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0420 - Der Magier von Lyon

0420 - Der Magier von Lyon

Titel: 0420 - Der Magier von Lyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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man aber mit diesen Wort-Ungeheuer mächtig beeindrucken. Zamorra fühlte, daß er nahe daran war, etwas zu sagen und sich mit seiner Fachkenntnis zu verraten.
    Und dann wunderte er sich, wieso Thibaut so viel über ihn und auch über seine ›weit entfernte Freundin‹ wußte, aber ihn selbst anscheinend nicht entlarvte!
    »Sie zweifeln immer noch, Monsieur Duval. Das sollten Sie nicht. Vertrauen Sie. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Erleben Sie diese Sitzung, und sagen Sie mir anschließend, was Sie davon halten. Sollte meine Arbeit nicht zu Ihrer Zufriedenheit ausfallen, erhalten Sie selbstverständlich Ihr Geld zurück, und wir werden über eine Entschädigung meinerseits reden. Bitte, Monsieur…«
    Er streckte den Arm aus und deutete auf die große Tür, die auf den Korridor hinaus führte. »Meine Helferinnen werden sich Ihrer annehmen. Oder wollen Sie doch noch auf meine Hilfe verzichten?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Eine andere Formulierung fiel ihm auf. »Sie sagten gerade, ein Fremder würde stören. Nimmt Thierry nicht an dem Ritual teil? Er wäre doch dann auch ein Störfaktor!«
    »Er wäre es, wenn er sich im Hause befände. Aber Thierry ist fort. Er wird zurückkehren, sobald das Ritual beendet ist, nach Abschluß der Sitzung. Bis dahin sind meine Helferinnen und wir beide in diesem Haus allein. So können die kosmischen Schwingungen nur uns berühren. Tja, wenn Sie vorher noch eine Erfrischung zu sich nehmen möchten, werde ich mich selbst bemühen müssen.« Er lächelte. »Das kommt davon, wenn man das Personal ein paar Minuten zu früh fortschickt. Ich werde alt und nachlässig.«
    »Ich bin wunschlos glücklich«, sagte Zamorra ironisch. »Danke, Monsieur. Äh - darf ich so indiskret sein, nach Ihrem Alter zu fragen? Darf ein Magier sich überhaupt Nachlässigkeiten erlauben?«
    »Sie sehen es mit Humor. Auch das ist gut. Sie befinden sich auf dem Weg zur Harmonie«, sagte Thibaut. »Ich bin vierzig, und nachlässig nur im privaten Bereich, wenn überhaupt einmal, so wie eben. Während der Sitzungen wird mich niemand bei einer Nachlässigkeit ertappen können. Das bin ich meinen Klienten schuldig. Verzeihen Sie mir, daß Thierry anfangs nicht gastfreundlich genug war und es mir zu spät auffiel. Wenn Sie nun bitte mitkommen würden?«
    Wenn du nicht so viel schwätzen würdest! dachte Zamorra, der sich von den ausschweifenden Reden des Magiers eingelullt fühlte. Aber vielleicht war das der Sinn? Vielleicht wollte Thibaut seine Wachsamkeit einschläfern, ihn dumm reden?
    Er war gespannt, was als nächstes kam.
    ***
    Thierry hatte das Haus verlassen. Neben ihm auf dem Beifahrersitz des schnellen Renault Alpine lag eine kleine Kassette, in der sich Zamorras Scheck befand. Thierry nutzte die Zeit, in der Tibor Thibaut allein sein mußte, um den Scheck zum Schließfach zu bringen. Oberste Devise Thibauts war, nie mehr Geld im Haus zu haben als unbedingt erforderlich. Es reichte schon, wenn die luxuriöse Ausstattung des Anwesens Diebe anlockte, die es auf Bilder und Wertsachen abgesehen hatten. Geld brauchten sie, egal in welcher Form, nicht auch noch zu finden, und die Summen, die die Klienten ins Haus trugen, waren immerhin beträchtlich.
    Über die eingebaute Funksteuerung öffnete Thierry das Tor und ließ es hinter dem Wagen wieder automatisch zugleiten. Er bog auf die Straße ab. Nach ungefähr fünfhundert Metern sah er ein Mädchen stadteinwärts schlendern. Golden schimmernde Haare bis zu den Hüften… unwillkürlich stieß Thierry einen leisen Pfiff aus. Was das Girl hier draußen zu Fuß machte, war ihm nicht ganz klar, aber vielleicht ließ sich eine Gelegenheit zum Anbandeln nutzen. Er stoppte den Alpine neben der Goldhaarigen, senkte die Scheibe der Beifahrertür ab und sprach das Mädchen an. »Darf ich Sie zur Stadt mitnehmen, Mademoiselle? Zu Fuß ist es doch noch ein bißchen weit…«
    Die Goldhaarige sah ihn von oben her an und zuckte dann mit den Schultern. »Ich gehe gern zu Fuß. Bemühen Sie sich nicht weiter.« Sie wandte sich ab und schlenderte weiter.
    »Aber es macht mir wirklich keine Mühe, Mademoiselle«, versicherte Thierry.
    »Kein Interesse, mein Bester«, ließ ihn die Goldhaarige kühl abblitzen.
    Thierry fuhr wieder an und schloß das Fenster. Dann eben nicht… und schließlich wurde er in einer Stunde ohnehin wieder gebraucht, aber in dieser Stunde hätte man einiges abklären können. Er fuhr weiter in Richtung Stadt, um die Kassette mit dem Scheck zum

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