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0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

0419 - Die Klinik der tödlichen Träume

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bewegte sie sich und schrie plötzlich leise auf:
    »Oh, Gott! Das ist , ja Top.« Sie begann zu schluchzen und schrie dann mit einem Mal lauter auf. Aber diesmal vor Schmerz: »Jeff! Ich habe mich verbrannt! Was war das? Hilf mir doch! Meine Hand! Meine Hand!«
    »Los, komm weg da! Los! Schnell!« keuchte der Mann. Seine Stimme war weiter weg. Die Schritte der Frau liefen über den Boden, der unter mir vibrierte. Ihr Wimmern wurde leiser und entfernte sich.
    Ich war allein.
    Allein mit dem deutlichen Gefühl, mich in einer akuten Gefahr zu befinden, ohne etwas tun zu können.
    ***
    Ich weiß nicht mehr, wieviel Zeit verging, bis ich plötzlich einen dünnen grauen Schimmer wahrnahm. Zuerst dachte ich, mein Geist würde mir einen Streich spielen, aber dann merkte ich, daß ich die Umrisse der Tür erkennen konnte. Langsam wurde alles deutlicher. Aber ich konnte mich noch immer nicht bewegen. Sie hatten mich hereingeschleppt und einfach hingeworfen. Das Bett ragte über mir wie ein Turm auf. Dann sah ich plötzlich das ganze Zimmer, und mir wurde übel.
    Die Kommode war nicht mehr da. An ihrer Stelle lag da nur ein schwarzer dampfender Haufen. Davor lag ein Bündel,- das einmal ein großer schwarzer Hund gewesen war.
    Ich verstand plötzlich, weshalb Top so angespannt gewesen war. Er hatte gewittert, daß jemand in dem Zimmer gewesen war, und vermutlich hatte er auch das leise Ticken gehört, das für ein menschliches Ohr nicht wahrzunehmen war. Er hatte nicht gewußt, was er tun sollte, bis ich hinausging. Er wagte nicht, das Zimmer zu verlassen, er dachte, er müßte es für mich bewachen.
    Als er allein gewesen war, war er der Witterung nachgegangen, hatte die Kommodentür aufgestoßen und das Paket mit der Bombe gefunden. Er hatte instinktiv geahnt, daß dieses fremde Ding mit dem unheimlichen Geruch eine Gefahr bedeutete, und hatte versucht, es herauszuzerren. Dabei hatte sich vorzeitig die Zündung gelöst, und die Bombe war explodiert.
    Wäre der Hund nicht gewesen, hätte mich die Bombe in der Nacht zerrissen. In der Nacht, wenn ich geschlafen hätte, in dem Bett, dessen Kopfende nur zehn Inch von der Kommode entfernt war.
    Dann hätte ich so ausgesehen wie Top jetzt.
    ***
    Ich schloß die Augen. In meinem Hals stieg ein Knoten auf, der mich zu ersticken drohte.
    Dann registrierte ich, daß ich die Augen geschlossen hatte. Ich konnte die Lider wieder bewegen. Ich wollte die Hand heben. Sie lag bewegungslos und schwer wie Blei neben mir.
    Dann fiel mir etwas anderes auf. Der schwarze Fleck!
    Er war rund um die zerstörte Kommode ausgebreitet, hatte den Fußboden zu einer weichen breiigen Masse zerfressen.
    Säure!
    Die Kerle hatten eine Säurebombe genommen, um ganz sicher zu gehen. Das war der beißende Geruch, der in meiner Nase brannte.
    Deshalb sah die ganze vordere Seite des Zimmers wie verkohlt aus. Deshalb war der Mörtel nicht aus der Wand herausgerissen, sondern herausgefressen.
    Ich beobachtete den Fleck, der immer größer wurde, immer näher auf mich zukam.
    Unaufhaltsam wie eine Flutwelle, nur langsamer, viel langsamer. Und ich hatte keine Chance auszuweichen. Nicht einmal schreien konnte ich.
    Wenn die Säure mich erreichte, mußte mich der Schmerz aus meiner Starre lösen, redete ich mir ein. Die Nerven, die durch den Schock blockiert waren, würden wieder zu arbeiten beginnen — oder ich mußte bei lebendigem Leibe verbrennen.
    Ich schluckte krampfhaft. Der Knoten in meiner Kehle blieb. Immerhin konnte ich schon schlucken, ich konnte die Augen bewegen, ich brauchte nur Zeit! Nur ein bißchen Zeit.
    Aber ich wußte, daß ich mich selbst belog. Die Fortschritte, die ich machte, waren winzig im Vergleich zu dem Tempo, mit dem sich der Fleck auf mein Gesicht zu bewegte. Für einen Augenblick tauchten Gesichter vor mir auf — Gesichter, die von Säure, von Krankheit, von anderen ätzenden Stoffen zerfressen waren.
    Ich wollte aufschreien, aber es gelang mir nicht. Der Fleck wälzte sich wie ein alles zerstampfendes Ungeheuer auf mich zu. Ich hielt die Luft an, versuchte mich mit aller Kraft aufzurichten, aber es war, als hätte man mich mit Blei am Boden festgegossen.
    Dann war es soweit. Ich war plötzlich ganz ruhig. Ich lag da und beobachtete, wie der dunkle Fleck meinen Jackenärmel erreichte. Ich roch den angesengten Stoff, wartete auf den brennenden Schmerz. Als die Säure meine Schulter erreichte, wollte ich wieder schreien, aber wieder kam kein Ton über meine Lippen.
    Wie hypnotisiert

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