042 - Invasion der Käfer
zwei Bohrmaschinen an die Arbeit gehen. Wenn die Steinplatte so dick ist wie die anderen Türen, müßten wir in ein paar Stunden durch sein.“
Newman überlegte kurz, dann nickte er.
„Gut, Hamza. Gehen Sie den Leuten entgegen, passen Sie auf, daß der Motor nicht in die Brüche geht. Ich werde inzwischen hier weitersuchen.“
Hamza wandte sich zum Gehen, als Newman noch etwas einfiel.
„Bitte, machen Sie die Zwischentür zu“, sagte er. „Ich möchte nicht plötzlich von einem Touristen auf die Schulter geklopft werden.“
Der Araber nickte, drehte sich um, ging durch den Gang zurück. Als er durch die offene Zwischentür hindurchgegangen war, blieb er stehen und schob die steinerne Platte in die Fugen zurück. Kaum, daß sie fest geschlossen war, ertönte hinter dem Professor ein leises, kaum hörbares Knirschen. Newman drehte sich hastig um, ließ den breiten Lichtkegel umherfahren, aber es war nichts zu sehen.
In diesem Augenblick fiel bei ihm der Groschen. Mit zwei, drei schnellen Schritten war er an dem scheinbar unüberwindbaren Hindernis und stemmte sich dagegen.
Er fiel fast nach vorn, so leicht gab der Steinblock plötzlich nach. Dies also war der Trick! Die dritte Tür ließ sich erst mühelos öffnen, nachdem die zweite fest verschlossen war. Es mußte eine unsichtbare Verbindung zwischen beiden Türen geben.
Die Wände waren beschriftet, Bilder erzählten die Geschichte des großen Königs Teuchma-Che, kostbare Vasen und Behälter auf dem Boden, Gold blitzte unter dem Schein seiner Lampe, Masken, Figuren, Waffen, Schmuck. Der Reichtum schien unermeßlich und von unschätzbarem Wert. Teuchma-Che hatte seine Kostbarkeiten mit ins Grab genommen, wie es einem großen Herrscher gebührte …
Newman tappte ein paar Schritte nach vorn. Ein großes Gebilde, das etwa in der Mitte des Raumes stand, faszinierte ihn besonders. Ein goldener Käfer! Größer als eine Riesenschildkröte, Körper und Kopf waren aus purem, leuchtenden Gold. Der Panzer des riesigen Tieres glänzte schwarz. Vermutlich war er aus Stein oder einer ihm unbekannten Metall- Legierung.
Newman trat näher an den Käfer heran, beleuchtete den Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde erinnerte er sich an den großen Skarabäus, der aus dem Gang gesprungen war, als sie die Tür endlich geöffnet hatten. Es war wirklich ein eigenartiger Zufall, aber mehr wahrscheinlich nicht.
Die Augen des goldenen Käfers blitzten tückisch im Licht seiner Lampe. Hunderte von winzigen Edelsteinsplittern bildeten die Augen, aus deren Innerem die leibhaftig gewordene Bosheit zu funkeln schien.
„Gott im Himmel!“ flüsterte er erschauernd. „Diese Augen muß der Teufel selbst geschaffen haben.“
Mühsam riß er sich von dem Anblick los. Erst jetzt fiel ihm auf, daß es in diesem Raum keinen Sarkophag gab. Dies mußte ein Vorraum sein, weiter nichts. Vielleicht auch ein Raum, der eventuelle Grabräuber von der eigentlichen Grabkammer fernhalten sollte. Welche Schätze würden dort erst auf ihn warten …?
Er suchte die Wände ab. Nichts. Keine Tür, keine auffälligen Ritzen und Fugen. Fast sah es aus, als wäre die Suche hier zu Ende. Aber es mußte eine Tür geben! Irgendwo in diesem Raum! Dies war die Grabkammer des Teuchma-Che, und es mußte ein Sarkophag oder eine Mumie oder eine Sargkammer existieren. Weiter glitt der Strahl über die Wände. Nichts …
Der Käfer! Lag hier das Geheimnis? Er rannte durch den Raum, stellte die Lampe auf dem Boden ab, tastete den Rückenpanzer des Tieres ab, suchte nach einer Öffnung, einem verborgenen Hebel.
Hinter ihm schabte etwas über den Boden. Ein dumpfes Geräusch … Newman fuhr herum, riß die Lampe vom Boden hoch und starrte zur Tür. Sie war verschlossen, bildete mit der Wand ein gemeinsames, glattes Etwas. Unmöglich, sie von innen zu öffnen. Er saß in der Falle. Natürlich, er hätte es sich doch denken müssen, daß die Ägypter ihre Schätze zu bewachen wußten. Selten kamen Grabräuber bis zum Herzen der unterirdischen Kammern. Sie vergifteten sich, erstickten, verhungerten oder verirrten sich rettungslos im Wirrwarr der Gänge.
Nur gut, daß Hamza gleich kommt, dachte Newman. Er wird mich suchen.
Noch einmal ließ er den Scheinwerfer über die Wände huschen, doch nichts hatte sich verändert. Nachher würden sie gemeinsam suchen. Vielleicht hatten sie dann mehr Glück. Er sah wieder zu dem großen Käfer hinüber, der in der Raummitte stand. Die Augen funkelten im Licht, als würden
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