042 - Dämonenbrut
der Lage, in der sich der Psychotherapeut befand. Er mußte eine
Rolle spielen, nämlich die Person von Sheila Morgan. Sobald er jedoch eine
falsche Bemerkung machte, eine, die nicht mehr in den Themenkreis paßte, war
das Psychodrama zu Ende. X-RAY-3 war der Ansicht, daß es wohl besser gewesen
wäre, Sheila Morgan genauer kennenzulernen, ehe Lawer sich auf dieses
gefährliche Spiel einließ.
»Ich kann es
nicht einfach darauf beruhen lassen, Ed«, fuhr Dr. Lawer fort »Ich habe mit
keinem Fremden geschlafen, Darling. Du bist es gewesen, verstehst du.«
Morgan
grinste von einem Ohr zum anderen. »Okay, dann lassen wir dich mal in dem
Glauben, Darling. Wenn sich in neun Monaten keine Folgen zeigen, wirst du
hoffentlich glauben, daß niemand bei dir im Bett war. Andernfalls müßtest du
schon ein Kind zur Welt bringen, daß ein Geist gezeugt hat.«
Diese absurde
und lächerlich wirkende Bemerkung sollte zur furchtbaren Gewißheit werden.
In der
Tiefenhypnose gab Morgan das Geheimnis preis: Sheila brachte tatsächlich ein
Kind zur Welt, aber nicht nach neun - sondern bereits nach fünf Monaten
Schwangerschaft. Morgan wurde an jene Nacht im Hotel erinnert, als der
untersuchende Arzt behauptete, daß das Kind vollkommen normal entwickelt sei,
obwohl es eindeutig zu früh geboren wurde. Von Anfang an sträubte Morgan sich
anzuerkennen, daß er der Vater sei, erst nach und nach fand er sich mit diesem
Gedanken ab.
Diese
mysteriöse Geschichte bohrte in Larry Brent.
Als Lawer
eine Pause einlegte und den Behandlungsraum verließ, wandte X-RAY-3 sich an den
Psychotherapeuten.
»Sie werden
weitermachen, nicht wahr, Doc?«
»Natürlich,
Mister Brent. Wir sind dem Geheimnis auf der Spur. Es ist ungeheuerlich, im
höchsten Maß unverständlich, aber es gibt nicht den geringsten Zweifel: Sheila
Morgan hat ein Kind zur Welt gebracht, das offenbar nicht von Ed Morgan stammt.
Der Vater des Kindes muß aber genau so ausgesehen haben wie Ed Morgan. Wenn
alle Angaben stimmen, vor allen Dingen auch die Zeit, dann bedeutet das, daß
der zweite Ed Morgan in jenen zwei Stunden bei Sheila Morgan war, wo der erste
Ed Morgan unten in der Bar weilte.«
Larry preßte
die Lippen zusammen. »Eine ungeheuerliche, eine phantastische Geschichte. Wären
die Umstände nicht so merkwürdig, würde ich sagen, daß sich hier jemand etwas
aus den Fingern gesogen hat. Aber Ed Morgans Mitteilungen allein genügen mir
nicht, Doc. Ich melde mich noch heute abend bei Ihnen. Ich möchte jetzt, nach
diesen Eröffnungen jemand zu Rate ziehen, der es auch wissen muß.«
»Mrs.
Morgan?«
»Richtig! Man
sollte doch glauben, daß sie noch weiß, mit wem sie in dieser Nacht schlief.
Ich muß ehrlich sagen, daß die Geschichte der Geburt Dannys mich nicht nur
interessiert, sondern anfängt mich zu faszinieren. Außerdem dürfte durch Mrs.
Morgan auch etwas Näheres über das mysteriöse Hotel zu erfahren sein, wo die
Gäste es vorziehen, fernzubleiben.«
»Sie kommen
noch mal, Mister Brent?«
»Ja. Wenn Sie
etwas Neues erfahren sollten, merken Sie es sich gut. Horchen Sie Morgan vor
allen Dingen über seinen Sohn Danny aus! Vielleicht ist da wirklich etwas
passiert, wovon wir nicht die geringste Ahnung haben, und das so phantastisch
ist, daß sich uns die Haare sträuben werden.«
●
X-RAY-3
betätigte den Klingelknopf.
Eine halbe
Minute verstrich. Der elektrische Türsummer blieb stumm.
Waren Mrs.
Morgan und der Junge ausgegangen?
Er hielt das
für ausgeschlossen. Ed Morgan selbst hatte dem PSA-Agenten anvertraut, daß
seine Frau seit dem Tod ihrer Mutter die Wohnung nicht mehr verlassen hätte.
Aber da
konnte sich etwas geändert haben. Nach dem Streit
von heute
vormittag - vielleicht sah sie keinen Ausweg mehr. Hatte Sheila Ed Morgan
verlassen? Oder war nur die Klingel abgestellt?
Es war Larry
Brents Art, nie einen Ort zu verlassen, ohne sich Gewißheit über eine Frage
verschafft zu haben. Kurz entschlossen drückte er auf einen Klingelknopf. Es
war der unterste in der Reihe. In der Sprechanlage knackte es.
»Ja, wer ist
da?« fragte eine weibliche Stimme. Sie war sexy und reizvoll.
»Der Gasmann,
Madam. Ich muß zu den Morgans. Scheinbar ist die Klingelanlage kaputt, öffnen
Sie mir bitte!«
»Sind Sie der
Herr mit dem roten Lotus?«
»Okay.
Autokennerin? Haben Sie vorhin am Fenster gestanden?«
»Zufällig.
Ich warte auf meinen Freund. Er ist schon seit einer Stunde überfällig.« Der
Türöffner summte, Larry drückte gegen die
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