0420 - Sie holten sich den grauen Joe
Wandsafe fand er nicht die geringste Spur.
Halb bewusstlos lauschte Gramercy auf die Geräusche. Er rollte sich ächzend ein paar Zoll näher an den Tisch. Während er aus fast geschlossenen Augen die beiden beobachtete, hob er langsam die rechte Hand.
Zwei Handbreit über dem Boden drückte er kurz auf eine bestimmte Stelle des Tischbeins, dann fiel er zurück.
»Ich schlage vor, wir drehen ihn durch den Fleischwolf«, zischte Ciro wütend. Bevor jedoch der Boss zustimmen konnte, rappelte sich der schwer angeschlagene Hehler hoch. Ihm genügte der Anfang. Er spuckte ein paar Mal, dann nickte er ergeben mit dem Kopf. Ciro händigte ihm den Schlüssel aus, wobei er ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. Der Boss stand seitlich und achtete darauf, nicht in der Schusslinie zu stehen, falls Ciro Gewalt anwenden musste. Dann folgten sie dem Alten in den Flur. Dort hing neben der Wohnungstür ein Ungetüm von Gaszähler, das mit zwei Rohren an der Wand befestigt war.
Mit dem Schlüssel,öffnete er eine Zuhaltung, die es ihm erlaubte, den Zähler um 90 Grad herumzudrehen. Dahinter war eine feine Ritze von zwei Fuß im Quadrat sichtbar. Gramercy brauchte 34 nur auf zwei gegenüberliegende Ecken zu drücken, und schon schnappte die Stahltür auf.
***
Mit einer müden Handbewegung trat Gramercy zurück. Sofort machte sich Ciro an die Arbeit. Er fasste mit beiden Händen hinein und warf seinem Boss die Bündel zu. Unmerklich entfernte sich indessen Gramercy um zwei Schritte. Er stand mit hängenden Armen an der Wand und sah der Plünderung seines Safes zu.
In seiner Gier sah Ciro das kleine Loch nicht, das in der hintersten Ecke des Safes angebracht war. Er konnte auch nicht wissen, dass die darunterliegende Wohnung ebenfalls zu Gramercys Geschäft gehörte. Seit ein paar Minuten stand sein Geschäftspartner mit einem kleinen Browning an der Wand und wartete auf den richtigen Moment. Er hatte den letzten Teil des Gesprächs mit einem Mikrofon mitgehört.
Normalerweise erfuhr er so die Summe, über die Gramercy abschloss, und konnte die benötigte Summe von der anderen Seite in den Tresor packen, bevor Gramercy zahlte. Keiner der Kunden war bisher auf die Idee gekommen, sich angesichts eines vollen Tresors mehr zu nehmen.
Ciro holte die letzten vier Bündel Hunderter heraus und drehte sich halb um. Im selben Moment ging die Rückwand auf, und die Hand mit dem Browning zielte auf Ciros Hinterkopf.
Der Boss stopfte sich die Bündel in die Juwelentasche und drehte sich zur Tür. Im selben Moment peitschte ein Pistolenschuss auf. Es gab einen dumpfen Schlag, und aus den Augenwinkeln sah er Ciro nach vorn stürzen. Ohne zu überlegen warf sich der Boss auf den Boden. Noch im Fallen riss er den Derringer aus der Tasche. Er rollte halb herum und sah, dass Gramercy einen Revolver aus der Hosentasche zerrte. Der Griff war noch nicht halb heraus, da bellte der Derringer zweimal dumpf auf.
Gramercy brach zusammen. Er wurde einen halben Schritt nach hinten gerissen und ging vor dem Tisch zu Boden. Eine weitere Kugel jagte der Boss schräg nach oben in den offenen Wandtresor. Er hörte den Querschläger ins andere Zimmer pfeifen, während er im toten Winkel darunter an der Wand entlangkroch.
Mit einem Griff fegte er die Juwelen zu dem Geld in den Beutel, dann huschte er zur Tür. Mit ausgestreckten Fingern zog er den Schlüssel ab und klappte die Safetür zu. Fieberhaft sperrte er das Sicherheitsschloss auf. Einen letzten Blick warf er auf Ciro, der mit ausgebreiteten Armen auf dem Fußboden lag. Eine dunkelrote Blutlache wurde immer größer.
Statt die Treppe zu nehmen, wandte er sich nach links. Mit schnellen Schritten huschte er den Flur entlang. Das Flurfenster hatte er in zehn Sekunden erreicht und aufgeriegelt. Es waren etwa drei Yards bis zum Boden, aber er riskierte es. Jeden Moment konnten andere Hausbewohner kommen.
Er sprang und landete auf den Kreppsohlen federnd wie ein Stabhochspringer. Den Beutel mit der Beute fest in der Hand, spurtete er um die Ecke. In der Ferne heulte eine Polizeisirene auf. Ein kurzer Pfiff verständigte Poe, der wie ein gejagter Hase angeschossen kam. Gemeinsam verschwanden sie im nächstbesten Hinterhof und arbeiteten sich über Mauern und durch Toreinfahrten zur Franklin Avenue vor.
***
Als sie sich unbemerkt glaubten, verließen sie die schützende Deckung einer Garage und huschten in den U-Bahn-Eingang. Erst als sie in dem rumpelnden Wagen saßen, wich die Spannung etwas. Das Jackett
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