0420 - Der Magier von Lyon
Schließfach zu bringen und es darin zu versenken. Die Goldhaarige blieb hinter ihm zurück und war schon bald außer Sichtweite.
Teri Rheken hatte dieser Bursche gerade noch gefehlt, der auf die plumpe Tour versuchte, sie anzumachen. Woher er gekommen war, hatte sie nicht gesehen; er war plötzlich neben ihr gewesen.
Unter anderen Umständen wäre sie möglicherweise eingestiegen, auch wenn er nicht ganz ihr Typ war. Aber sie wollte ja gar nicht mitgenommen werden, sie wollte ja nur das riesige Grundstück umrunden. Noch ein paar Meter weiter war die Grenze. Da würde Teri einfach von der Straße verschwinden und entlang der Abzäunung ihren Weg fortsetzen. Gleichzeitig tastete sie immer wieder mal vorsichtig nach Zamorra, aber sein Bewußtseinsmuster hatte sich nicht verändert. Ihm drohte also derzeit keine Gefahr.
Sie war froh, daß der Sportwagentyp so schnell wieder aufgab. Langsam setzte sie ihren Weg fort, erreichte die Grenzkante und bog ab. Hier wuchs Gras, und Disteln gab es auch, aber das störte sie nicht. Stechpflanze und Druidin wichen sich gegenseitig aus, wo es möglich war.
Sie war gerade ein paar Dutzend Meter weit gekommen, als sie angegriffen wurde. Sie schaffte es nicht mehr, sich zu wehren oder die Flucht zu ergreifen, wie sie auch nicht mehr erkannte, woher der Angriff geführt wurde.
Blitzschnell war alles vorbei, und starr wie Lots Frau nach dem letzten Blick auf das Inferno über Sodom und Gomorrha stand sie da. Auch ihr Denken hatte augesetzt. Teri Rheken, die Silbermond-Druidin, hatte ihren Meister gefunden.
***
Der Beobachter registrierte, daß sein blitzschneller magischer Angriff erfolgreich verlaufen war. Die Frau mit den unheimlich starken magischen Kräften war ausgeschaltet und in Starre versetzt worden. Gegen die Schnelligkeit des Überfalls hatten ihr auch ihre Super-Kräfte nicht helfen können.
Sie war abgelenkt gewesen. Darauf führte der Beobachter einen Teil seines raschen Erfolges zurück. Ihre Gedanken hatten sich so mit dem Objekt ihrer Ablenkung befaßt, daß sie nicht mehr schnell genug hatte geistig umschalten und sich der Gefahr erwehren können.
Es war gut so.
Der Beobachter setzte abermals seine Magie ein. Er wollte die Frau, die starr geworden war wie ein Denkmal, schweben lassen und auf diese Weise in Gefangenschaft transportieren. Aber er stieß auf Abwehr. Eine grün flirrende Abschirmung baute sich um die Frau auf.
Sekundenlang begriff er nicht, wie das möglich sein konnte. Denn sie war doch gar nicht mehr in der Lage, ihre Magie zu entfesseln. Dennoch war da die magische Sperre, die den Beobachter daran hinderte, seine Energien wirken zu lassen.
Dann erkannte er, daß es sich um eine Abwehrwaffe handelte, welche die Frau bei sich trug, und die von sich aus reagierte. Das bestürzte ihn, zumal diese Abwehrwaffe eben nicht verhindert hatte, daß er das Denken der Fremden einfach ausschaltete. War er da auch für diese selbständig reagierende Abwehrwaffe zu schnell gewesen?
Er wußte es nicht.
Aber er begann trotz seines kurzen Erfolges Schwierigkeiten zu ahnen.
Denn dort draußen konnte er den Bewußtseinsinhalt der Erstarrten nicht so leicht sondieren wie im Haus, wo ihm weitaus mehr und bessere Möglichkeiten zur Verfügung standen. Er tappte also immer noch im dunkeln, was diese magisch begabte Frau hier zu tun hatte.
***
Der unterirdische Raum, in den Professor Zamorra geführt worden war, hätte ebensogut in einem Kulttempel sein können. Mehrfach abgestuft erhob sich ein Podest, auf welchem sich ein reichhaltig verzierter Altar befand. Dahinter lag alles in tiefer Schwärze. Rechts und links an den Wänden waren bestickte oder bedruckte Behänge — genau konnte Zamorra es bei der ungünstigen Ausleuchtung nicht auf Anhieb erkennen, und zahllose Nischen beherbergten allerlei Gegenstände, Gefäße und Figürchen. Gut hundert Kerzen brannten in Wand-und Tischleuchtern und schufen ein gelbliches Licht mit unzähligen grauen Schatten. Phosphoreszierende Linien zogen geometrisch exakte Muster und Kreise über den Fußboden. Eine Reihe von verschlungenen Symbolen, Sigillen gleich, begleiteten die Geraden und Kreise. Auf kleinen Säulen rechts und links neben dem Altar erkannte Zamorra Schädel; auf dem Altar selbst eine Kristallkugel, gut kopfgroß und auf schwarzen Samt gebettet.
Auf den ersten Blick war dieser Ritualraum recht eindrucksvoll gestaltet. Auf den zweiten Blick bemerkte Zamorra, daß die phosphoreszierenden Symbole auf dem
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