0420 - Der Magier von Lyon
ein dämonisches Wesen oder auch ›nur‹ ein Schwarzmagier verbarg, und damit würde sie Zamorra in Gefahr bringen. Es war besser, sie wartete ab.
Seine Anwesenheit zu erfühlen, fiel ihr wesentlich leichter. Sie nahm seine Aura ganz schwach wahr und wußte, daß er konzentriert an sie denken würde, wenn er aus anderen Gründen in Gefahr geraten würde. Dann konnte Teri immer noch eingreifen.
Sie war fast sicher, daß es nötig werden würde.
Langsam ging sie weiter. Sie spielte mit dem Gedanken, das Grundstück von einer anderen Seite her heimlich zu betreten und sich dem Haus so weit zu nähern, daß sie ausspionieren konnte, was in seinem Inneren vorging. Aber noch war sie unschlüssig.
***
Daß sie beobachtet wurde, ahnte sie nicht.
Der Beobachter hatte sich selbst sorgfältig abgeschirmt. Seinerseits registrierte er aber deutlich, daß eine Frau mit außerordentlich starken magischen Kräften sich in der Nähe aufhielt. Er sah sie nicht mit seinen Augen, sondern mit seinen abgeschirmten Sinnen, wenngleich er sie durch die Abschirmung nicht eindeutig identifizieren konnte. Aber ihre magischen Kräfte waren übernormal stark. Sie konnte kein normaler Mensch sein.
Er wurde vorsichtig. Was wollte sie hier, ausgerechnet jetzt? Vielleicht sollte er etwas gegen sie unternehmen, solange es noch Zeit war. Er spürte, daß sich eine Gefahr über ihm zusammenbraute, nur wie diese Gefahr aussah und ob sie von der magisch unheimlich stark begabten Fremden ausging, konnte auch er noch nicht erkennen.
***
Zamorra stoppte den BMW vor dem Haus. Diesmal war er schneller an der Tür, als Thierry sie ihm öffnen konnte, obgleich ›Nicolas Duval‹ sich am Tor angemeldet hatte. Ohne die ferngesteuerte Öffnung des Tores wäre er ja erst gar nicht aufs Grundstück gelangt. Zumindest nicht mit dem Wagen.
Thierrys Gesicht war ausdruckslos, als er sagte: »Wir haben Sie schon nicht mehr erwartet, Monsieur Duval.«
Unwillkürlich sah Zamorra auf seine Uhr. Die zeigte dreizehn Minuten vor der vereinbarten Zeit. »Aber dann hätte ich doch, wie verabredet, rechtzeitig abgesagt«, sagte er verblüfft. »Wie kommen Sie darauf, daß ich vielleicht nicht wieder erschienen wäre?«
Thierry antwortete nicht. »Folgen Sie mir bitte«, sagte er.
Er führte den Parapsychologen in das große Wohnzimmer, das er schon von seinem gestrigen Besuch her kannte. »Kommen wir zunächst zum Geschäftlichen«, sagte er. »Sie haben an den bestätigten Scheck gedacht, Monsieur?«
Zamorra händigte ihm einen schmalen Umschlag aus. Thierry warf keinen Blick hinein. Kam er nicht einmal auf die Idee, daß in dem Umschlag nur ein Streifen Papier sein könnte oder die Unterschrift fehlte?
»Warten Sie bitte, Monsieur Thibaut wird gleich erscheinen. Bitte, machen Sie es sich doch bequem.«
Das Kaminfeuer brannte wieder. Zamorra hatte einige Minuten lang Zeit, sich in dem großen Zimmer umzusehen. Draußen hinter den Sträuchern, die eine Direktsicht versperrten, war Bewegung am Swimmingpool, aber wer sich dort erfrischte, war nicht zu erkennen.
Auf der Treppe waren Schritte zu hören.
Sylvie, die schwarzhaarige Schönheit, kam wieder herab. Diesmal trug sie etwas mehr als gestern; einen bodenlangen, samtschwarzen Kaftan, der in der Taille von einer roten Kordel gegürtet wurde. »Sie sind sehr pünktlich, Nicolas«, sagte sie. »Das ist gut.«
»Wieso? Ist der Andrang so groß?« konnte Zamorra sich die etwas spöttische Frage nicht verkneifen.
Sylvie lächelte. »Das wüßten wir zu vermeiden. Aber es deutet auf eine innere Bereitschaft hin, das Kommende zu akzeptieren, und diese Bereitschaft ist auch erforderlich, um einen Erfolg in Ihrem Sinne zu erzielen.«
Geschwätz! dachte Zamorra amüsiert. Von Pünktlichkeit auf innere Bereitschaft zu schließen, war nun wirklich der Gipfel des Nonsens. Wenn alles andere ebenso ablief, sah es doch eher nach Scharlatanerie aus.
Sylvie trat zur Tür, die auf die Terrasse hinaus führte. Sie berührte einen Schaltknopf. Ein Stellmotor ließ die Tür aufgleiten. Von draußen tauchte ein anderes Mädchen auf, ebenfalls mit langem schwarzen Haar und in ein großes Badetuch gehüllt. Das Haar war noch feucht, und ein paar Wassertropfen glitzerten auf den Schultern.
»Ich bin Chrissie«, stellte die Nixe sich vor. »Und Sie müssen Nicolas sein?«
Zamorra nickte. Das war also die zweite Helferin, denn gestern hatte Thibaut von zwei Helferinnen gesprochen, als er Sylvie vorstellte.
Helferinnen…
Ihm kam
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