0418 - Das Richtschwert der Templer
können.«
»Und Sie haben nicht mehr mit ihm gesprochen?« wunderte ich mich.
»Natürlich. Immer wieder, fast jeden Abend, kam ich auf das Thema Schwert zurück.«
»Gab es Spuren?«
»Höchstens vage Hinweise. Aber Stanhope wollte die Waffe unbedingt besitzen und versuchte alles. Als selbst seine Beziehungen versagten, gab er Annoncen in verschiedenen Zeitungen auf und versprach demjenigen eine hohe Belohnung, der ihm einen Hinweis geben würde.«
»Sind welche eingetroffen?«
»Ja.«
»Wie nahm er sie auf?«
»Alles war Quatsch. Es gab keinen echten Hinweis. Stanhope konnte noch so viel zahlen, er fand die Spur nicht. Aber die Annonce wurde gelesen. Und zwar von einer guten Bekannten von uns…« Sir James’ Lächeln wurde plötzlich offen. »Diese gute Bekannte habe ich heute eingeladen. Sie ist hier, nur bat ich Sie, noch einen Moment zu warten.« Er bewegte sich zur Seite und drückte unter dem Schreibtisch einen bestimmten Knopf.
Ein kleiner Teil der breiten getäfelten Bürowand schob sich auf Rollen laufend zur Seite. Sie gab einen Ausschnitt frei, ungefähr in den Ausmaßen einer Tür.
Und dort stand eine Person, die Suko und mich tatsächlich überraschte.
»Sarah Goldwyn!« flüsterte ich erstaunt…
***
»Ja, mein Junge«, sagte die Horror-Oma, »ich bin es wirklich. Du brauchst nicht so zu starren.« Während ihrer Worte war sie in das Zimmer getreten. »Wenn nichts mehrweiterhilft, gibt es nur eines. Die gute alte Sarah Goldwyn fragen.«
Ich nickte. »Das scheint mir auch so.«
Es gab noch einen dritten Stuhl, auf dem sie Platz nahm. Sir James hatte sich bei ihrem Eintritt erhoben und setzte sich nun wieder hin.
Lady Sarah deutete auf uns. »Ihr seht aus wie zwei Schulbuben, die der Lehrer bei Streichen erwischt hat. Nun ja, es dauert ja noch etwas, bis ihr in mein Alter kommt.«
Ich mußte lachen. So war sie eben, unsere Horror-Oma. Man konnte sie als eine außergewöhnliche Frau bezeichnen. Über ihr Alter sprach sie ja nie so direkt, immerhin war sie dreifache Witwe, besaß ein ordentliches Vermögen, das sie zu einem hohen Prozentsatz für soziale Zwecke einsetzte. Trotzdem blieb noch ausreichend Geld für ihr Hobby, den Horror! Die Mystik, alles Okkulte, Magische und Rätselhafte. Die Bibliothek im Dach ihres Hauses konnte sich sehen lassen. Da stapelten sich die Bücher in Dreierreihen in den starken Holzregalen, aber sie verließ sich nicht nur auf die Schriften. Lady Sarah sammelte auch Grusel-Filme, die sie sich anschaute und dabei einen ungeheuren Spaß und Nervenkitzel verspürte.
Leider blieb bei ihr nicht alles bei der Theorie. Des öfteren hatte sie sich in Fälle hineingemischt. Erst vor einigen Wochen noch war ich mit ihr in Rußland gewesen, denn dorthin hatte uns die Spur des unheimlichen Rasputin geführt.
Sie sah aus wie immer. Lady Sarah liebte Flatterkleider aus dunkleren Stoffen und vor allen Dingen Ketten. Gleich mehrere schlang sie um ihren Hals, und die klirrten immer gegeneinander, wenn sie ging, so daß sie oft nur zu hören, aber nicht zu sehen war.
Mitgenommen hatte sie eine schwarze Handtasche mit einem Bügel aus Horn. »Ich will gleich zur Sache kommen«, sagte sie, setzte ihre Brille auf und öffnete die Tasche. »Euer Chef, Sir James, hat mich darum gebeten.« Sie holte aus der Tasche ein kleines Buch und hielt es so, daß wir den Titel lesen konnten.
MYSTIK DER TEMPLER
»Kennt ihr das Taschenbuch?« fragte sie uns.
Wir verneinten.
»Das habe ich mir gedacht.«
Suko hatte einen Einwand. »Wir kommen auch nicht so oft dazu, Bücher zu lesen.«
»Nicht schlimm, dafür habt ihr ja mich.« Lady Sarah schlug das Buch auf. »Als mich Sir James um diesen kleinen Gefallen bat, habe ich meine Bibliothek durchstöbert und bin fündig geworden. Was den Inhalt dieses Buches allerdings angeht, so muß ich euch warnen. Es ist vieles dabei, das einfach nicht stimmen kann, allein von der Historie her, deshalb heißt der Titel auch Mystik der Templer. Einige Dinge werden schnell abgehandelt, aber es gibt ein Phänomen, das immer wiederkehrt. Eben dieses Richtschwert der Templer.«
»Ist es abgebildet?« fragte ich.
»Leider nicht. Es wird nur darüber geschrieben, daß jeweils der beste Templer das Schwert erhielt und es mit auf seine Reisen in das Morgenland nahm.«
»Und es ist verschwunden?«
»Sehr richtig. Seine Spur verliert sich im Dunkel der Geschichte. Der Autor des Buches hat nach Hinweisen gesucht und auch welche gefunden.«
»Wie heißt der
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