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0420 - Der Magier von Lyon

0420 - Der Magier von Lyon

Titel: 0420 - Der Magier von Lyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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spielte er in diesem Fall noch Katz und Maus?
    Zamorra rief sich zur Ordnung. Er durchschaute Thibaut immer noch nicht, hing aber auch immer noch in derselben Gedankenschleife wie bisher.
    Kaum hatte Thibaut die Kristallkugel berührt, als sie von innen heraus schwach zu leuchten begann. Immer stärker wurde das Leuchten, konnte Zamorra aber nicht beeindrucken. Jahrmarkt-Gaukler verwendeten denselben Trick für ihre Show. Aber dann wurde das Leuchten blendend grell und verlosch abrupt. Aber jetzt zuckten Blitze im Innern der Kugel hin und her, sich rasend schnell bewegend und verästelnd zu einem verwirrenden Gitterwerk.
    Ablenkung! erkannte Zamorra und schenkte den Blitzen in der Kugel keine Aufmerksamkeit mehr. Er achtete auf Thibaut und seine direkte Umgebung.
    Als die Mädchen erschienen, bekam er wieder nicht mit, auf welche Weise sie aus der Schwärze hervor kamen.
    Für Sylvie und Chrissie schien bei der Ausstattung dieser Zauberbühne nicht mehr viel Geld im Etat übrig geblieben zu sein, denn sie trugen keine Ritualgewänder. Sylvie hatte Zamorra ja gestern schon hüllenlos bewundern können, aber Chrissie, die ihm bisher nur in ein Badetuch gewickelt bekannt war, stand ihr in puncto Figur in nichts nach. Beide Mädchen hatten ihren nackten Körper mit silbern flirrenden Symbolen bemalt, die den Phosphor-Sigillen äuf dem Fußboden ähnelten.
    Die zuckenden Blitze in der Kugel wurden ruhiger und auch weniger. Schließlich flammte es nur noch im Herzschlagrhythmus in der Kugel auf. Zu seiner Überraschung merkte Zamorra, daß es sein eigener Herzschlag war, der das Aufleuchten der Blitze zu bestimmen schien.
    Thibaut sprach. Gleichmäßig war der Tonfall. Nicht einmal hob oder senkte er die Stimmlage, nicht einmal wurde er lauter oder leiser. Monoton flossen die Worte über seine Lippen. Zamorra lauschte. Was war das für eine Sprache? Keine, die ihm bekannt war, dabei war er ein ausgesprochenes Sprachtalent und konnte sich fast überall auf der Welt einigermaßen verständigen. Teilweise klang es nach Latein und Altgriechisch, dann aber wieder so fremd, daß er es absolut nicht einordnen konnte. Aber eine Dämonensprache konnte es auch nicht sein.
    Schwebten die beiden Mädchen? Hatten sie nicht den Kontakt zum Boden verloren und bewegten sich in etwa zehn Zentimetern Höhe über dem Podest? Aber warum konnte Zamorra dann immer noch keine magische Aura erfassen? Weder Weiße noch Schwarze Magie?
    Wenn hier wirklich gezaubert wird, nenne ich mich künftig Nikodemus Nepomuk, dachte er. Thibaut arbeitete nur mit Tricks und Gaukelei. Zamorra glaubte erkannt zu haben, was er finden würde, wenn er diesen Raum untersuchte: Spiegel, mit denen man das Auftauchen und Verschwinden von Menschen vorgaukeln konnte, wie auch das Schweben. Alle drei waren nicht echt - weder Thibaut noch die beiden schwebenden Mädchen. Sie waren nur Spiegelbilder. Sie selbst hielten sich hinter einem Sichtschutz auf und vollzogen da ihre Vorstellung.
    Immerhin — wer sich von der einschläfernden Musik und der monotonen Stimme einschläfern ließ und auch von Anfang an ohne gesunde Skepsis an diese Sache herangegangen war, den mußte es ungeheuer beeindrucken.
    Zamorra lächelte.
    Dabei hatte dieser faule Zauber sogar Wirkung - das Ritual half Zamorra tatsächlich, schneller zur Lösung des Problems zu kommen! Das Problem trug den Namen Tibor Thibaut, und der schien nicht einmal zu ahnen, daß er selbst das ›Forschungsobjekt‹ war, um das Zamorra sich kümmerte und zu dessen ›Problemlösung‹ er die Hilfe des Magiers erbeten hatte.
    Thibaut war ein Täuscher, aber dennoch hatte er mit diesem Täuschungsversuch den Erfolg, den er Zamorra geben wollte, ohne zu ahnen, daß dessen Erfolg Thibauts Mißerfolg sein würde. Nach dem Bericht würde Vaultier kein Centime mehr an den Magier verschwenden.
    Aber — wer zum Teufel hatte dann Roquet, Vaultier, Magnon und auch Zamorra selbst manipuliert?
    Das Ritual fand seine Ende. Die Musik verklang. Nacheinander verschwanden die beiden Mädchen und Thibaut aus dem Raum, und das Blitzezucken in der Kugel verlosch. Dann fuhr ein kräftiger Windstoß durch den Raum - und die Kerzen flackerten heftig und verloschen.
    Ausnahmslos.
    Dunkel wurde es dennoch nicht, weil die Phosphorlinien auf dem Boden leuchteten und das gespeicherte Licht jetzt ganz allmählich wieder abgaben. Sie zeigten Zamorra den Weg in Richtung Tür.
    Aber jetzt, nach dem Ende des Rituals, wollte er sich den Altar doch noch

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