042 - Invasion der Käfer
Stimme! War er das? David Newman? Selbstverständlich, sagte er sich. Jeder diente dem weisen König. Auch er.
„Nur dieser Stimme wirst du dienen“, sagte die Stimme ruhig. „Du wirst mein Sklave sein für alle Zeit. Du wirst leben für mich und sterben für mich. Und du wirst töten, Sklave!“
Ein glückliches Lächeln umspielte Newmans Lippen.
„Ja“, flüsterte er ergeben. „Töten …“
Der Käfer kroch vor ihm auf den Gang hinaus. Irgend etwas ist los mit mir, ging es dem alten Mann flüchtig durch den Kopf. Doch dann hatte er es schon wieder vergessen und folgte dem Käfer hinaus. Er wußte jetzt, wo es hinging.
Der Herr wartete schon auf ihn …
Nach etwa zehn Metern standen wir vor einer offenen Zwischentür. Immer noch war vom Professor nichts zu sehen. Harry leuchtete in das nächste Gangstück, das an einer verschlossenen Tür endete.
„Ob er da drin steckt?“
„Wenn er überhaupt hier ist, muß er hinter der Tür sein. Irgendwo. Vielleicht gibt es hinter der Tür Räume, Gänge oder ein Labyrinth. Die alten Ägypter sollen ja tolle Ideen in dieser Hinsicht gehabt haben.“
Eine halbe Stunde lang versuchten wir, die Tür aufzubekommen - mit Gewalt, mit List, voller Wut und Ohnmacht. Was wir auch taten, sie gab nicht einen Millimeter nach. Wieder und wieder suchten wir die Wände ab, tasteten nach Rillen, Vertiefungen, Ecken und Kanten, Erfolglos.
„Nun, nun, großer Meister?“ Harry setzte sich nahe der offenen Zwischentür auf den Boden und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Mißmutig starrte er auf den Steinfußboden. „Wenn wir so weitersuchen, wächst der Berg zu, bis wir den Professor gefunden haben. Dann werden auch wir erst wieder von den nächsten Forschern entdeckt.“ Er stutzte plötzlich, hielt inne und untersuchte den Boden zu seinen Füßen.
„Was ist?“
„Schleifspuren“, klärte er mich auf. „Ein paar Kratzer. Diese Tür hier war einmal verschlossen und ist geöffnet worden. Der Vordergang ist ziemlich schmutzig und verstaubt. Es könnten ein paar Steinchen unter die Steinplatte geraten sein, die diese Kratzer hinterließen.“
Ich sah mir die Spuren an, schüttelte dann den Kopf.
„Ich kann nichts daran finden. Warum soll die Tür nicht zugewesen sein? Dafür sind Türen doch da.“
„Ja, aber der Professor hat sie geöffnet. Er muß den Verschluß also gefunden haben. Ich werde mal suchen.“
Zum erstenmal an diesem Tag hatte auch ich eine gute Idee. Wenn es eine zu verschließende Tür gab, dann mußte sie auch zu öffnen sein. Und zwar von beiden Seiten. Denn wenn erst einmal jemand hinter der Zwischentür war und diese schloß, damit niemand sehen konnte, wie er die kurze Tür öffnete, so mußte er ja auch irgendwie wieder herauskommen.
„Harry“, sagte ich hastig. „Geh raus in den ersten Gang und drück die Tür zu. Ich vermute, daß hier dann irgend etwas sichtbar wird, womit ich die Tür von dieser Seite aus öffnen kann.“
Harry warf die Zigarette fort und verschwand. Sekunden später stemmte er sich gegen die Steinplatte, die sich mit leisem Knirschen zuschob. Fast gleichzeitig mit dem Einrasten in die Fugen, hörte ich hinter mir ein ähnliches Geräusch. Sehr bald hatte ich herausgefunden, daß sich die Tür, an der wir uns so lange vergeblich abgemüht hatten, nun mühelos nach innen drücken ließ. Und solange diese Tür offen war, würde die Zwischentür wie zugeschweißt sein. Ein einfacher, aber genialer Trick …
„Hallo!“ rief ich in den breiter werdenden Türspalt. „Ist hier jemand?“
Schwaches Stöhnen drang an mein Ohr, dann stand ich einem alten, grauhaarigen Mann gegenüber, der eine ähnliche Lampe in der Hand hielt wie ich. Der Mann war völlig fertig. Seine Augen glänzten fiebrig, die Hände bebten, so daß der Lichtkegel seiner
Lampe auf dem Boden hin- und her zitterte.
„Professor Newman?“ fragte ich.
Der alte Mann nickte, schluchzte und fiel mir dann in die Arme.
„Dem Himmel sei Dank!“ stammelte er. „Ich dachte schon, daß ich niemals mehr hier rauskäme …“
Ich umfaßte seine Hüften und stützte ihn. Bevor ich mit ihm zurückging, warf ich einen raschen Blick in den Raum, aus dem er gekommen war. Der Raum war leer.
„Wo ist Hamza?“ fragte Newman, als wir endlich draußen standen. Die Sonne hatte inzwischen an Kraft verloren und stand nun als blutende, sterbende Kugel am Horizont. Wir halfen Newman die Leiter hinauf und legten oben eine Verschnaufpause
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