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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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fanden wir Lieutenant Rice, der den Einsatz leitete.
    Er stand mit hochrotem Kopf und offenem Jackett neben einem Funkwagen und gab unentwegt Weisungen über Sprechfunk. Im Augenblick hatte er keine Zeit für uns. Deshalb wandte ich mich zu dem Einsatzwagen der Feuerwehr und schnappte mir einen Schutzhelm und eine Gasmaske. Ohne viel zu fragen, stolperte ich durch den Haupteingang des noch immer schwelenden Gebäudes. Die Flammen waren zum größten Teil gelöscht, überall rann das Wasser über den Parkettboden.
    Zwei Mann in Asbestanzügen brachen mit einer breitflächigen Zange Glasreste aus dem Gestell der Glasvitrinen. Ich lief weiter und durchsuchte jeden Winkel. Nach ein paar Minuten stieß ich auf einen einzelnen Handschuh, der mir merkwürdig fremd in dieser Umgebung vorkam. Ich hob ihn auf. Vielleicht hatte ich hier einen Hinweis.
    Im schmalen Treppenaufgang an der Gartenfront fand ich einen Brandherd. Es war offensichtlich, dass hier eine hochbrisante Masse gezündet worden war. In den Fußboden war ein dunkler Krater gefressen, und es roch noch stark nach Chemie. Ich hatte einen ziemlich genauen Überblick gewonnen und machte mich auf den Rückweg. Trotz der Gasmaske begannen die Augen von der stickigen Luft zu tränen. Erst als ich im Freien war, konnte ich ein paar Mal tief durchatmen. Und schon hörte ich den tiefen Bass von Lieutenant Rice hinter meinem Rücken. Gleichzeitig stieß Phil zu uns, der einen wild gestikulierenden Mann am Ärmel festhielt.
    »Das ist Mister Mullen«, sagte Phil trocken. »Er möchte gerne eine Beschwerde loswerden.«
    Bevor Mullen noch einen Satz sagen konnte, fuhr ihn Rice wie ein wütender Dompteur an. Mullen hielt verblüfft inne, dann wurde er trotzig.
    »Augenblick«, unterbrach ich, »haben Sie etwas beobachtet, was uns helfen kann?«
    »Ich bin der Organisator«, sprudelte Mullen los, »aber mit diesem Fiasko bin ich erledigt. Warum hat die Polizei nicht besser aufgepasst? Diese Gangster benahmen sich, als hätten sie die Staatsgewalt.«
    »Kommen Sie mit«, schlug ich vor, »hier ist kein Ort zum Lamentieren. Ihre Aussage brauchen wir noch.«
    Lieutenant Rice gab Order, dass alle greifbaren Zeugen in derselben Nacht noch ins Hauptquartier gebeten werden sollten. Er wollte unverzüglich mit der Fahndung beginnen. Wir machten den Anfang, indem wir Mullen in den Wagen packten und hinter Rice herfuhren. Mit Sirene und Rotlicht ging es auf dem schnellsten Weg in sein Büro.
    Die Vorderfront des Gebäudes war notdürftig abgestützt worden. Der Schaden war nicht so groß, wie es auf den ersten Blick aussah. Im Police Office legte Rice los, und er tobte noch mehr, als er erfuhr, dass Ciro Ellis auf raffinierte Art befreit worden war.
    »Das heißt, dass Ellis an dem Überfall beteiligt war«, sagte ich sanft. »Sonst hätten die Gangster nicht das Risiko auf sich genommen, die Befreiung kurz vor dem Coup zu starten!«
    »Von ihm haben wir eine Menge Fakten, die für eine Großfahndung ausreichen«, sagte Phil. Er warf den Schnellhefter auf den Tisch, den er aus New York mitgebracht hatte.
    »Der Möbelwagen ist vor einer Stunde gestohlen worden. Der Fahrer hatte es noch gar nicht gemerkt. Fingerabdrücke waren abgewischt«, knurrte der Lieutenant. »Außerdem hat er das Gitter vor dem Zellenfenster mit dem gleichen Teufelszeug weggeschmolzen wie die Sicherheitsgläser an den Vitrinen.«
    »Mister Mullen kann uns bestimmt sagen, wie groß die Beute ist«, warf ich ein. Der Mann wartete noch immer im Vorzimmer, wo ein Kleiderschrank von Sergeant geduldig seine Jammertiraden über sich ergehen ließ. Mit einem sichtlichen Gefühl der Erleichterung schob er den Organisator ins Büro.
    »Die besten Stücke des Jahres«, seufzte Mullen mit Pathos. »Über eine Million wert. Der Skandal wird mich ruinieren.«
    »Ist Ihnen nichts aufgefallen?«, unterbrach ich ihn. »Einer oder zwei der Gang müssen doch vorher im Haus gewesen sein. Der Brand ist nicht von außen gelegt worden.«
    »Ich kenne fast alle der Herren, Juweliere mit bekannten Namen. Nur ganz wenige waren mir fremd. Aber es gibt ja immer wieder Neulinge in der Branche.«
    »Haben Sie ein gutes Personengedächtnis?«, fragte Phil.
    »Wen ich einmal gesehen habe, den vergesse ich niemals wieder.«
    Wir wechselten einen Blick. Es könnte helfen, wenn Mullen unsere Bilderalben durchblättern würde. Hier waren keine Anfänger am Werk gewesen. Und alle Fachleute dieses Kalibers hatten wir säuberlich mit Namen und Prints

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