0419 - Die Klinik der tödlichen Träume
die Tür auf, und der Doc kam herein. Er untersuchte meine Schulter und behandelte sie mit einer Paste, die wunderbar kühl wirkte. Er wickelte eine Binde darüber, dann sagte er:
»Es ist nicht weiter gefährlich, in ein paar Tagen geht die Haut ab, und alles ist vorbei. Aber die Frau hat mir etwas von einer Lähmung gesagt.«
Ich grinste: »Mich hat’s ganz schön erwischt, Aber langsam geht’s wieder. Die linke Seite ist schon wieder okay, rechts kribbelt’s auch schon. Wovon kam das? War doch nicht der erste Knall, den ich gehört habe?«
»Waren Sie nahe an der Explosion?« fragte er und krempelte meinen linken Hemdärmel hoch.
»Ja, der Druck hat mich zu Boden geschleudert!«
»Sie hätten den Mund aufmachen sollen. Sie sind noch glimpflich davongekommen.« Er nahm aus seiner Tasche eine Spritze, eine Ampulle und ein Päckchen Watte. Dann schnallte er mir einen Gummischlauch um den Oberarm.
»Der Druck einer solchen Explosion schlägt wie ein ungeheures Gewicht auf die Ohren und damit auf die wichtigsten Nerven. Wenn man den Mund aufmacht, hat man feinen Druckausgleich. Der Druck hätte das Trommelfell zerreißen können! Das hätten Sie eigentlich wissen müssen!«
»Doc, wenn ich gewußt hätte, daß da eine Bombe auf mich wartet, dann hätte ich vermutlich noch ganz etwas anderes gemacht!«
Er lachte. »Ich gebe Ihnen jetzt eine Spritze, dann lassen Sie sich nach Hause fahren!«
»Aber ich finde, es geht schon…«
»Keine Widerrede. Die Spritze ist ziemlich stark. Sie wirkt wie Alkohol!«
»Cheers«, sagte ich grinsend. Vorsichtig richtete ich mich auf. Ich spürte schon die Wirkung der Spritze. Mir wurde leicht und luftig zumute, ich merkte, daß ich etwas schwankte, aber ich konnte wieder stehen.
Die Männer, die die Kabine neutralisiert und untersucht hatten, kamen herein. Sergeant Peterson stellte sich und seine Kollegen vor.
»Wir haben leider nichts gefunden, auch keine Fingerabdrücke. Von der Säure nehmen wir eine Probe mit ins Labor.«
»Okay. Können Sie zwei Mann als Wache hierlassen? Und der Doc meinte, jemand müßte mich heimbringen.«
»Das mache ich«, sagte der Sergeant sofort, »Ihnen gehört doch der Jaguar, nicht wahr?«
Ich nickte. Er half mir zur Tür, dann fiel mir plötzlich etwas ein. Ich drehte mich um und sagte zu der Frau:
»Wie war das mit dem alten Buick aus der Grube?«
Sie wurde aschfahl. Stotternd sagte sie: »Nichts, wieso? Welche Grube?«
»Ich meine den Wagen, mit dem Sie fliehen wollten, der alte Buick!«
»Wir wollten doch nicht…« begann sie, aber dann gab sie sich einen Ruck: »Ach, es ist jetzt schon zu spät. Damals vor sieben Jahren, als der junge Mann mit dem roten Buick kam, da ist etwas passiert. Er verschwand mitten in der Nacht. Ich brachte ihm am Abend noch sein Essen, und am nächsten Morgen war er nicht mehr da. Aber seinen Wagen hatte er dagelassen.«
»Wie kann er weggekommen sein? Weit und breit ist doch keine Bushaltestelle.«
»Wir hörten einen anderen Wagen in der Nacht vorfahren. Aber wir achteten nicht weiter darauf. Es passiert oft, daß ein Fahrer das Schild ›Motel‹ sieht und dann, wenn er einen zweiten Blick auf das alles hier geworfen hat, macht, daß er wegkommt.«
»Sie vermuten also, daß ihn jemand in der Nacht abholte?«
»Ja, so muß es gewesen sein. Wir haben jahrelang gewartet, aber er melde-, te sich nicht mehr. Da dachten wir, er habe den alten Buick einfach loswerden wollen, deshalb haben wir ihn in die Grube hinter dem Haus gefahren und ihn dort…« sie brach ab und senkte den Blick.
Ich vervollständigte den Satz für sie: »Dann haben Sie ihn übergespritzt und versteckt!«
»Ja, aber wir haben ihn nie benutzt!« Wieder brach sie hilflos ab. Ich sagte: »Schon gut. Und heute nacht wollten Sie den Wagen also zum erstenmal benutzen, und da war er weg?«
»Ja, aber gestern haben wir ihn noch gesehen! Er war vollgetankt!«
»Konnte man den Wagen von der Straße aus sehen?«
»Nein, nur wenn man von hinten von den Feldern her kam, und auch dann nur, wenn man ihn suchte. Er war gut versteckt!«
»Falls sich jemand in der Grube verstecken wollte, und dabei etwas mehr als gewöhnlich herumstöberte, mußte er den Wagen doch auch in der Dunkelheit finden, oder?«
»Aber es war nie jemand hier! Wir hätten jeden gesehen! Nicht einmal der Farmer, dem die Felder gehören, kommt so weit heran!«
»Gestern ist doch jemand gekommen. Und näher geht es kaum!«
Sie schwieg. Ich gab den Beamten, die
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