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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

Titel: 0419 - Die Klinik der tödlichen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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war so feudal, und die Häuser standen so weit auseinander, daß man sich vorkam wie auf dem Land. Weitgestreckte Rasenflächen streckten sich flach und hügelig wie riesige Golfplätze zwischen den von gepflegten Bäumen Umgebenen Villen. Es gab keine Zäune und keine Hecken, alles floß ineinander über und wurde nur durch die übersichtlichen Rasenflächen getrennt.
    Von Zeit zu Zeit tauchte irgendwo ein Gärtner auf, um ein winziges Blättchen, das es gewagt hatte, von einem Baum zu purzeln, aufzuheben. Es war unheimlich still, keine Kinder schrien, keine Hunde bellten. In der Ferne tutete von Zeit zu Zeit eine Fähre auf dem River, sonst nichts.
    Viele der Bewohner waren die meiste Zeit des Jahres nicht da, und nur die Diener und Gärtner blieben zurück.
    Phil hatte mich vor Monika Everetts Grundstück abgesetzt. Ich sah jetzt auf den riesigen Park, der vor mir lag. Ein Tor gab es nicht. Ich marschierte also auf das rosa getünchte Haus zu, das mir durch die dunkelgrünen Tannen entgegenleuchtete.
    Als ich es erreicht hatte, merkte ich, daß die Bezeichnung »Haus« kaum zutraf. Das ganze Gebäude sah aus wie eine überdimensionale Torte.
    Kleine rosa Türmchen mit weißen Verzierungen, Spitzenvorhänge hinter den Fenstern, kleine Ornamente über der ganzen Fassade — es war eine kitschige Parodie auf ein altenglisches Schlößchen. Aber ich fand, daß es genau zu Monika Everett paßte. Sie war rundlich, weißblond gefärbt und spielte immer Baby-Doll-Rollen. Im Augenblick war allerdings nichts von ihr zu sehen.
    Aber ich wußte, daß sie da war. Ich sah mir die schneeweiße, matt lackierte Tür an, auf der zwar ein rosa Blumenmuster zu sehen war, aber keine Klingel. Ich klopfte, aber nichts rührte sich. Ich sah an der Fassade hoch. Ein Fenster stand offen. Langsam ging ich um das Haus herum. Als ich die eine Seite erreicht hatte, blieb ich verblüfft stehen.
    Vor mir lag der phantastischste Garten, den ich je gesehen hatte. Lebensbäume waren zu verrückten Figuren zusammengestutzt. Überall wimmelte es von bunten Zwergen und Figuren aus der Sagenwelt. Kleine Springbrunnen und Treppchen verwandelten alles in ein kleines »Disney Wonderland«.
    Dahinter lag der Hudson mit seinen Fähren, Dampfern und Motorbooten, und noch weiter hinten, schon im Dunst, die Silhouette von Manhattan. Es sah aus, als wäre sie fotografisch auf einen Film-Background aus Papier gezogen und hinter den Garten gespannt.
    Ich wollte gerade weitergehen, als ich plötzlich ein Knurren hinter mir hörte. Es war ein Geräusch, das mich an einen Stier erinnerte.
    Ich fuhr herum.
    Es war zu spät. Zwei Pranken hatten mich gepackt und umklammerten mich, daß ich keine Luft mehr bekam. Ich spannte meine Muskeln an, um die Hände wegzudrücken, aber es gelang mir nicht.
    Der andere mußte einen guten Kopf größer sein als ich. Er hielt mich so fest, daß ich mich nicht umdrehen konnte.
    Sein Griff wurde immer stärker und brutaler. Dann ließ er mich plötzlich los. Ich taumelte zurück. Dann sah ich seine Faust, die auf mich zugeschossen kam, ich konnte nicht mehr ausweichen und krachte zu Boden. Er hob seinen Fuß, um nach mir zu treten, und aus meiner Perspektive sah es aus, als ob er Schuhgröße 107 hätte. Ich sah einen Sekundenbruchteil mit der Genauigkeit einer mikroskopischen Vergrößerung die Nähte seiner Sohlen, die kleinen, gelben, eckigen Köpfchen der Nägel, dann war der Schuh bei mir.
    Ich drehte mich halb, er traf mich an der Schulter, ich packte den Fuß und drehte mich weiter.
    Der Mann brüllte auf. Es klang wie ein Röhren tief in einem Brunnenschacht. Ich drehte weiter, und er donnerte auf den Rasen. Ich ließ den Fuß nicht los und stand auf. Der Kerl, der jetzt grölend unter mir lag, war mindestens sechseinhalb Fuß groß, er hatte Schultern wie ein Büffel.
    »Laß mich los!« jammerte er.
    Ich tat ihm den Gefallen. Er taumelte hoch und stürzte sich wieder auf mich, ehe ich meinen Dienstausweis ziehen konnte. Ich parierte diesmal aber schneller und versetzte ihm eine kurze Folge von gezielten Haken. Er schüttelte sich wie ein Hund, der aus dem Wasser kommt, und kam wieder auf mich zu. Er senkte den Kopf, um mich zu rammen, und ich mußte nur im letzten Moment zur Seite weichen, um ihn vorbeizulassen. Er stürzte wie ein gefällter Baum auf die Erde und steckte seine Nase in den weichen Rasen.
    Ein helles Lachen ließ mich herumfahren.
    Monika Everett stand in einem weißen wallenden Gewand auf den untersten

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