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0420 - Der Magier von Lyon

0420 - Der Magier von Lyon

Titel: 0420 - Der Magier von Lyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Boden zwar Sigillen glichen, aber keine waren; jemand schien irgend etwas dorthin gemalt zu haben. Schutz- und Bannfunktionen konnten sie jedenfalls nicht ausfüllen. Sie waren nur Dekoration ohne jeglichen weiteren Nutzen.
    Ob Thibaut das wußte? Oder glaubte er, diese Phantasiezeichen würden tatsächlich irgend etwas bewirken?
    Wahrscheinlich fiel selbst mancher Experte noch drauf herein. Aber Zamorra, der sich seit einer kleinen Ewigkeit intensiv mit Magie und Okkultismus befaßte, hatte im Laufe der Jahre genug gelernt, um diesen faulen Zauber zu durchschauen.
    Er wollte sich dem Altar nähern, um Kristallkugel und Schädel näher in Augenschein zu nehmen, aber dann ließ er es doch. Chrissie hatte ihm eben, ehe sie ihm die weiße Kutte reichte, genau bedeutet, in welchem Doppelkreis er stehenzubleiben hatte. Und genau dorthin stellte er sich jetzt.
    Warum sollte er prüfen, ob die Kristallkugel in Wirklichkeit aus Plexiglas und die beiden Schädel aus Kunststoff bestanden? Es war doch egal! Die falschen Sigille besagten doch schon alles.
    Die weiße Kutte, die er trug, reichte bis auf den Boden hinab, der sich überraschend warm unter seinen Fußsohlen anfühlte. In dem kleinen Vorbereitungsraum hatte Chrissie ihm auch erklärt, daß diese Kutte das einzige sei, was er bei dem Ritual tragen dürfe. Alles andere habe er abzulegen, auch Schmuck. Nichts dürfe störende Impulse aussenden.
    Er war dieser Anweisung gefolgt, weil er nicht sicher war, ob er nicht nach Chrissies Abgang heimlich beobachtet wurde. Er traute es Thibaut zu, das Ritual abzubrechen oder gar nicht erst stattfinden zu lassen, wenn den Anweisungen nicht hundertprozentig Folge geleistet wurde.
    Etwas seltsam fühlte er sich in diesem locker fallenden Ritualgewand schon, das weite Fledermausärmel, eine auf dem Rücken gefaltete Kapuze, aber keinen Gürtel besaß. Noch seltsamer aber fühlte er sich, weil er immer noch nicht sicher war, was jetzt auf ihn wartete und ob Thibaut ihm nur etwas vorspielte, oder ob mehr dahinter steckte.
    Die Linien und Zeichen auf dem Boden leuchteten stärker. Sie sogen das schummerige Kerzenlicht in sich auf. Wenn die Kerzen verloschen, würden die Phosporlinien hell leuchten.
    Als er wieder zum Altar hinsah, verblüffte ihn etwas, dem er vorhin keine Beachtung geschenkt hatte. Die überall stehenden Kerzen leuchteten den großen Raum zwar schlecht, aber gleichmäßig aus - bis auf den Platz hinter dem Altar! Dort war immer noch tiefe Schwärze!
    Dabei standen zahlreiche Kerzen nahe genug, um auch diesen Bereich ausleuchten zu können.
    Mit welchem optischen Trick wird dort gearbeitet? fragte Zamorra sich. Im nächsten Moment sah er aus der Scwärze heraus den Magier treten, und im Moment seines Erscheinens klang gedämpfte Musik auf.
    Beruhigende, einschläfernde Meditationsmusik asiatischer Prägung, die durchaus angenehm wirkte. Aber Zamorra bemühte sich, diese Musik zu verdrängen. Er wollte das Ritual wachen Auges beobachten und dabei mehr über Thibaut herausfinden.
    Der Magier trug ein silbern fluoreszierendes Gewand ähnlich der Kutte, die man Zamorra gegeben hatte. Aber der Zuschnitt war doch wieder anders, nur konnte der Parapsychologe beim besten Willen keine Einzelheiten erkennen. Bei jeder Bewegung schien das silberne Gewand sich zu verändern und machte einen anderen Eindruck.
    Lautlos trat Thibaut von hinten an den Altar heran. Woher war der Magier gekommen, der plötzlich aus der Schwärze auftauchte? Zamorra hatte keine Tür im Hintergrund gesehen, die sich bewegte, und das fluoreszierende Gewand hätte auch in der Dunkelheit schon diesen oder jenen Lichtstrahl einer Kerze auffangen und zurückwerfen müssen!
    Thibaut streckte die Hände vor. Zamorra sah, daß sie in silbernen Handschuhen steckten, oder hatte Thibaut seine Hände mit silberner Farbe bemalt? Er legte sie von rechts und links um die Kristallkugel.
    Kein vernünftiger Zauberer würde eine Kugel jemals mit den Händen berühren! Hier stimmte schon wieder etwas nicht, und der Verdacht, es mit einem Gaukler zu tun zu haben, verfestigte sich in Zamorra immer mehr. Plötzlich glaubte er auch nicht mehr daran, daß Thibaut irgend welche hellseherischen Fähigkeiten besaß. Hatte Vaultier nicht gestern nachmittag am Telefon behauptet, Thibaut besäße einen ausgezeichneten Informationsdienst?
    Vielleicht ließ er die Leute, mit denen er es zu tun hatte, doch irgendwie bespitzeln. Aber dann mußte er auch Zamorra schon enttarnt haben. Warum

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