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0420 - Sie holten sich den grauen Joe

0420 - Sie holten sich den grauen Joe

Titel: 0420 - Sie holten sich den grauen Joe Kostenlos Bücher Online Lesen
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können.
    Die Türklinke ging genauso geräuschlos, das elektrisch verriegelte Schloss sprang sofort auf. Kaum waren sie in den dunklen und muffig riechenden Laden getreten, schloss sich die Tür hinter ihnen und schnappte ein. Sie warteten ein paar Sekunden, dann flammten zwei grelle Neonröhren auf. Sie hingen in Reflektoren genau über ihren Köpfen, sodass sie für kurze Zeit völlig geblendet waren. Dabei standen sie da wie Zielscheiben auf dem Rummelplatz.
    »Verdammt, was soll der Unsinn?«, knurrte der Boss.
    »Sie wünschen?«, fragte eine dünne Stimme, die eher einem Kind im Stimmbruchalter als einem Erwachsenen gehören konnte.
    »Braniff«, sagte der Boss leise und wartete auf die Antwort. Das Licht erlosch augenblicklich, und dafür wurde eine trübe Stehlampe eingeschaltet. Sie sahen jetzt den Mann, der nur fünf Schritte vor ihnen stand. Erhatte einen unverkennbar chinesischen Einschlag und reichte ihnen höchstens bis zur Schulter.
    »Kommen Sie mit«, sagte er kurz und drehte sich um. Im Gänsemarsch folgten sie ihm durch den Laden in ein Büro. Von hier aus ging es in einen engen Flur.
    Ein Stockwerk höher lag die Privatwohnung des Hehlers. Er schloss das Sicherheitsschloss auf, und sie traten ein. Die Wohnung war klein und sah ärmlich aus. Sorgfältig wurde hinter ihnen abgeschlossen, dann wandte sich Gramercy um. Aus pechschwarzen und geschlitzten Augen musterte er die beiden Besucher.
    »Worum handelt es sich?«, fragte er lauernd.
    »Ich habe ein paar Erbstücke«, sagte der Boss gelassen. »Lieferung frei Haus gegen Barzahlung.« Er holte den dünnen Beutel aus der Innentasche und warf ihn auf den niedrigen Couchtisch. Gespannt beobachteten sie das Gesicht von Gramercy, als er die Verschnürung löste und den Inhalt auf die schwarze Kunststoffplatte rollen ließ. Keinerlei Neugier oder Interesse war in seinen Zügen zu lesen. Gleichgültig rückte er eine Lampe näher und fischte eine dicke Lupe aus seiner Hosentaäche. Sorgfältig prüfte er einen Stein nach dem anderen.
    »Nichts Besonderes«, sagte er schließlich und bildete ein Häufchen aus den Juwelen. »Der Markt ist gesättigt, lyiehr als drei oder vier Stück kann ich nicht brauchen.«
    »Der Markt interessiert uns nicht im Geringsten«, knurrte Ciro, »und die Stücke sind erstklassig. Sie sind sämtlich zu haben, und zwar sofort, kapiert?«
    Der drohende Unterton war nicht zu überhören, aber das störte Gramercy nicht weiter. Er kannte seine Kunden. Ihm ging es bei dem Geschäft nur um die Höhe des Kaufpreises. Dazu musste er herausfinden, wie heiß den beiden der Boden unter den Schuhsohlen brannte. Zappeln lassen war eine alte Regel in dem Geschäft.
    »Sorry, heute geht es sowieso nicht mehr«, sagte er leise und legte sein asiatisches Gesicht in Falten.
    »Wir spielen hier nicht Domino«, sagte der Boss gefährlich leise und holte eine Zigarre aus der Tasche. Mit dem Fuß angelte er sich einen wackligen Stuhl und setzte sich. »Wenn der Glimmstängel aufgeraucht ist, will ich klar sehen. Die Steine haben einen Tageswert von über einer Million. Damit du nicht zu kurz kommst, sagen wir 300 000 Bucks und zwar sofort auf die Hand. Ist doch ein faires Angebot, oder?«
    »Wo denken Sie hin«, jammerte der Alte, »ich habe höchstens 40 000 flüssig. Mehr kann ich für das Zeug nicht bieten. Außerdem kann ich sie in dem Zustand nicht an den Mann bringen. Sie müssen jahrelang liegen und umgearbeitet werden.«
    »350 000«, sagte der Boss und drückte die halb gerauchte Zigarre aus. »Beeil dich, es wird sonst immer teurer.«
    Unbeeindruckt schüttelte Gramercy den Kopf. Auf einen Wink hin sprang Ciro vorwärts und stürzte sich auf den schmächtigen Hehler. Er riss ihn fast aus dem Anzug, als er ihn am Revers packte. Mit seiner kräftigen Pranke umklammerte er den Hals des anderen und schüttelte ihn wie einen Strohsack hin und her. Das Gesicht färbte sich langsam rot.
    Das Blut pochte in seinen Schläfen, und der Gaumen wurde ihm trocken. Als er die Augen verdrehte, ließ Ciro plötzlich los. Wie ein nasser Mehlsack ging Gramercy zu Boden. Geschickt wie ein Taschendieb durchwühlte Ciro seine Taschen, dann holte er einen kleinen Schlüsselbund hervor. Grinsend betrachtete er einen gezackten Tresorschlüssel.
    »Ich wette, diese Kröte hat die Bucks schön gebündelt hier irgendwo liegen«, sagte er. Ungeduldig machte er sich ans Suchen. Die billigen Kunstdrucke flogen auf den Boden, während er die Tapete absuchte. Von einem

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