbewegung, weil ich nicht anders konnte. »Sir«, sagte ich mit rauher Stimme. »Sir, soll das heißen, daß dieses Kreuz auf dem Griff der Waffe und mein eigenes identisch sind?«
»So ist es!«
Ich fiel wieder auf den Stuhl zurück. Neben mir hörte ich Suko gepreßt atmen. Auch er war geschockt, überrascht, gab aber keinen Kommentar und ließ mich erst nachdenken.
Ich wischte über meine Stirn, ohne es recht zu merken. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Mit allem hatte ich gerechnet, damit allerdings nicht, obwohl, und das stand inzwischen fest, Hector de Valois ebenfalls ein Träger des Kreuzes gewesen war, das ich, als Sohn des Lichts, nun besaß. Das Kreuz mußte eine unwahrscheinliche Odyssee hinter sich haben. Es war durch viele Hände gegangen, aber bewußt nur von wenigen getragen worden.
»Was sagen Sie dazu, John?«
»Nun.« Ich hob die Schultern und spürte auf meinem Rücken die kalte Gänsehaut. »Wenn ich genauer darüber nachdenke und Ihre Erklärungen analysiere, ist es eigentlich nicht so unwahrscheinlich, daß sich der Abdruck meines Kreuzes auf der Klinge befindet. Wir dürfen nicht vergessen, daß auch Hector de Valois einmal zu den Besitzern des Kreuzes gehört hat. Aus welchem Grunde er es weggeben mußte, das ist mir nicht bekannt. Ich weiß nur, daß er gestorben ist und die Templer sein silbernes Skelett gefunden haben.«
»Aber das Schwert existiert heute noch«, sagte Sir James. »Nur hat es bisher keiner gefunden, auch der Waffensammler nicht.«
»Ist er Templer?« fragte ich.
Sir James wiegte den Kopf. »Das weiß ich leider nichtgenau. Ich habe ihn danach gefragt. Nicht sehr offen, sondern durch die Blume, aber er gab mir keine konkrete Antwort. Er wich dem Thema einfach aus, so daß ich zu der Überzeugung gelangt bin, daß er eigentlich dem Templer-Orden angehören muß.«
»Wobei sich die Frage stellt«, sprach Suko weiter, »auf welcher Seite er steht. Dient er Baphomet oder den eigentlichen Zielen der alten Templer.«
Sir James goß etwas von seinem kohlesäurefreien Wasser in das bereitstehende Glas und trank einen Schluck. »Diese Frage habe ich mir ebenfalls gestellt, aber leider keine Antworten gefunden.«
Ich glaubte unserem Chef nicht so recht. »Sir, Sie werden sicherlich mißtrauisch geworden sein. Haben Sie vielleicht Nachforschungen angestellt, von denen wir nichts wissen? Ich meine, wir waren in den letzten beiden Wochen oft unterwegs und haben wenig mit Ihnen gesprochen…«
Sir James winkte ab. Er nahm einen Schluck Wasser, betupfte seine Lippen und lächelte. »Es ist sonst nicht meine Art, hinter anderen Leuten her zu spionieren, doch in diesem Fall mußte ich einfach eine Ausnahme machen, wenn Sie verstehen.«
»Klar.«
»Der Mann heißt Gordon Stanhope.«
»Den Namen kenne ich.«
»Sicher, John, er ist ein Begriff. Export von Metallgütern, wie er manchmal selbst sagt, um seine brisanten, aber genehmigten Geschäfte zu umschreiben. Über ihn ist einiges bekannt. Er war zweimal verheiratet, führt ein aufwendiges Leben, auch wenn er nicht in den Spalten der Klatschpresse steht, und er ist gleichzeitig ein Mann, der viel im Orient herumreist. Er kennt Libyen, zum Beispiel, aber auch Algerien oder Tunesien. Ob er dort mehr über das Schwert der Templer erfahren hat, kann ich nicht sagen. Ich will auch nicht so recht daran glauben, schließlich hat Hector de Valois in Europa gelebt.«
»Denken Sie an die Kreuzzüge, Sir.«
»Das ist korrekt, John, deshalb schließe ich die Möglichkeit auch nicht aus. Kurzum, ich fand keinen Hinweis, der uns hätte an das Schwert der Templer heranbringen
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