042 - Die Schweinemenschen von Rio
willst!«
»Bedauere, aber das darf ich nicht. Bald wirst du alles erfahren, aber solange muss ich dich um Geduld bitten.«
»Nun gut.« Ich stand auf. »Du wirst hoffentlich nichts dagegen haben, dass ich mit Sacheen und Machu Picchu zur Copacabana fahre. Nach den Schrecken dieser Nacht haben wir uns eine Erholung verdient. Bis heute Abend sind wir wieder zurück.«
»Das ist mir sogar sehr Recht. Ich wünsche euch viel Vergnügen.«
Nerven hatte er!
Ich sagte Sacheen und Machu Picchu Bescheid. Wir packten ein paar Sachen zusammen und zogen los. Jeff blieb allein zurück. Ich war mächtig sauer auf ihn. Vielleicht hätte ich ihn nicht allein lassen sollen, aber dann hätte er mir schon ein wenig entgegenkommen müssen.
Als Dorian Hunter und die beiden Mädchen gegangen waren, holte Jeff Parker das Ding aus seiner Reisetasche, das er in der vergangenen Nacht von Domingo Marcial erhalten hatte. Es war ein Spezialdietrich, mit dem man Sicherheitsschlösser öffnen konnte. Jeff steckte eine Pistole ein, ein silbernes Kreuz, eine gnostische Gemme und verließ das Penthouse.
Er hätte Dorian jetzt gern an seiner Seite gehabt, aber er hatte ein Gelübde abgelegt und durfte ihn nicht einweihen. Jeff wusste, dass sich in dem Hochhaus der Logentempel der okkultistischen Freimaurer von Rio de Janeiro befand, mehr noch, dass dieses Hochhaus den Freimaurern gehörte. Was war mit ihnen geschehen? Denn offensichtlich wurde das Hochhaus jetzt von der Macumba kontrolliert. Und vor allem, was war Vicente Neiva passiert, dem Großmeister der Loge?
Jeff suchte die Beantwortung all dieser Fragen im Hochhaus. Zunächst stieg er die Stufen der zwanzig Stockwerke hinunter und wandte sich an den Portier in der Halle. Das portugiesische Wort für Freimaurer kannte er.
Der Portier hob nur die Schultern und tat, als verstünde er nichts. Jeff sah, dass er so nicht weiterkommen würde. Er begann die Suche auf eigene Faust.
Im zweiten Stock öffnete er mit dem Dietrich eine Wohnungstür. In der Wohnung sah es recht manierlich aus, aber er fand keine lebende Seele. Er versuchte es daraufhin im dritten und im vierten Stock. Die Wohnung im vierten Stock war verwahrlost und schmutzig; einige Wände waren niedergerissen. Man konnte in andere Wohnungen gelangen. Überall stank es scheußlich.
Jeff hörte Schritte und Rascheln. Als er in die Wohnung gelangte, aus der er die Geräusche gehört hatte, sah er eine Gestalt um die Ecke verschwinden. Jeff eilte hinterher, doch der Mann war verschwunden. Schon wollte er die nächste Etage aufsuchen, da hörte er aus einer Wohnung gellende Schreie. Er rannte hin und fingerte mit dem Dietrich am Sicherheitsschloss der Wohnungstür herum.
Endlich knackte es im Schloss. Er rannte ins Schlafzimmer, aus dem er einen weiteren Schrei hörte. Er riss die Tür auf und sah einen Mann mit einer schwarzen Seidenkapuze. Er schüttelte wütend eine junge Frau an den Schultern und schlug ihr ins Gesicht. Der Mann war so in Rage, dass er Jeff nicht bemerkte.
Der sah sich um und riss im Flur ein Bein von einem Rauchtischchen mit Glasplatte und schlug es dem Maskierten über den Kopf. Der Mann mit der Kapuze brach zusammen.
Mit entsetzten Augen starrte die junge Frau Jeff an. »Mein Mann«, stammelte sie. »Hoffentlich … haben Sie ihn … nicht erschlagen.« Sie sprach Englisch.
»Das ist Ihr Mann? Weshalb läuft er dann maskiert hier herum? Und weshalb schlägt er Sie?«
»Ich habe die Kapuze von seinem Gesicht gezogen, als er schlief. Oh, es war schrecklich! Den Anblick werde ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen. Mein armer Jack!«
Jeff bückte sich und wollte dem Bewusstlosen die Kapuze vom Gesicht ziehen, da hörte er hinter sich ein Geräusch. Als er sich umdrehte, stürzten sich vier Kapuzenträger auf ihn. Einer schlug Jeff die Pistole aus der Hand. Er wehrte sich aus Leibeskräften, aber die vier Männer waren stärker. Obwohl er wild um sich schlug und trat, vermieden sie es, ihm weh zu tun. Sie rangen ihn nieder; zwei pressten ihn auf den Boden und drehten seine Arme nach hinten, so dass er auf dem Bauch lag, die anderen beiden brachten den Vermummten fort, den Jeff niedergeschlagen hatte. Sie kamen noch einmal wieder und führten die Frau weg, die willenlos mitging; dann ließen die beiden Maskierten Jeff los und liefen davon. Jeffs Pistole nahmen sie mit.
Jeff Parker erhob sich; ihm war nichts geschehen. Kopfschüttelnd schaute er hinaus auf den Flur, aber er sah niemanden mehr. In einem
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