0419 - Die Klinik der tödlichen Träume
hierblieben, einen Wink und ging dann mit Peterson zu meinem Jaguar. Erschöpft ließ ich mich auf den Beifahrersitz fallen und versuchte nachzudenken. Aber mein Gehirn arbeitete nicht mehr so richtig.
Wir fuhren mit gleichmäßigem Tempo nach New York zurück. Die Straßen waren leer, und er konnte voll ausfahren. Man sah ihm an, daß es ihm Spaß machte. Ich lehnte mich zurück und schlief ein.
Als ich .auf wachte, begann es schon zu dämmern. Wir waren schon hinter Philadelphia und mußten gleich nach Newark kommen. Mein Schädel brummte, und ich fühlte noch immer bleierne' Müdigkeit. Auf der rechten Seite lag jetzt ein kleines Waldstück, das wie ein grüner Schatten an uns vorbeihuschte.
Ich erkannte plötzlich ein hellgelbes Schild. Es besagte, daß hier das »Bright-View«-Sanatorium lag. Ich erinnerte mich, daß es eins von Dr. Barells Häusern war. Dann sank ich wieder zurück und schlief ein.
***
Als ich aufwachte, brannte die Sonne schon durch meine Fenster herein. Ich setzte mich auf und streckte mich ausgiebig. Dann startd ich auf und duschte mich. Ich war wieder ganz okay. Ich hatte zwar ein leicht benommenes Gefühl, vermutlich die Nachwirkungen der Spritze, aber sonst konnte ich wieder jeden Muskel bewegen, und auch die Schulter schmerzte nicht mehr. Ich kochte mir einen starken Kaffee, frühstückte ein daumenstarkes Steak und rief dann im Büro an.
Inzwischen war es 2 Uhr nachmittags geworden.
Ich bekam gleich Phil an den Apparat, der inzwischen von den Cops im Süden alles erfahren hatte.
»Wie geht es dir?« fragte er.
»Großartig. Was gibt es bei dir Neues?«
»Eine Menge, komm am besten gleich rüber. Wenn du kannst!«
»Ich kann wieder Bäume ausreißen, alter Junge.«
Als ich ins Büro kam, erwartete mich Phil schon mit den Berichten aus dem Archiv. Wir gingen sie zusammen durch.
Harvey Dillard war nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, jedenfalls war er nicht in den Akten zu finden, auch nicht unter einem anderen Namen. Aber das besagte noch nicht viel. Die Vermögenslage war sehr gut. Er war der eigentliche Erbe und der Inhaber der Dillard-Werke. Edwin Barell und seine Schwester Hilda hatten zu gleichen Teilen das Barellsche Vermögen geerbt. Er hatte damit seine Sanatorien finanziert. Sie hatte Dillard geheiratet und die Dillard-Farbenwerke mit aufgebaut.
Bei ihrem Tod war überraschenderweise ein Testament bekannt geworden, das Harvey zum Haupterben erklärte. Clark Dillard sollte lediglich seine Anteile weiter behalten und als gesetzlicher Vertreter die Firma weiter leiten. Erst bei seinem dreißigsten Lebensjahr sollte Harvey frei über das Vermögen bestimmen können, im Falle einer Heirat schon nach seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag.
Clark Dillard war also schon ein vermögender Mann, aber keinesfalls so reich wie sein Sohn Harvey. Und er hatte eine neue Frau, die ziemlich anspruchsvoll war, sowie zwei erwachsene Kinder. Ihm konnte es also nur passen, wenn sein Sohn wegblieb. Und eine Ehe des Sohnes, noch dazu mit einem unvermögenden Mädchen, hätte Clark Dillard sehr schnell seines Reichtums beraubt.
Über Edwin Bareil gab es nicht viel zu sagen. Er war recht bekannt. Seine Sanatorien wurden vor allem von den wohlhabenden Leuten New Yorks besucht, und alles in allem hörte man mehr über ihn in den Klatschspalten als in den medizinischen Blättern, aber das war bei einem Modearzt nicht weiter verwunderlich. Seine Vermögenslage mußte sehr gut sein, obwohl keine klaren Unterlagen über die Einnahmen Vorlagen.
Ich legte die Mappen weg und steckte mir eine Zigarette an. Sie schmeckte mir schon wieder. Ich wandte mich an Phil:
»Warst du im Fourty Four?«
»Ja, allerdings, und diese einsame einzige Spur, die du im Zeitungsarchiv aufgepickt hast, scheint reichlich heiß zu sein!«
»Was ist los?« fragte ich gespannt. Phil berichtete:
»Ich weiß nicht, ob du schon einmal in dem Laden warst, jedenfalls ist er nicht ganz unsere Kragenweite. Alles ist mit weichen, dunkelroten Teppichen ausgelegt; kleine einzelne Tische in Nischen, alles schon mit echtem Silber und drei verschiedenen Gedecken vorbereitet. Die Gäste sind entsprechend betucht und vornehm. Ich kam mir in meinem dunklen Anzug vor wie eine Makrele auf dem Fußballplatz. Aber der Ober ließ sich nichts anmerken und brachte mir die Karte mit der gleichen Grandezza, wie er sie einem Ölmillionär aus Texas gibt. Aber irgend etwas gefiel mir nicht. Obwohl eine Menge Tische frei waren, schleppte er
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