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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich in eine Ecke, in der ich mir vorkam wie auf dem Präsentierteller. Ich hatte überhaupt das Gefühl, daß sie mich beobachteten, seit ich aus dem Wagen gestiegen war. Dann tauchte Joe Muscoe auf. Du kennst ihn ja vom Foto her. Eine dunkle undurchsichtige Type, der man nie etwas nachweisen kann, die aber doch immer in den Verdacht gerät, bei schmutzigen Geschäften beteiligt zu sein. Muscoe kam auf mich zu und fragte höflich: ,Ich hoffe, Sie werden gut bedient, Mister Decker!«
    »Ich war leicht verblüfft, das kannst du mir glauben. Ich fragte aber nur gelassen: ›Sie kennen mich?‹
    ›Wir bemühen uns, alle Gäste zu kennen, um sie wirklich individuell bedienen zu können!‹ Und dabei musterte er mich mit einem ziemlich zweideutigen Grinsen.
    Ich grinste zurück und sagte genauso höflich: ,Ich kenne Sie auch, Mister Muscoe, aber leider hatte ich bisher noch nicht das Vergnügen, Sie so zu bedienen, wie Sie es sicher verdienen!«
    Er blieb höflich, aber das Glimmen in seinen Augen wollte mir nicht besonders gefallen. Er machte eine knappe Verbeugung und setzte sich an meinen Tisch. In dem Moment kam mein Essen, und nachdem ich soviel Geld dafür geopfert hatte, machte ich mich auch darüber her. Muscoe wartete eine Zeitlang und beobachtete mich wie eine Katze die Maus, dann sagte er lächelnd:
    ›Ich hoffe, es schmeckt Ihnen! ‹
    ›Sicher, aber lieber wäre es mir, wenn Sie mir sagen, wann Sie Ann Graham zum letztenmal gesehen haben.‹
    Er schnappte plötzlich nach Luft wie ein Karpfen und versuchte krampfhaft, sich wieder zu fangen. Ich hatte ins Schwarze getroffen, und das Tollste war, bevor er etwas sagen konnte, krähte ein Zigarettenmädchen, das auf uns zugekommen war, los:
    ›Kennen Sie Ann? Was macht sie? Ich finde es…‹ Aber weiter ließ Muscoe das Mädchen nicht kommen. Er unterbrach sie und brüllte:
    ›Mach, daß du wegkommst! Du siehst doch, daß wir eine geschäftliche Besprechung haben!‹
    Sie fuhr zusammen und lief davon. Ich sah ihr nach, sagte aber nichts. Muscoe stritt dann natürlich ab, je von einer Ann Graham gehört zu haben, schließlich könnte er sich ja nicht an alle Mädchen erinnern. Das Zigarettenmädchen heißt Kathy Prentice und wohnt im East End. Ich habe einen Mann hingeschickt, der sie ein bißchen im Auge behält, aber vorläufig habe ich noch nicht mit ihr gesprochen. Und die zweite Sache, die mir an dem Laden von Joe Muscoe nicht gefällt, ist John Fenner!«
    Ich sah Phil verblüfft an, als er fertig war, und wiederholte:
    »John Fenner? Willst du etwa sagen, daß du Fenner dort gesehen hast?«
    »Genau! Er kam herein, als würde der ganze Laden ihm gehören, war aufgetakelt wie ein Dandy und ging nach hinten in die Privatbüros!«
    Ich war verblüfft. Aber eigentlich paßte John Fenner ganz gut in das Bild, das wir von Joes Unternehmungen hatten. Fenner war ein Rauschgiftsüchtiger, der schon drei staatliche Entziehungskuren hinter sich hatte. Damals war er 18, 20 und 24 Jahre alt gewesen. Inzwischen war er 35, gab eine Menge Geld bei Pferdewetten aus, und wir hatten ihn im Verdacht, daß er sich seinen »Stoff« dadurch beschaffte, daß er als Zwischenhändler fungierte.
    Meistens werden keine süchtigen Händler benutzt, aber John Fenner war überdurchschnittlich intelligent und gewandt, er kannte Manhattan und New York wie seine Westentasche. Aber wir hatten ihm nie etwas nachweisen können. Wir hatten ihn beobachtet, hatten ihm Männer auf die Fersen geheftet, die ihn Tag und Nacht nicht aus den Augen ließen, aber wir hatten nichts herausgefunden.
    Joe Muscoes Einnahmen waren ebenso geheimnisvoll. Allerdings war er, was man »eine Klasse besser« nennt. Bei ihm verkehrten nicht reiche Gangster, sondern wirklich die Elite der Stadt. Möglicherweise waren ein paar Gentlemen darunter, die ihr Geld auf nicht ganz astreine Weise verdienten, aber das war nicht Muscoes Schuld.
    »Wie hat Muscoe erfahren, wie du heißt?« fragte ich Phil.
    Mein Freund lächelte dünn: »Er hat ein richtiges Spitzelnetz. Die ganze Straße arbeitet für ihn. Als ich meine Karre parkte — hundert Yard entfernt, kam schon ein Boy auf mich losgeschossen und bot mir seine Dienste als Autowäscher an. Ich lehnte ab, er riß mir den Wagenschlag auf und warf dabei einen Blick auf die Zulassung. Damit hatte er meine Zugehörigkeit zum FBL Dann rief Joe bei unserer Zentrale an, gab sich als Polizeibeamter aus und sagte, daß er einen Mann in der 34sten West benötige, und ob ein

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