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0420 - Der Magier von Lyon

0420 - Der Magier von Lyon

Titel: 0420 - Der Magier von Lyon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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einmal näher ansehen. Mit ein paar Schritten überbrückte er die kurze Distanz, trat auf die oberste Stufe des Podestes und stand unmittelbar vor dem Altar mit der erloschenen Kugel.
    Er tat ebenfalls, was kein vernünftiger Magier tun würde und berührte die Kugel auch. Sie war heiß. Die darin zuckenden Blitze hatten die gläserne Hülle ganz hübsch aufgeheizt. Aber dann hatte Zamorra die Kugel plötzlich in der Hand und konnte an ihrer Unterseite keinen Kontakt feststellen, durch den Strom hätte fließen können.
    Da gab es - nichts!
    Er verwünschte die Tatsache, daß es fast völlig dunkel geworden war. Die Phosphorlinien reichten zwar, ihm den Weg zu weisen, aber hier oben schufen sie längst keine Helligkeit mehr.
    Zamorra legte die Kugel auf den Samt zurück. Er tastete nach links, berührte einen der Schädel und war verblüfft, keinen Kunststoff unter seinen Fingerkuppen zu spüren. Dieser Schädel fühlte sich verdammt echt an.
    Das Ganze muß man mal bei Licht untersuchen! dachte er. Aber Thibaut würde es ihm kaum gestatten, und zum Einbrecher wollte er auch nicht werden.
    Er kehrte um. Hier konnte er nichts mehr feststellen. Nach ein paar Sekunden hatte er den kleinen Umkleideraum erreicht. Es gab einen Dimmer, mit dem er die Helligkeit vorsichtig herauf regeln konnte; nach der Düsternis im Altarraum eine Wohltat für seine Augen, nicht gleich in blendende Helligkeit schauen zu müssen.
    Er streifte die weiße Kutte ab und kleidete sich wieder an. Kaum war er fertig, als Chrissie auftauchte, diesmal weder nackt noch im Badetuch, sondern in einem kurzen, dunklen Kleid. »Kommen Sie, Nicolas.«
    Es klang unpersönlich. Vorhin hatte ihre Stimme weitaus freundlicher geklungen.
    Zamorra folgte ihr. Sie führte ihn die Treppe hinauf ins Parterre zurück und in das große Wohnzimmer mit dem Kamin. Sylvie und Thibaut waren ebenfalls anwesend, und Thierry desgleichen.
    »Sie sind ein Narr, Zamorra«, sagte Thibaut.
    ***
    Zamorra brauchte ein paar Sekunden, bis er begriff, daß er mit seinem richtigen Namen angesprochen worden war. Aber er fing sich sofort wieder. Er sah zwischen Thibaut und Thierry hin und her. War Thierry der Ermittler gewesen, der in seiner Abwesenheit aus dem Haus herausgefunden hatte, mit wem sie das Vergnüngen hatten? Dazu brauchte er an sich nur den BMW geöffnet zu haben. Im Handschuhfach lag die Zulassung des Wagens, und die lautete auf den Namen Zamorra.
    »Was wollen Sie damit sagen, Thibaut — oder wie auch immer Sie heißen?« gab er scharf zurück.
    »Ich habe Sie durchschaut«, sagte Thibaut. »Etwas geahnt habe ich gestern schon, war mir aber nicht ganz sicher. Doch als Sie heute wider Erwarten doch kamen, wuchs mein Verdacht. Jetzt aber weiß ich, wer Sie sind. Zamorra, Professor der Parapsychologie, Château Montagne im Loire-Tal. Sie wollten mich unter die Lupe nehmen, meine Tricks entlarven, oder? Deshalb haben Sie sich unter falschem Namen eingeschlichen.«
    »Woher wollen Sie das wissen?« fragte Zamorra zurück. Er versuchte zwischen den vier Personen einen Blickwechsel oder geheime Verständigungszeichen auszumachen, aber es gelang ihm nicht.
    »Sie haben sich vorhin selbst verraten«, sagte Thibaut. »Sie waren während des Rituals nicht bei der Sache.«
    »Was aber keinen Hinweis auf meine Identität gegeben haben kann«, wehrte Zamorra ab.
    Thibaut trat unmittelbar vor ihn und sah ihn starr an. In seinen dunklen Augen glomm wieder der seltsame Schimmer, den Zamorra auch gestern schon beobachtet zu haben glaubte.
    »Halten Sie mich doch nicht für dumm!« fuhr Thibaut ihn an. »Vergessen Sie nicht, daß ich über einige Fähigkeiten verfüge, die mich doch ein wenig von anderen selbsternannten Magiern abheben, die mit ihren Kunststücken die Leute auf den Arm nehmen. Sie werden es möglicherweise Hellsichtigkeit nennen, ich selbst wage keine Bezeichnung dafür zu treffen. Aber diese… Hellsichtigkeit hat mir schon oft Dinge verraten, die andere lieber geheimhalten würden… Und jetzt weiß ich definitiv, wer Sie sind und was Sie hier wollen. Damit hätten Sie doch eigentlich rechnen müssen, Sie Experte. Habe ich Ihnen nicht gestern genug Kostproben gegeben, um Sie nachdenklich zu machen?«
    Zamorra hielt seinem Blick stand. »Gehörte zu diesen Kostproben auch der magische Block, den Sie mir verpaßt haben, um zum Killer auf Abruf zu werden wie Roquet, Vaultier und Magnon?«
    Alles in ihm spannte sich. Er war bereit, innerhalb einer Sekunde das Amulett zu

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