042 - In den Klauen der Knochenmänner
wie die Mündung einer großen doppelläufigen Flinte. Susannah wußte nichts von den Kristallgeschossen.
Erst als sie davon getroffen wurde, riß sie verstört die Augen auf.
Sofort dauerte der Ablauf all ihrer Bewegungen um ein Vielfaches länger, wodurch sie für den Shlaak zur sicheren Beute wurde. Er brauchte sich nicht zu beeilen…
***
Croydon!
Wir erreichten die Straße, in der Clint Harrison alias Prommon, der Anführer der Shlaaks, wohnte. Das unscheinbare Haus, das dem Dämon als Unterschlupf diente, war leicht zu finden.
Mich beunruhigte, daß Vicky Bonney nirgends zu sehen war.
»Sie hält sich sicherheitshalber noch versteckt«, vermutete der Ex-Dämon.
»Oder der Shlaak hat sie erwischt, weil sie sich zuviel zumutete.«
»Sieh doch nicht gleich so schwarz, Tony.«
»Du weißt, wenn es um Vicky geht, drehe ich leicht durch.«
»Besser, du behältst die Nerven, Junge, sonst verpatzt du hier noch alles.«
»Diese Gefahr besteht bestimmt nicht«, sagte ich und stieg aus.
Der Ex-Dämon verließ den Peugeot auf der anderen Seite. Seine perlmuttfarbenen Augen suchten Vicky, aber er war noch nicht beunruhigt.
»Vielleicht hat Prommon das Haus verlassen, und Vicky ist ihm gefolgt«, sagte Mr. Silver über das Autodach zu mir.
Vielleicht, vielleicht… Solange ich nichts Definitives wußte, war mir nicht ganz wohl bei der Sache. Außerdem brannte in Clint Harrisons Haus Licht, also war der Vogel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht ausgeflogen.
»Was machen wir jetzt?« knurrte ich. »Ehrlich gesagt, Vickys Abwesenheit irritiert mich. Ich habe damit gerechnet, sie hier anzutreffen.«
»Wir knöpfen uns Harrison vor, wie wir’s geplant haben«, meinte der Ex-Dämon. »Vicky hat es sich vielleicht anders überlegt und ist nach Hause gefahren.«
Schon wieder ein Vielleicht.
»Vicky doch nicht«, widersprach ich dem Hünen. »Kennst du sie so schlecht? Wenn die mal eine Sache in Angriff genommen hat, ist sie davon nicht mehr zu trennen.«
»Vielleicht ist sie bei Harrison.«
Noch ein Vielleicht! Meine Nerven strafften sich. Ich wollte Gewißheit haben. Vielleicht konnte ich sie mir in Prommons Haus holen.
»Okay, Silver«, sagte ich rauh. »Nehmen wir uns den Ober-Shlaak vor.«
Wir wollten losmarschieren. Da fiel auf dem Grundstück ein Schuß. Das Kläffen war mir bestens bekannt. So knallten Derringer-Pistolen. Und Vicky Bonney besaß eine solche Waffe.
***
Als Prommon den Schuß hörte, zuckte er zusammen, als hätte die Kugel ihn getroffen. Er wandte sich von Susannah Bonner ab; es bestand keine Gefahr, daß sie ihm weglief. Es würde endlos lange dauern, bis sie die Haustür erreichte. Mittlerweile würde er sich bereits wieder um sie kümmern.
Im Augenblick war es ihm wichtiger, zu sehen, was draußen passierte. Seit Metal hier aufgekreuzt war, war Prommon unsicher und unruhig. Er liebte keine Störungen.
Wütend lief er zur Terrassentür und nahm sicherheitshalber wieder menschliches Aussehen an. Er sah in der Dunkelheit den dämonischen Wachtposten und ein Mädchen.
Kalter Zorn durchzuckte ihn, als er erkannte, daß dieses Mädchen auf seinen Höllenkumpan geschossen hatte. Der Shlaak lag auf dem Rücken, war angeschlagen.
In der kleinen Pistole, die das Mädchen in der Hand hielt, konnten sich keine gewöhnlichen Kugeln befinden. Sie verfeuerte garantiert geweihtes Silber.
»Verdammt, wer ist das?« zischte Clint Harrison. »Eine Dämonenjägerin?«
Er sah, wie das blonde Mädchen den Knochenmann noch einmal anvisierte. Das Silber machte dem Shlaak arg zu schaffen. Dennoch gelang es ihm, einen zweiten Treffer zu verhindern.
Die Derringer kläffte zwar, aber die Kugel ging daneben, und der Knochenmann sprang auf und stürzte sich auf das Mädchen, das entweder sehr mutig oder einfach verrückt sein mußte.
Sein Kopf hing schief, seine Bewegungen wirkten unkontrolliert.
Vor jedem Griff brachte sich das Mädchen blitzschnell in Sicherheit.
»Warum setzt er keine Eispfeile gegen sie ein?« stieß Harrison ärgerlich hervor.
Er hatte dafür nur eine Erklärung: Die Silberkugel mußte dem Shlaak in eine der beiden Augenhöhlen gedrungen sein, wodurch es ihm eine Zeitlang nicht möglich war, die Niederlage des Mädchens auf diese Weise vorzubereiten.
Harrison überlegte kurz, ob er dem Shlaak zu Hilfe eilen sollte, doch dann war er davon überzeugt, daß es seinem Kumpan auch ohne Hilfe gelingen würde, mit dem Mädchen fertigzuwerden.
In diesem Moment nahm
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